Thailand
21.01.2013 - Chiang Khong am Mae Khong
Heute ist unser letzter und 56. Tag in Thailand. Morgen setzen wir mit der Fahre uber nach Laos. Aber der Reihe nach.
Chiang Rai hat 2 Gesichter. Das geschaftige und laute Zentrum um den Nachbazar und die beschaulichen Aussenbezirke zum Fluss hin und die Insel, auf der unser Gh gelegen ist.
Mit unseren Komfortablen Mountainbikes fuhren wir am Morgen zum Hilltribe Museum einer NGO. Dort bekam man per Video und vielen Infotafeln und Ausstellungsstucken einen guten Uberblick uber die 6 wichtigsten Bergvolker: die Hmong, Lisu, Lahu, Akha, Yao und Karen, uber ihre Dorfstruktur, Kleidung, ihre Sitten und Gebrauche sowie die Geschichte der Einwanderung und des Opiumanbaus.
Die obligate Tempeltour fiel an diesem Tag wie eine Pflichtveranstaltung sparlich aus. Der schonste Tempel fur uns war das Wat Phra Sing, das in seiner Verspieltheit an einen laotischen Tempel erinnert. Alle anderen Wats hatten uns zu viel Gips und Beton und waren etwas zu sehr goldglanzend.

Im Wat Mung Muang allerdings fand gerade eine Zeremonie statt, deren Bedeutung wir aber nicht erschliessen konnten. Monche sassen an der Innenseite des Bots und trugen eine Litanei vor und in Front zu Buddha sass eine kleine Gemeinde auf Stuhlen, horte mit gefalteten Handen zu. Das Bemerkenswerte, vom ersten Monch und weiter uber die Reihe von Monchen war ein dicker, weisser Faden gebunden und weiter zu den Zuhorern, die ihn um den Kopf schlangen und zum Nachbarn weiterfuhrten.

Auf diese Weise war die gesamte Gemeinde im Bot symbolisch miteinander verbunden. Die monton aber schnell vorgetragenen Verse erzeugten irgendwie eine magische Stimmung, die auch ausserhalb des Wats noch spurbar war.
Abschluss des Tages bildete am Abend der riesige Strassenmarkt, vergleichbar mit dem Weekendmarkt in Chiang Mai oder dem Schaferlauf in Markgroningen. Auf einer Strecke von 2-3 Kilomaeter waren in Doppelreihe Stande aufgebaut, an denen allerlei Nutzliches und Unsinniges, viele Kostlichkeiten und Leckereien oder einfach Gemuse und Obst angeboten wurde.

Auf einem grossen Platz standen Tische und Stuhle fur viele hundert Esser und eine Buhne mit mannshohen Lautsprecherturmen, die den Platz mit schrillen und langgezogenen Lauten beschallten.
Das Gedrange auf dem 5 km langen Marktgang und der Larm uber die Mikrofone liess uns ins Gh fluchten.
Mit einem klapprigen Lokalbus,

der alle Zylinder voll zu tun hatten, die Geschwindigkeit und Spur zu halten, fuhren wir am Morgen in die Hafenstadt am Mekong, Chiang Saen.
Dies ist die erste von Thais gegrundete Stadt, die etwa um 750 von China kommend im Tal des Mekong siedelten. Ahnlich wie Sukothai ist das alte Zentrum von einer alten Stadtmauer mit Graben umgeben, und hier und da erkennt man die Backsteinruinen der ehemaligen Tempelanlage zwischen knorrigen alten Baumen.
Die Stadt ist jedoch im Wandel. Grosse Flussboote, grossere Cargoschiffe konnen wegen des niederen Wasserstandes im Januar den Mekong nicht mehr befahren, aus China bringen Waren nach Thailand. Die neuen Handelswege nach Sudchina und die Hoffnung auf schnelle Profite locken Glucksritter und Spekulanten in die Stadt.
Da jedoch Sonntag war, hielt sich die Geschaftigkeit sehr in Grenzen.
In Gin's Gh mieteten wir ein Zimmer und Fahrrader, um die 10 km am Mekong entlang bis zum "Golden Triangel" zu radeln. Der Anblick tat richtig weh. Auf diesem Abschnitt ist von der Schonheit und Wildheit der "Mutter aller Wasser", wie der Mekong liebevoll genannt wird, nicht viel ubrig geblieben. Er macht hier eher den Eindruck eines adrett gekleideten Musterschulers mit gestyltem Sonntagsoutfit und akkuratem Scheitel. Sein Bett ist begradigt, die Ufer mit Felsgestein befestigt und Anlegestellen betoniert.
In Sob Ruak hatten wir wohl unverschamtes Gluck, denn die befurchteten Touristenmassen blieben an diesem Tag aus. Beim Goldenen Buddha

und dem Tor zum goldenen Dreieck

reihten sich zwar kilometerweit Souvenirstande, Restaurants und Hotels, aber alles blieb verwaist, die Verkauferinnen schlummerten schon seit Stunden in ihren Liegestuhlen.
Goldenes Dreieck – das weckt Assoziationen!
Und alle werden im Opium-Museum bestätigt. Dies geht auf die Mutter des Königs zurück. 1988 hat die alte Dame noch das „Doi Tung“ Entwicklungsprojekt angeregt, nämlich die Bergvölker vom Mohnanbau abzuhalten und sie für andere Erwerbsquellen zu begeistern. Mit mäßigem Erfolg. Allerdings ist inzwischen Afghanistan die Nr. 1 in der Welt.
Im großzügig gestalteten Museum wandert man durch die Welt und Unterwelt des Opiums, mit dem schon die Briten im Opium-Krieg gegen China Profite machte und die CIA ebenso, indem sie nicht die Drogenbarone bekämpfte, sondern sie im Kampf gegen Linke und US-Gegner unterstützte. Da durchläuft man Opiumhöhlen mit lebensgroßen Männern, die sehr verrucht und altmodisch wirken. Heutige Süchtige treiben sich in Parks oder Bahnhöfen der Großstädte herum.
Unklar bleibt in diesem Museum leider, warum so viele Menschen süchtig werden in Thailand, in der westlichen Welt, was in diesen Gesellschaften eigentlich kaputt gegangen ist.
Die Schrecknisse der Sucht werden sachlich dargestellt, die Anbaumethoden, Suchtschicksale – aber alles eben museal. Die Gegenwart bleibt blass, die Antworten auf viele Frage außen vor – es ist die endlose Geschichte missglückter Problembewältigung und der Königin Mutters Engagement hat etwas rührend Beruhigendes in einer beunruhigenden Welt.Nach dem Museumsbesuch in der sehr interessanten, aber leider viel zu edlen und aufwandig gebauten "Hall of Opium" hatten wir eine einfache Nudelsuppe in einem einfachen Strassenlokal an der Stelle, wo der Mae Sai River, der die Grenze Thailands zu Myanmar bildet, in den Mekong mundet, der Thailand von Laos trennt.

Dass es wichtig ist, die Bedeutung jedes auch noch so kleinen Wortes zu wurdigen, konnten wir bei der Fahrt nach Chiang Khong lernen. Im Reisefuhrer hiess es:"Nach Chiang Khong fahren grune Songthaews ab der Uferstrasse etwa stundlich bis 14 Uhr bis Had Bai (dort umsteigen)." Klingt gut. Und so fuhren wir um etwa 8.30 Uhr in die Uferstrasse zu den grunen Songthaews und warteten, tranken Kaffee. Und warteten.
Fast eine Stunde.
Inzwischen waren noch weitere grune Songthaews gekommen, deren Fahrer sich nun mit Plaudereien und kleinen Scherzen die Zeit vertrieben.
Nach langer Wartezeit deuteten wir fragend auf die Uhr und erhielten zur Antwort:" Fifteen persons." In eine solche Kiste passen aber bei allem Wohlwollen gerade mal 8-10 Personen rein. Wie also war das gemeint?
Wir warteten weiter. Vereinzelt schlenderten Einzelpersonen herbei, setzten sich auf Banke am Ufer und mit der Zeit konnte man einige als potentielle Mitfahrer identifizieren. Um 10.15 Uhr bedeutete der Fahrer, wir sollten die Koffer aufs Dach laden und einsteigen. Immer mehr stiegen jetzt zu, Und als das Ungetum schliesslich abfuhr, beforderte es letztlich 17 Personen - ohne Fahrer (12 auf die Banke gequetscht, vier im Freien auf der hinteren Plattform und eine Oma neben dem Fahrer). Die Fahrt dauerte lange, da jeder in seinem Dorf vor die Hausture geliefert wurde. Nach etwa 1 1/2 Stunden ohne Stossdampfer mussten wir tatsachlich umsteigen in ein rotes Songthaew. Und wieder warten. Schliesslich um fast 13 Uhr fuhren wir mit 2 Schweizer Weltenbummlern nach Chiang Khong - ohne grossere Vorkommnisse.
Um 14 Uhr - nach 6 Stunden fur 51 km buchten wir im Namkhong Riverside Hotel fur 1000 Baht ein komfortables Zimmer mit Blick auf den Mekong, der hier wieder Zauber ausstrahlt wie eh und je.