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Nordthailand vom 08.12.16 - 04.01.17


Bangkok, 10.12.2016

Hurra, Daniel hat Geburtstag
.  

Der Airasia-Flug war angenehm und mit der Landung hier in Bangkok, der "Stadt der inzwischen uniformierten Engel", beginnt unsere Reise kreuz und quer durch Südostasien oder - wie manche noch sagen - "Hinterindien".

In 4,5 Flugstunden haben wir die Seiten gewechselt.
Von der südlichen zur nördlichen Halbkugel. Von der Regen- in die Trockenzeit. Aber was heißt schon Trockenzeit.
Vom pazifischen Feuerring mit den Erdbeben, Vulkanen und Tsunamis - aktuell erschütterte gestern ein Beben der Stärke 7,7 das Gebiet vor den Salomonen Inseln und zuvor ein Beben mit der Stärke 6,5 die Westregion von Sumatra, Aceh - in der an Weihnachten 2004 beim verheerenden Tsunami mehrere hunderttausend Menschen ihr Leben verloren - , das wohl mehr als 100 Menschenleben forderte, zum Zyklon in der Andamanensee und dem aktuellen Überschwemmungsgebiet Thailand - schlimm allerdings nur auf der Touristeninsel Ko Samui. In Bangkok ist davon nichts zu ahnen.

Von alledem haben wir nichts mitbekommen. Glücklicherweise.


Bangkok trägt schwarz und weiß.

Die Menschen auf den Straßen sind fast ausnahmslos in schwarz oder schwarzweiß gekleidet. Bunt sind nur die Touristen gekleidet. Überall in der Stadt sieht man überdimensionale Bildnisse des Monarchen aufgebaut, sein Portrait prangt an Häuserwänden, auf den riesigen Werbetafeln am Rande der Hochbahnen und Highways.

 

Irgendwie erwartet man beinah, dass es auf großen Ballons auf die Stadt niederschwebt.

Von den Hochhäusern gar hängen riesige Poster und zusätzlich sind weitere Transparente mit dem Konterfei des Königs über die Straßen gespannt.


Die königliche Textilmanufaktur hatte wohl Hochbetrieb die letzten Wochen, denn alle offiziellen Gebäude und deren Mauern und Zäune sind mit schwarzweißen Stoffbahnen schwungvoll und verschwenderisch dekoriert, die Ausfallstraßen und großen Boulevards mit goldenen Portalen überspannt, auf denen selbstverständlich der junge König auf die Autoschlangen herunterschaut, väterlich milde lächelnd. 

„Am 13.10.2016 ist Seine Majestät König Bhumibol Adulyadej nach langem Krankenhausaufenthalt in Bangkok im Alter von 88 Jahren gestorben.“

Die Nachricht lähmte das Land und versetzte es in große Trauer.

Die buddhistischen Trauerrituale mit Gebeten und Gesängen für den verehrten König Bhumibol dauern 100 Tage. Erst danach wird der König verbrannt und der Nachfolger offiziell gekrönt. Darüber hinaus wurde ein Jahr Staatstrauer angeordnet.

An manchen Stellen der Stadt werden Ausländer in englisch auf Spruchbändern belehrt „Thais love the king.“

 

Und tatsächlich, Bhumipol, der Gottkönig Rama IX., der seit 1946 regierte, war beliebt beim Volk. Denn er zeigte sich schon mal in den kleinen Dörfern bei den einfachen Leuten, begoss fachmännisch neugezüchtete Pflanzen



und strich so manchem Kind sacht und fotogen über die Haare.

Er liebte diese Rolle und den Respekt all der Menschen unter ihm, wenn sie ihm zu Füßen lagen



und er hatte es auch gar nicht gern, wenn ein Untertan ihm direkt in die Augen sah.
Hunderte von Menschen wurden gar mit dem Tode bestraft, wenn SM Bhumibol sich beleidigt fühlte.

50 Tage nach dem Tod von König Bhumibol wurde nun sein Sohn offiziell vom königlichen Hof als neuer König ausgerufen. Am 1. Dezember 2016 übernahm in Bangkok Kronprinz Maha Vajiralongkorn die Regentschaft über das südostasiatische Land. Der 64-Jährige ist der zehnte König der Chakri-Dynastie.

Sein formaler Titel ist Rama X.

Nach seiner Proklamation zum neuen Monarchen wurden in allen buddhistischen Tempeln des Landes Trommeln geschlagen und Glocken geläutet. Die feierliche Krönungszeremonie wird aber erst nach der Verbrennung seines Vaters im kommenden Jahr stattfinden.
Dann steht Thailand vor einer weiteren Herausforderung. Denn der Dandy und Partylöwe ist im Volk nicht sonderlich beliebt und die Menschen hätten es gerne gesehen, wenn dessen Schwester, die sich in sozialen Projekten engagiert hat, zur ersten Königin berufen worden wäre.

Aber die Etikette der Tradition hat gesiegt.

Der Pomp am Hof des wohl reichsten Monarchen der Welt war legendär. Ein schönes Beispiel ist das 60jährige Thronjubiläum 2006 in Bangkok, an dem viele Könige und Herrscher dieser Welt sich versammelten.

Möglicherweise wird das Thaivolk durch den neuen König noch mehr gespalten, als es durch die sozialen Spannungen eh schon ist. Diese sind zwar durch die üblichen Maßnahmen diktatorischer Regime - Opposition ist nicht möglich, ein großer Teil der zuletzt regierenden Partei wurde verhaftet, befindet sich im Undergrund oder im Exil, kritische Medien werden kontrolliert - im Augenblick überdeckt. Es herrscht Friedhofsruhe. Der erste öffentlich gemachte Skandal wird die Richtung zeigen.

Auf unserer Fahrt vom Flughafen ins Zentrum fiel die Präsenz strammer Uniformen auf. Gerade als wir die königlichen Dusit Gärten und den Chitralada-Palast (der aktuelle Königspalast) passierten, sahen wir ein Überaufgebot und auch an sonstigen neuralgischen Punkten.

Dennoch fühlen wir uns wohl.

Banglampoo, das Travellerviertel am Maenam Chao Phraya, rings um den gemütlichen Wat Chai Chana Songkhram weckt beinahe Heimatgefühle. Es ist ein Gefühl des Ankommens. Wir genießen den entspannten Trubel in der Soi Rambuttri, das Chang Bier natürlich und die Aromen der Thaiküche.
Mit Hochgefühl fallen wir um Mitternacht ins Bett.

Übrigens: Der Zeitunterschied zu Deutschland hat sich reduziert. Wir liegen jetzt nur noch 6 Stunden vor euch.

Im Zentrum um den Sanam Luang ist gewissermaßen der königliche Teufel los.

Die Boulevards um den Königspalast und den Wat Phra Keo sind weiträumig abgesperrt. Es wimmelt von Polizei und Militär. Einige davon hat es besonders hart getroffen.



Sie stehen nämlich jeweils eine volle Stunde bewegungslos an der weißen Mauer des Palastes auf einem kleinen Podest, und dies in der prallen Sonne bei voller Uniform, ehe sie vom nächsten Unglücksraben abgelöst werden. Und die nächsten Podeste stehen alle 20 Meter entfernt. Die restlichen „Kräfte für Recht und Ordnung“ lümmeln irgendwo im Schatten der großen Bäume in der breiten und leeren Sanam Chai Road und tun so, als würden sie irgendetwas beschützen. Prachtvolle Regierungsgebäude, z.B. das Finanzministerium ( das möglicherweise den ganzen Rummel bezahlen muss) und sogar das Verteidigungsministerium wird verteidigt.
Gerade als wir dieses passieren wollen, rauschen von einigen Motorradreitern angekündigt schwarze Mercedes-Limousinen mit getönten Scheiben an uns vorbei, von dunklen Hondavans eskordiert, hinein ins Verteidigungsministerium der Generäle. Dort werden sie am Eingang von einer kleinen militärischen Abordnung zackig begrüßt.

Erwähnt muss auch folgendes werden: Nachdem wir am Morgen das Wat Arun und danach auch noch den Wat Pho stundenlang besichtigt hatten (dazu später), wollten wir zu den Essensständen am Chang Pier. An der Ecke der Tai Wang Road zum Sanam Luang war die Straße für eine Personen- und Sicherheitskontrolle abgesperrt. Lange schwarze Menschenschlangen warteten darauf, untersucht und gefilzt zu werden. Nach langem Hin und Her und einigen Überredungskünsten eines Polizisten, ließen wir die widersinnige Prozedur über uns ergehen. Jetzt durften wir zwischen Massen von schwarzen Männern und Frauen zu unserem Mittagessen schlendern, bekamen an einigen Ständen gar gratis kalte Wasserflaschen.

An der Na Phra Lan Road hinüber zum Chang Pier kamen uns endlose Kolonnen schwarz gekleideter Menschen entgegen, die in langer Reihe in den Königspalast geleitet wurden. Dort erhielten sie offensichtlich ein großes Verpflegungspaket, inklusive Broschüren zum Leben des Königs und große Portraits Seiner Majestät. Denn alle, die den Palst wieder verließen, trugen solche Trophäen in Händen. Was sie dafür tun mussten, blieb uns verborgen.

Man hatte dabei den Eindruck, dass sich ganz Thailand in die Hauptstadt aufgemacht habe. Ganze Abordnungen aus Dörfern der Bergvölker in bestickter und verzierter schwarzer Kleidung kamen uns entgegen. Unüberschaubar die Menschenmassen, für die es an jeder Ecke des Sanam Luang und sonstwo etwas umsonst gab.

Kurz, der Oberorganisator dieses gigantischen Spektakels, der ja genügend Vorbereitungszeit für diese Trauerfeierlichkeiten besaß, nutzte wohl die Gelegenheit, das Volk der Thai mit diesen Aktionen nach „Umsonst und draußen“-Manier hinter dem Militär zu einen und zu ordnen.

Ein wohldurchdachter Schachzug, so scheint es.

Begonnen hatte der Tag mit einer Dusche, einem Frühstück im lauschigen Garten des Lamphu Houses



und einer Fahrt im Expressboot auf dem Chao Phraya hinunter zum Wat Arun, dem „Tempel der Morgenröte“.


 

Er war wie schon im letzten Jahr noch immer für Renovierungsarbeiten eingerüstet und konnte noch immer nicht bestiegen werden. Das ist sehr schade, denn die Aussicht auf die gegenüberliegende Palastseite und das Zetrum ist gigantisch.

Nachdem 1767 die Hauptstadt des Siamreiches, Ayutthaya, vom birmanischen Erzfeind total vernichtet und völlig niedergebrannt wurde, versank das Land einige Jahre im Chaos. Der Provinz-Gouverneur Taksin sammelte die verbliebenen Soldaten und er wurde in der neuen Hauptstadt Thonburi auf der westlichen Seite des Chao Phraya zum neuen König ausgerufen. Dessen wichtigster General, Chakri, entmachtete ihn aber kurze Zeit später und wurde als Rama I. zum König gekrönt. Damit war er der erste König der heute noch herrschenden Dynastie.

Die verschiedenen Prangs des Tempels symbolisieren das buddhistische Universum, in der Mitte der heilige Berg Meru, den die Weltmeere oder der hinduistische Milchozean umgeben.

Aus der Ferne erstrahlen die Prangs zwar in neuem Weiß. Aus der Nähe betrachtet aber wird der Pfusch der Weißler ärgerlich. Die chinesischen Porzellantellerchen, in die Türme eingearbeitet, sind teilweise von weißem Putz und sicher von schlampiger Arbeit verunstaltet.

Im Gegensatz zum benachbarten Bot, ebenfalls renoviert, dort aber professionell.



Wunderschöne Wandmalereien und eine sehr harmonisch wirkende Buddhafigur verleiht der gesamten Halle einen ästhetischen und sehr beruhigenden Charakter.

Mit dem Bau des Wat Pho wurde auf Befehl von Rama I. im Jahr 1789 auf der Bangkoker Flussseite begonnen. Der Viharn mit dem 45 m langen vergoldeten Liegenden Buddha ist natürlich eine Attraktion.

Die gesamte Klosteranlage war aber vollgestopft von großen Gruppen von Schulklassen, Kindergartengruppen in diversen Schuluniformen, die an verschiedenen Wettbewerben teilnahmen.



Zum Beispiel mussten in einem Pavillon Kinder vor großem Eltern- und Mönchspublikum, einer streng dreinblickenden Jury und einem großen und geschmückten Königsportrait demütige Verbeugungen zeigen und ins Mikrofon irgendwelche Respektsbezeugungen, Gebete usw rezitieren.



An anderer Stelle sangen Kinder sehr diszipliniert die königliche Hymne ins Mikrofon.


Nach den Anstrengungen gab es natürlich immer viel Beifall und Lob, ebenso kleine Köstlichkeiten für den Magen an den vielen Versorgungsstationen, die im Tempel aufgebaut waren.

Es war schon etwas schwierig, in all diesem Trubel, Lärm und der Unruhe noch die Schönheit der gesamten Klosteranlage mit ihren weitläufigen Pavillons und Hallen, den Bots mit den unterschiedlichsten Buddhafiguren, den vielen kachelgeschmückten Prangs und der von Rama III. gegründet Medizin- und Massageschule wahrzunehmen. Hier bekommt man professionelle Thai-Massage, eine Stunde für 400 Baht (= 10 Euro).

Da wir zu diesem Zeitpunkt schon sehr müde waren und dringend etwas essen und trinken wollten, verschoben wir den Wohlgenuss auf einen anderen Tag.

Am Ausgang zur Sanam Chai Road stellte sich diesem Wunsch aber die schon erwähnte Absperrung in den Weg (siehe oben).

Zum Frühstück meldete sich Ferdinand aus Berlin im Garten des Lamphu Houses. Marion konnte aus familiären Gründen leider die Reise nicht antreten, so dass Ferdinand alleine dem Dunkel Berlins entfliehen durfte. Nach Frühstück und sprudelnder Unterhaltung, der anzumerken war, dass sich bei uns ein großer Gesprächsbedarf angestaut hatte, vereinbarten wir für den nächsten Tag einen Ausflug zum Golden Mount.

Wir kümmerten uns heute um die Buchungen für die Weihnachts- und Sylvesterzeit.

Danach ein kleiner Spaziergang zum Wat Indraviharn mit dem 35 m hohen Stehenden Buddha in der Nähe der Samsen Road.
Dies ist ein spendenorientiertes Kloster, in dem jede Möglichkeit, ein wenig Geld einzunehmen, ausgenutzt wird.

Edith hat sich dort eine Menge Glück organisiert, indem sie 4 kleinen Vögel für 100 Baht die Freiheit schenkte.

Weiter bummeln wir über den kleinen Blumenmarkt von Thewet bis zum Thewes Pier mit ähnlichen glücksbringenden Aktionen. Hier werfen die Leute Unmengen von Weißbrotscheiben hunderten von Riesenkarpfen in den Rachen oder sie kaufen Fische in Eimern und schenken ihnen wie den Vögeln die Freiheit im Fluss. Ob sie es ihnen danken?

Mit dem Expressboot fahren wir zurück zum Phra Athit Pier und statten dem nahen Wat Chai Chana Songkhram noch vor der Abendandacht einen kleinen Besuch ab.

Unser kubanischer Freund Abel hat in seiner letzten mail vor Tagen von den Begräbnisfeierlichkeiten in Santiago und Havanna für den Maximo Leader Fidel Castro berichtet.

Wie im Jahr 1959, als die Guerilleros von Santiago in die Hauptstadt durch das ganze Land zogen, wurde Fidels Sarg jetzt von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt nach Santiago zurückgefahren. Damals hatte er in seiner Rede in Havanna vor 1 Million Zuhörern sinngemäß gesagt, dass alle Revolutionäre so handeln würden, dass bei ihrem Begräbnis eine ähnliche Menschenmenge zusammenkommen würde.

Und wieder standen die Menschen am Straßenrand. Diesmal jubelten sie nicht, sondern hielten sich an den Händen. Auf dem Platz der Revolution in Havanna versammlten sich zuvor Hunderttausende und gaben ihm die letzte Ehre.

Die Bundesrepublik auch, als sie als Vertretung der Kanzlerin Gerhard Schröder schickte. In den Medien im Westen wird eh kaum ein gutes Haar auf seinen Taten gelassen, aus hunderttausend werden schnell mal zehntausend Menschen gemacht, und sein Leben wird auf Grausamkeiten reduziert.

Die nachweisliche Tatsache, dass er mehrere Mordanschläge (ob 100 oder 600 ist egal, einer ist schon ein staatlicher Mord) von Seiten der CIA und der USA ( einem demokratischen Staat mit humanistischen Werten, wie man hört) überleben konnte, wird am Rande erwähnt und einfach weggelächelt.

Viel wichtiger ist seine Rolle in der Kubakrise. Flugs wird hier das kleine Kuba zum Täter gemacht und geflissentlich verschwiegen, dass vor den Raketen auf den Sowjetschiffen nach Kuba, amerikanische in der Türkei stationiert waren.

Die Wahrheit muss halt ab und an etwas zurechtgestutzt werden, damit das eigene Gewissen und das der verbündeten Welt beruhigt sein kann.  

Die reine Wahrheit aber ist immer komplex.

Abschlussfragen: Warum konnte das große Amerika und die freie westliche Welt das kleine Inselchen in der Karibik nicht einfach seinen eigenen Weg gehen lassen?
Ohne es zu isolieren, ohne es zu boykottieren, ohne es zu bekämpfen?
Warum kann man die Vielfalt in der Welt nicht einfach blühen lassen?
Warum bloß muss die Stromlinienform immer siegen?


 

Kanchanaburi, 15.12.2016 

Thailand war schon mal das Land des Lächelns.

Aber die Zeiten scheinen vorbei zu sein. Zumindest hier in Bangkok. Die Menschen haben immer weniger Anlass, weniger Zeit um zu lächeln. Mürrische, versteinerte Gesichter auch hier.
Aber in Bangkok ist es eben wie in jeder urbanen Zusammenballung der Welt.



Wie eine berauschende Droge strömt der tägliche Verkehr und der ganze Irrwitz durch die Straßen der Megacity.
Die Menschen verpassen sich täglich davon eine Dosis ohne zu merken, wie sehr sie dadurch aus dem Gleichgewicht geraten. Menschen, die längst verlernt haben, so wie früher im Dorf freundschaftlich mit anderen zusammen zu leben und sich weigern, ihr Brot mit anderen zu teilen, teilen bereitwillig diesen Wahnsinn der Städte und finden es völlig normal.

Ähnliches gilt auch für die abstruse Königsverehrung mit ihren irritierenden Auswüchsen, gerade aktuell natürlich.
Denn das ist das Problem, wenn der Verstand gemeinschaftlich verloren geht.

Sobald genug Leute derselben Sinnestäuschung, Illusion, Fehlinterpretation unterliegen, wird diese automatisch zur Realität.




Der Titel „Land des Lächelns“ ist nach unseren Erfahrungen eindeutig nach Bali gewechselt.

Wenn wir in einigen der südostasiatischen Städten ankommen, wie jetzt in Bangkok, überfällt uns augenblicklich das Gefühl, dass uns in dieser Melange aus Fremdartigkeit, Geheimnissen und schweißtreibenden Außentemperaturen nicht immer die Konzentration zur Verfügung stehen wird, das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Wir wissen sofort: Auf so manchen Filou werden wir zwangsläufig hereinfallen und so manchen Heiligen werden wir übersehen.

Gestern allerdings waren wir hellhörig.

Auf dem Weg zum „Vögel freilassen“ ins Wat Indraviharn studierten wir auf der Straße den Plan, um nach der kleinen Gasse nach dorthin zu forschen. Ein Thai kam auf uns zu und verwickelte uns in ein bekanntes Gespräch. Woher? Wie lang? Wohin?

Dann deutet er an, uns helfen zu können. Bei diesem Satz läuteten unsere Alarmglocken schrill (obwohl das Angebot doch eigentlich schön ist und nett gemeint sein kann). Er bemerkte die Reaktion, erkannte die geringe Chance auf ein gutes Geschäft und ließ abrupt von uns ab.

Wir fanden das Gässchen ohne Probleme und die Vögel zwitschern schon wieder im Käfig. Wahrscheinlich.



Heute am großen Platz Sanam Luang (königliche Wiese).
Der etwa 2-3 qkm große ovale Platz ist wohl seit etwa zwei Monaten vollkommen mit Zeltkonstruktionen überdacht und dort befinden sich überall von freiwilligen Helfern organisierte Verpflegungsstationen



mit verschiedensten Gratisspeisen für die zigtausenden von Trauergästen, die sich seither täglich in Bangkok aufhalten.



An diesen Stationen werden pausenlos Essen zubereitet und massenhaft ausgeteilt und im Zentrum des Platzes warten unvorstellbar viele Menschen in langen Reihen auf den Besuch des Königspalastes.

Diese Versorgung der Massen ist beeindruckend und wir kommen aus dem Staunen eigentlich nicht heraus.

Wir spazieren die Ratchdamnoen Klang Road hinauf, ähnlich wie die Champs Elysees in Paris hier eine der Prachtstraßen von Bangkok. Allerdings sind einige der Häuser ziemlich renovierungsbedürftig oder die Geschäfte dort schon längst geschlossen.



Alle 100 m wurde hier ein großes goldverziertes Königsportait aufgebaut, an den Wänden der Häuser gerahmte Bilder aus dem Leben von Bhumibol. Er ist omnipräsent in diesen 100 Tagen der Staatstrauer und offensichtlich wird seither auch an vielen Stellen der Stadt kostenlose Verpflegung und Wasser ausgeteilt.

König Chulalongkorn (Rama V.) ließ nach einer Europareise von westlichen Architekten Brücken, Paläste und die Verlängerung der Prachtstraße bauen, die Ratchdamnoen Nok Road, die hinauf zum Chitralada-Palast (dem aktuellen Palast der Königsfamilie) führt. Auf ihr tuckerte der König 1904 jeden Nachmittag mit dem ersten Automobil Südostasiens entlang und heute noch finden hier an besonderen Tagen große Paraden statt.



Es ist Sonntag und oben am Golden Mount tummeln sich große Mengen der schwarzgekleideten Trauergäste, beten an den Schreinen und legen ihre Opfergaben ab. Auch im großen Klosterareal des Wat Saket unterhalb des Hügels herrscht Andrang.



Weiter am Wat Suthat und einem Brahma-Schrein vorbei spazieren wir



am Amulettmarkt und den vielen Devotionaliengeschäften mit den käuflichen Buddhafiguren vorbei. Wer kauft solche Massen? Sitzende, liegende und stehende Buddhafiguren werden hier an wen verkauft?

Das Geschäft mit der Religion, hier blüht es ganz gewiss. Aber eines ist auch sicher.



Buddha würde sich beim Anblick solcher Massen- und Überproduktion mehrfach im Grab umdrehen. Gewissermaßen rotieren.

Morgen werden wir mit Ferdinand zusammen ein Taxi zum südlichen Busbahnhof teilen. Er wird einen Bus nach Ayutthaya und wir einen nach Kanchanaburi nehmen.



Kanchanaburi, das gemütliche Travellerstädtchen unserer ersten Thailandreise von 2008,



am River Kwai mit der weltberühmten Brücke gelegen, verkommt immer mehr zur billigen und versifften Bumsmetropole. Am hellen Nachmittag schön hängen vorwiegend Fußball glotzende und sturzbesoffen grölende Engländer und Australier auf den Barhockern der zusammengezimmerten Bars. Man wundert sich, dass die gealterten Herrschaften überhaupt noch das Gleichgewicht halten können.

Auch unser einstmals beeindruckendes River Kwai Hotel ist schon deutlich in die Jahre gekommen.

Wir mieten Fahrräder und erkunden die Gegend. Am Fluss mit den bewaldeten Bergen im Hintergrund fällt uns wieder ein, warum wir den Ort ausgewählt haben.

Die Natur nördlich des Flusses Kwae mit den wunderschönen Sai Yok- und Erawan-Nationalparks an der Grenze zu Myanmar hat einiges zu bieten, vielfältige Möglichkeiten für Touren, weitaus günstiger als in anderen Touristenhochburgen von Nordthailand. Auch die Geschichte des Baus der Burma-Thailand-Railway während des 2. Weltkriegs wird im Museum am Hellfire Pass, in den Kriegsmuseen der Stadt und widersinnerweise auch durch die vielen Soldatenfriedhöfen wieder lebendig. Diese Gegend liefert nämlich den Hintergrund für die Vorlage zu Pierre Boulles Roman und dem gleichnamigen Film „Die Brücke am Kwai“.

Außerdem bieten sich auch kleine Fahrten durch die Dörfer und zu einigen interessanten Tempeln in der Umgebung an.



Einen schönen Sonnenuntergang erleben wir in einem Bambuslokal am Fluss, wo wir die Aussicht bei einfachen Thaigerichten und kaltem Chang-Bier genießen.

Als wir gegen 8 Uhr die Hauptstraße entlangradeln, haben die Kurzberockten mit überschlagenen Knieen die Barhocker erobert und lassen sich von den schwankenden Herren der Schöpfung belallen.

Mit dem Rad am lebendigen Markt vorbei und raus der Stadt. Am Westufer des Kwae Noi in einer dörflichen Landschaft liegt der Soldatenfriedhof Kao Pun,



auf dem 1750 alliierte Kriegsgefangene in militärischen Linien begraben liegen. Weitere 7000 haben ihre letzte Stätte auf dem zweiten Soldatenfriedhof südlich des Bahnhofs gefunden. Die meisten Soldaten waren zwischen 18 und 35 Jahre alt und hatten ihr Leben noch vor sich, bis ihnen der unsägliche Krieg in die Quere kam und sie im fernen tropischen Asien „für das Vaterland“ das Leben gaben. Auf den meisten Grabplatten wurden Worte wie „Heldentum“ und „Aufopferung“ eingraviert. Auf einer Platte stand ein einziges Wort: „peace“.

Beim Bau der Burma-Thailand-Railway von 1942-45 starben etwa 20 000 alliierte Kriegsgefangene und 100 000 asiatische Zwangsarbeiter. Sie starben durch Unterernährung, körperliche Erschöpfung, Malaria oder Schläge der japanischen Aufseher.

Eine menschliche Tragödie.

Ein religiöse Komödie dagegen die Geschichte der „floating nun“ im Kloster Wat Tham Mongkorn Thong, etwa 10 km südlich von Kanchanaburi.
 

 

Nur für 200 Baht ist sie bereit, ihre zweifelhaften Künste vor Publikum zu zeigen. Ich konnte mich vor 6 Jahren schon vergewissern, dass Nonnen trotz großer Spiritualität ebenfalls nicht schweben können und schon gar nicht auf dem Wasser.



Also sparten wir das Geld für das Flusslokal von Apple & Noi auf (bei ihr hatten wir vor 4 Jahren einen bemerkenswerten Kochkurs) und ließen uns einen Pomelosalat mit Gemüse, frittierte Zwiebeln, Garnelen, Nüsse und Kokosnuss schmecken und danach lümmelten wir uns auf die Liegen am Pool.



Eine gemütliche Fahrt mit der ratternden Eisenbahn nach Nam Tok, 75 km nördlich von Kanchanaburi im Sai Yok Nationalpark gelegen. Das Dörfchen ist heutige Endstation der ehemaligen Burma-Thailand-Railway, die die Japaner von 1942 bis 1945 als Verbindung von Thailand und Burma bauen ließen und 120 000 Menschen das Leben kostete. Damals allerdings über den „Three Pagoda Pass“ über unwegbares, felsiges Gelände.



Die Fahrt beginnt im Schritttempo
über die berühmte „Brücke am River Kwai“ und führt anfangs durch verwilderte Landschaften mit vorwiegend Bambuswäldern. Danach schieben sich riesige abgeerntete und bewässerte Reisfelder vorbei, in denen sich die spärliche Sonne schön spiegelt. Abgelöst von Zuckerrohr-, Bananen- und Papayaplantagen, dazwischen Passagen mit verwildertem Wald, Teak-, Latex- und Bambuswälder



darunter, und als sich die Karstberge von Myanmar immer mehr den Gleisen n
äherten, huschten feingliedrige Maniok- und Tapiokapflanzen vorbei.

Im jetzt bergigeren Gel
ände passierten wir mehrere Stellen, an denen die Kriegsgefangenen und vor allem die chinesischen Zwangsarbeiter die Trasse mit Pickeln durch den Fels geschlagen hatten, ebenso einige Gefangenenlager, die so viele Jahre nach dem Weltkrieg zum Abenteuerresort umfunktioniert worden sind.



Schlie
ßlich kurz vor Nam Tok dann der Höhepunkt der Fahrt: die „death railway“ führt auf einer zum Teil abenteuerlichen Strecke von 500 m zwischen steilen Felsen und dem Fluss entlang



über den „Wang Po-Viadukt“, einer wackligen Holzbrücke, die sich eng an die Felswände schmiegt und über die der Zug - wohl zur Steigerung der Spannung - im Schritttempo zuckelt.

Nam Tok als Eingangstor in den Nationalpark ist ein verschlafenes Dorf, in dem viele Holzhäuser unbewohnt sind und wo selbst der kleine Markt wenig zu bieten hat.


 

Ayutthaya, 20.12.2016


Wieder mal in Ayutthaya.

Die ehemalige Hauptstadt des Siamreiches vom 14. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, als es vom birmesischen Reich geplündert, niedergebrannt und total vernichtet wurde und die nachfolgende Chakri-Dynastie die neue Hauptstadt in Thonburi und wenige Jahre später in Bangkok gründete, heißt mit vollständigem Namen Phra Nakhon Si Ayutthaya. Es ist eine wirkliche Königsstadt, in der großer Reichtum früherer Epochen in den vielen Tempelanlagen sichtbar wird.


 

Das „Tonys Place“ ist tatsächlich eine Besonderheit.

 Erbaut im nordthailändischen „Lanna“-Stil ausschließlich aus Teakholz mit nett eingerichteten und geräumigen Zimmern



und lauschigem offenem Restaurant neben dem kleinen Pool. Wir fühlen uns nach dem heruntergekommenen Kanchanaburi mit seiner eigenartigen Stimmung sofort wieder wohl und genießen auch die Lebendigkeit in der sehr offenen Atmosphäre. Auch der Himmel spielt mit. Er ist fleckenlos und tiefblau.


 

Am späten Nachmittag wiederholen wir eine Bootsfahrt auf dem Chao Phraya und zwei anderen Flüssen, die die Stadt wie ein Wassergraben umschließen. Das langsame Boot hält zunächst am weitläufigen Wat Phanan Choeng, das im Südwesten der Stadt am ehemaligen historischen Hafengelände der Stadt gelegen ist. Die übergroße Buddhastatue im Viharn



gilt als Beschützerin der Seeleute und wird vor allem von Chinesen verehrt. Direkt daneben findet man in einem kleinen chinesischen Tempelchen auch verschiedene chinesische Gottheiten. Ein außerordentlicher Ort.


 

Leider fuhr unsere Bootsführerin sehr zaghaft und langsam, so dass wir zu spät zum schönsten Tempel der Fahrt kamen.



Das Wat Chai Wattanaram ist eine große Anlage im Khmer-Stil mit einem zentralen Prang. Beim Sonnenuntergang wird die Anlage magisch ausgeleuchtet.



Allerdings war sie bei unserer Ankunft schon untergegangen und die Schönheit der Anlage versank in der Dämmerung. 
 

Ein nettes Abendessen und die Unterhaltung bei einigen Bierchen mit einem jungen Pärchen mit Baby, die 3 Monate in Thailand gereist sind und am 27.12. wieder nach Hamburg zurückkehren werden, zog sich bis Mitternacht hin.

Unter einem tiefblauen Himmel radelten wir am Morgen durch den Rama-Park, in dem uns immer wieder von schwarz gekleideten Thais die Sicht auf die Ruinen der Tempel und Paläste verstellt wurde. Dennoch ein sehr entspannter Ausflug durch das historische Gelände der riesigen Siamhauptstadt,



die auf dem Höhepunkt ihrer absoluten Herrschaft im 17. Jahrhundert mit den europäischen Metropolen mithalten konnte, was prunkvolle Tempel und Paläste, Festungen und Stadttore anbetrifft.



Allerdings zog uns bis zum Nachmittag die starke Hitze die Kräfte aus den Körpern, so dass wir ein Schläfchen einlegten und uns danach im kleinen Pool erfrischten.

Die Sonne knallt zwar unerbittlich, aber meist weht ein kleiner Wind, der sehr angenehm erfrischt. Die Mittagsglut zwingt aber jedenfalls in den Schatten oder gar auf die Liege.

Nach diesem Plan besuchten wir heute den Wat Yai Chai Mongkol, östlich der Insel.

Ein besonderer Ort, denn er steht für eine besondere Tat. König Naresuan der Große hatte 1592, als ein großes burmesisches Heer Ayutthaya einkesselte und drohte, die Hauptstadt niederzubrennen und die Bevölkerung zu versklaven, seinem Widersacher einen fairen Deal vorgeschlagen. Anstatt die Heere in einer verheerenden Schlacht aufeinanderzuhetzen sollte der Sieger in einem Kampf auf Leben und Tod auf dem Rücken von Kriegselefanten ermittelt werden. Der burmesische Herrscher Phra Maha Uparacha willigte ein und wurde von Naresuan besiegt. Das burmesische Heer zog unverrichteter Dinge ab und brandschatzte Ayutthaya eben 150 Jahre später. Die Tat des tapferen Prinzen Naresuan aber ging wie die des Achill in die Geschichte ein.

Ihm zu Ehren wurde damals dieser Tempel mit dem 62 m hohen Chedi, den zahlreichen Buddhastatuen und einer gepflegten Gartenanlage umgestaltet.

Dass sich Thailand ökonomisch entwickelt hat, die Thais inzwischen über mehr Geld verfügen, kann man allein in den hochdekorierten Tempeln erkennen. Die Devotionalienindustrie boomt. Die religiösen Stätten sind überladen mit Buddha- und sonstigen Figuren, goldgeschmückt und blumenbekränzt die Altäre im Viharn, die Gläubigen spenden wie nie zuvor und allenthalben greift ein großer Personenkult um sich. Den kann man sowohl in einem Park beobachten, der Naresuan zu Ehren neben dem Tempel errichtet wurde. Dort wird die überlebensgroße Statue des Herrschers in einem riesigen gläsernen Schrein, mit hunderten von Hähnen und Kunstblumen umgeben, wie ein Gott und Buddha selbst überschwänglich angebetet und verehrt. Eben solcher Personenkult in unfassbarer Dimension läuft seit Wochen für den verstorbenen Bhumibol ab. Und niemand wagt auch nur leisen Widerspruch. Im Gegenteil. Auf einem der Riesentransparente am Straßenrand mit dem großen Bild von Rama IX. stand groß und wichtig „King of the world“.

Missverständnis oder Größenwahn?

Am Wat Phanan Choeng ließen wir uns mit der Fähre über den Fluss setzen und ab ging es zum Mittagsprogramm: ins Bett, den Pool und zur Massage.



Kurz vor Sonnenuntergang standen wir dann wieder vor dem Khmertempel Wat Chai Wattanaram im Westen, in Erwartung eines spektakulären Schauspiels.

Ein Rennen auf Rädern quer durch Ayutthaya - und dennoch kamen wir wieder zu spät.



In der Ferne verschmolz die Sonne gerade mit dem Horizont und tauchte mit den letzten Strahlen die Dächer des Edelresorts auf der gegenüberliegenden Flussseite in ein beinahe tristes Rostrot.

Die Khmerprangs dagegen versanken in allmählicher Dunkelheit.



Unser Kater „Schröder“ wurde gestern 18:00 Uhr MEZ nach langer Krankheit eingeschläfert und vom Leiden erlöst.
Er hatte ein 18 und 1/2 jähriges langes und paradiesisches Katerleben, war zwar ein „Macho“ und ließ lieber Sophie Mäuse und Vögel jagen, konnte aber clever am Briefkasten „klingeln“ und auch im Haus Türen öffnen und war auf seine alten Tage ein großer Schmuser.

Er wird mit seinen Vorgängerinnen Kora und Sophie in unserer Katzen-Erinnerung bleiben.

Nach dieser betrüblichen, aber letzten Endes auch befreienden Nachricht radelten wir heute in der goßen Hitze durch weitgehend leere und beschauliche Sträßchen nördlich und weit außerhalb des Zentrums.

Dabei lag ein großer liegenden Buddha auf unserem Weg, der ständig von Busladungen von Touristen belagert wurde und man kaum ruhige Sicht und Stille genießen konnte.

Besser war es am 80 m hohen Chedi Phu Khao Thong, im burmesischen Mon-Stil erbaut,



in dessen Nähe auch ein monumentales Reiterstandbild des großen Thaihelden König „Naresuan der Große“ inmitten einer großen Parkanlage in der flachen Reislandschaft steht.



Vor dem Abstecher zum königlichen Elefantenkraal, in dem heute noch etwa 30-40 Elefanten untergebracht sind, haben wir noch den Wat Na Phra Meru besucht.



Er war der einzige Tempel in Ayutthaya, der in den birmesischen Belagerungen nicht vernichtet wurde, da er von den Burmesen strategisch als Basislager genutzt wurde. Der 6 m hohe vergoldete Bronzebuddha ist dort im Stile eines Ayutthaya-Herrschers gekleidet.

Überhaupt verkommt die buddhistische Anbetung immer mehr zum kostspieligen Unterfangen, da in den letzten Jahren bei all den Möglichkeiten immer deutlicher der Gelderwerb durchschimmert und sich gar in den Vordergrund drängt. Und die Summen, die heutzutage von der Religions-Industrie höchstwahrscheinlich jährlich umgesetzt werden, sind in den letzten Jahren sicher astronomisch gestiegen.

Auf uns wirkt die veränderte Betkultur in überladenen, von Gold bezogenen Tempeln immer peinlicher, nicht mehr angemessen und die bis dahin verzaubert anmutende Atmosphäre gerät zur abstoßenden Geste einer vom Modernisierungs-Virus erfassten Religion.

Rummel, Ichbezogenheit und Selfiemanie statt stiller Einkehr.

 

 




Morgen werden wir mit dem Bus nach Sukothai - der ersten Hauptstadt des Thaireiches im Norden - fahren, dort Weihnachten verbringen und hoffentlich die Stille wiederfinden, die bis heute verloren scheint.


Sukothai, 25. Dezember 2016

Nach einer ziemlich langen, aber angenehmen Fahrt im Bus kommen wir abends bei einer spannungsgeladenen Tuk-Tukodysee im Old Sukothai historical park an. Ein mittelältliches deutsches Pärchen macht beim Tuk Tukfahrer den Affen.

Kein Wunder, wenn man Antigone heißt und sich auch so nennen lässt. Der Gatte/Freund/Bekannte von Antigone, die uns beide schon im Bus durch ihren auffälligen Egoismus negativ aufgefallen waren, fährt ihr auf der Fahrt rüde über den Mund, so dass es noch im Gefährt beinahe zum Abbruch der Beziehungen kommt. Aber während der schneidigen Fahrt wird dieser diplomatische Akt wohl auf später verschoben.






Wir kommen außerhalb des mythischen Tempelareals im niegelnagelneuen und genialen „Vieng Tawan Guesthouse“ an (das geliebte und gewohnte „Orchid Hibiscus Gh“ war in diesen Tagen leider schon ausgebucht) und fühlten uns sofort superwohl.





Sukothai gilt als die Wiege Thailands.
Das Volk der Thai wanderte von den Bergen im Norden in das Gebiet und eroberte um 1238 eine Khmer-Siedlung, aus der das spätere Sukothai entstand.

Der „Vater Thailands“, König Ramkhamhaeng (1275-1317) entwickelte aus der Mon-Schrift ein heute noch gebräuchliches Thai-Alphabet, holte ceylonesische Mönche ins Land, die für die Verbreitung des Theravada-Buddhismus sorgten und dadurch die kulturellen Einflüsse der Khmer und Mon verdrängten.

Unter diesem ersten König wurde Sukothai das erste Machtzentrum der Thai - eine prächtige, schwer befestigte Stadt mit zahlreichen Tempeln und einer imposanten Palastanlage. Mitte des 14. Jahrhunderts zerfiel das Reich und ging im aufstrebenden Ayutthaya auf.

Heute liegt dieser „Old Sukothai Historical Park“ sehr ruhig, von Stadtmauer, -wall und zweifachem Wassergraben umgeben in einem weitläufigen und rechteckigen Gelände von 1800 x 1400 m, das man am besten und sehr gemütlich mit dem Fahrrad erkundet. Innerhalb des Areals kann man sehr idyllisch die Relikte von 16 Tempeln und außerhalb von weiteren 70 Ruinen bewundern.



Der Ort selber besteht mehr oder weniger aus einer kleinen Hauptstraße,



an der jede Menge kleiner Geschäfte und 2 Supermärkte, der neu erbaute und für Asien ungewohnt saubere überdachte Markt,



viele einfache Restaurants, das interessante Museum auf einer Insel liegen.



In der Siedlung dahinter liegen auch einige Keramikwerkstätten, in denen in der traditionellen Sanghaloktechnik bemalte Keramik im Sukothaistil und Celadon hergestellt werden. Leider ist der Transport solcher schönen Dinge etwas schwierig.

Bemerkenswert das Wat Mahathat mit der malerischen Kulisse nicht nur beim Sonnenuntergang.












Dies ist das zentrale Heiligtum der ehemaligen Anlage mit einigen Hinweisen auf den Khmer-Ursprung wie die kambodschanischen Apsaratänzerinnen, aber auch schon mit den Merkmalen des typischen Sukothai-Stils.




Oder die drei Khmer-Laterittürme des
Wat Sri Sawai im Süden der Stadt, ein ehemaliger brahmanischer Schrein und hinduistisches Heiligtum, das zur Blütezeit in einen buddhistischen Tempel umgewandelt wurde.




Auf einer Insel in einem großen malerischen See liegt der Wat Sra Si mit einem Stupa im ceylonesischen Stil. Und obwohl man teilweise nur noch spärliche Ruinen zu sehen bekommt, strahlen die Tempel große Würde aus.

Außerhalb der Stadtanlage, ganz in der Nähe unseres Guesthouses und an einer ruhigen Landstraße liegt der Wat Chetuphon mit einer Besonderheit, die nur in Sukothai zu sehen ist. Normalerweise kennen die buddhistischen Tempel drei Darstellungsweisen der Buddhafiguren: der sitzende, stehende und liegende Buddha. Hier kommt eine vierte dazu: der schreitende Buddha und man sieht diese Ausprägung noch an anderen Stellen im Stadtgebiet.




Besonders fotogen ist der große sitzende Buddha im
Wat Sri Chum, der in einem quadratischen und oben offenen, sehr engen Mondop mit einer Höhe von etwa 11 Metern sitzt. 




Der Pool in unserem Guesthouse ist attraktiv, ebenso der tiefblaue Himmel, so dass wir den Tag nach dem Frühstück dort verbringen und erst am frühen Nachmittag in die Tempelstadt radeln - oder umgekehrt.

Der Tod von König Bhumibol ist für uns Touristen ein Vorteil. 
Denn die Besichtigung der Tempelanlagen sowohl in Ayutthaya als auch hier in ganz Sukothai ist bis 31. Januar 2017, dem Ende der hundert Tage Trauer kostenlos.

Die stillen Tage von Sukothai verbringen wir mit kleinen Touren durch den historical Park mit den grandiosen Tempelanlagen und durch die Zeitlosigkeit der kleinen Dörfer in der Umgebung mit ihren typischen Teakholzhäusern auf Stelzen






und der ländlichen Atmosphäre, deren gemächliches Tempo man dabei miterleben darf. Durch die Landschaft, geprägt von vielen Reisfeldern, kleinen Äckern und spärlichem Bestand ziemlich alter Bäume, kann man herrlich gemütlich gondeln.



Auch die gemütliche Fahrt durch den Historical Park ist bezaubernd. Man kann sich kaum satt sehen an den Tempelanlagen inmitten alter, knorriger Bäume, spiegelnden Wassergräben,



rechteckigen Speicherseen und Lotusteichen im gepflegten Park und den Hügeln und Bergen im Hintergrund.






Trotz der Besucher liegt der Park in vollkommener Ruhe und Harmonie, man hört meist nur das Gezwitscher der vielen verschiedenen Vögel, den Wind in den Bäumen und ansonsten ist alles in eine magische Stille eingehüllt.

Am letzten Abend haben wir vor dem Wat Mahathat noch den Sonnenuntergang und die anschließende Sound- and Lightshow in uns hineinfließen lassen.
















Ein ziemlich perfekter Ort, um in Abwesenheit von Weihnachten die Welt zu genießen. Wow!

 

Chiang Rai, 29.12.2016

Die Fahrt in den Norden, nach Chiang Rai nahe dem „Goldenen Dreieck“, war zwar nicht anstrengend, aber lang. Der Bus hielt an jeder erdenklichen Stelle, gar mitten auf der Strecke, auch in toten Winkeln, wo man kein Menschenleben vermutet. Wenngleich irgendwann ein Schild breit über der Straße ankündigte, in Uttaradit sei der „heaven on earth“. Dies stellte sich aber als kleine Übertreibung, als Späßchen vielleicht, heraus. Geglaubt hatten wir es ja eh nicht.

Bis zum himmlischen Uttaradit war die Landschaft flach und trocken, staubig. Jetzt kündigten sich in der Ferne Hügel und Berge an. Große Teakholzaufforstungen am Rande des Highway 101 und immer wieder ausgetrocknete Reisfelder. Woher sie hier das Wasser für die Bewässerung der Felder nehmen, war uns ein Rätsel. Immerhin aber hatten wir schon solche gesehen. Der Himmel spiegelte sich glitzernd darin. Je weiter wir auf dem vierspurigen Highway nach Norden kamen, desto mehr Trucks hoch mit Zuckerrohr beladen wurden von uns überholt.

Vor Phrae hielt der Bus an einem Foodstall und wir schlabberten in Rekordzeit eine Nudelsuppe mit Fleischbeilage, gerösteten Zwiebeln, Sojasprossen und Kräutern.

Der Bus gab überraschend ein Hupzeichen, Edith war noch auf der Toilette, so stürzte ich mich in den Bus - unser Platz von 2 Hübschen besetzt, Ediths Rucksack weg, der Supergau war passiert. Einige Klärungsversuche in thai-englisch, hin und her, und einige Gestikulationen und fragende Blicke später löste ein Ruf aus dem Hintergrund die angestaute Spannung: „wrong bus“.
Tatsächlich, ich hatte in der Hektik den falschen Bus bestiegen. Nicht auszudenken, wenn er mit mir abgefahren wäre.

Als Vorboten eines weiteren Trockengebietes huschten rechts und links der Straße total vertrocknete Maisfelder vorbei. Der Boden sandig, fast staubig.
Den Wäldern in den Hügeln, die der Bus jetzt durchfuhr, war anzumerken, dass ihnen nach zwei Monaten Trockenzeit der Regen fehlte für einen richtigen Regenwald.

Der Highway war eng meist, nur an einigen Stellen sahen wir die Veränderung.
Straßenarbeiten an gerodetem Wald für einen sechsspurigen Ausbau.
Man konnte sie ahnen, die Blechlawine, in deren Bauch eines schönen Tages noch mehr Waren von China nach Thailand und umgekehrt gekarrt werden.

Wandel durch Handel.

Bei Ngao vereinigte sich unserer mit dem vier- bis sechspurigen Highway 1.
Das war jetzt die Route von der Chao Phraya Ebene hoch an den Mekong und weiter nach China. In den 90igern hatten die Chinesen diese Handelsroute finanziert. Überhaupt ist der Einfluss Chinas im Norden unverkennbar.
Die Menschen im Norden kochen, reden und essen anders.
Dorf an Dorf leben Thai, Shan, Birmesen, Laoten, Chinesen und Karen und eine Unmenge von Bergvölkern, die irgendwann aus dem südchinesischen Raum in den Bergregionen siedelten. Sogar Dörfer, in denen sich mit Regierungsgenehmigung nationalchinesische Kuomintang-Truppen zurückzogen, findet man in den Bergen. Sie lebten in ihren abgelegenen Dörfern all die Jahrzehnte und in mehreren Generationen ziemlich isoliert weiter.

Abgefahren nach neun Uhr morgens, erreichten wir Chiang Rai nach Sonnenuntergang.

Im quirligen Restaurant mit dem ausgesuchten Namen“ Cabbages and Condomes“ unter dem Hilltribe Museum, fast ausschließlich von festlich schwarz gekleideten und Whisky trinkenden Frauengruppen besucht, besänftigten wir unseren aufgekommenen Durst und Hunger genüsslich.

Die nördlichste Provinzstadt hat mit der Durchlässigkeit der Grenzen zu Laos, Mynmar und Südchina an Lebendigkeit hinzugewonnen. Allerdings nur beim Handel treibenden Gewerbe. Spekulanten, Glücksritter und Hasardeure haben den Charakter der Stadt nicht zum Vorteil verändert. Die historischen Relikte verstecken sich fast hinter den glitzernden Fassaden der Einkaufsstraßen.

Dabei war die Stadt schon vor Chiang Mai von König Mengrai gegründet worden und ein Zentrum des Buddhismus. Heute wird es eher für sein Umland angesteuert. Gemeint sind die vielen Trekkingmöglichkeiten in die Bergdörfer. Das sind vor allem die aus Myanmar geflüchteten Karen, aber auch Hmong und in den höheren Regionen die Yao, Lisu, Lahu, und Akha, um nur die wichtigsten zu nennen.

Unsere Aufgabe am ersten Morgen in der Stadt war die Suche nach Fahrrädern.
Gar nicht so einfach in den Geschäfts- und Ladenstraßen des Zentrums. Die Suche artete mit der Dauer in eine kleine Wanderung kreuz und quer durch die Stadt und in ein spezielles Suchspiel aus, in dem wir immer wieder neue Ziele genannt bekamen, die sich zuletzt als Fake erwiesen. Der Thai, nach einem Ziel gefragt, gibt halt nicht gerne zu, dass er es nicht kennt.

Nach etwa einer Stunde fragt Edith eine ältere Frau am Straßenrand - ich bin mir sicher, sie wird uns in irgendeine Richtung schicken, denn sie weist nach Westen und zeigt mit den Fingern die Zahl drei. Aber - am dritten Laden auf der anderen Straßenseite wurden tatsächlich Räder vermietet und wir waren jetzt für 3 Tage stolze Besitzer von blitzsauberen, einwandfreien Mountainbikes. Was könnte man daraus lernen?

Im „Hilltribe-Museum“ von Chiang Rai, vom PDA, einer Nichtregierungsorganisation verwaltet - das sich seit 1974 um die Dörfer der Bergvölker kümmert und sanfte Trekkingtouren organisiert, in die die Dorfbevölkerung mit einbezogen wird (Kochen, Homestay, Handwerk, Feldarbeit, Kräuter- und Heilkunde, Guides, Transport) - , informierten wir uns über die verschiedenen Ethnien und besuchten Dörfer der Karen, Yao, Lahu und Akha.

Am Mae Nam Kok Richtung Thaton liegt das Karendorf Ban Rummit. Die Karen sind in ganz Thailand mit fast 500 000 die größte Ethnie und sie kommen aus den Shanbergen von Myanmar.















Ihr Dorf besichtigen wir gemächlich auf dem schaukelnden Rücken eines Elefanten und dann geht es auf engen und holprigen Wegen zunächst durch eine bergige Landschaft mit fruchtbaren Tälern.

In dieser Region nahe der Grenze zu Myanmar ist jedes Dorf Heimat eines Bergvolkes mit meist unterschiedlichen Sprachen und Ritualen.



Die brandgerodeten Hänge überall wurden zum Teil für riesige Ananasplantagen genutzt.




Unser Ziel war ein Dorf der modernen, zum Christentum konvertierten Akha. Üblicherweise leben die Stämme der Akha höher als 1000 m






und haben einen sehr konservativen animistischen Geisterglauben. Diese Gruppe aber wurde von der Regierung in den tieferen Regionen unterstützt und sesshaft gemacht und sie leben hier sehr einfach und bescheiden, aber nicht mehr nach den althergebrachten Traditionen und in Gemeinschaft mit einigen Yaofamilien.





In ihren tollkühn windschiefen Bambushäusern, mit einfachen Werkzeugen errichtet, haben sie Homestays eingerichtet und man kann mehrere Tage an ihrem Leben und Essen teilhaben. Neben Bergreis, Mais, Chili und Gemüse, Tabak, Zuckerrohr und verschiedenem Obst wie Bananen, Ananas, Lychee, Mango, Longan, Melonen, Orangen und Papaya bauen sie Baumwolle, Tigergras, Pandanblatt, Bambus natürlich und Rattan an. Früher war der Anbau von Opium die Lebensgrundlage, was heute nur noch für Myanmar und einige hochgelegene Dörfer in Nordlaos zutrifft.

Sie leben in großen Familien, haben offenes Feuer in der Küche, die Mahlzeiten bestehen aus Bergreis und Gemüse, das wohl scharf gewürzt wird, wie uns unser Guide Gin verriet. Sie fertigen gestickte Kleidung, Mützen, Taschen usw mit farbenfrohen Applikationen besetzt und zusätzlich mit glänzenden Silberkugeln oder alten indischen Münzen - oder mit Baht dekoriert. Im Dorf spazieren jede Menge Tiere frei herum, Schweine, Hühner und andere Haustiere, bei den Akhas auch viele Hunde.






Das Dorf der Lahu, das wir danach besuchen, ist deutlich ärmer, manche der Bewohner leben sicher auch unter dem Existenzminimum. Sie hausen in staubigen Hütten aus Bambusmatten, die wie provisorisch errichtet wurden. Das hängt damit zusammen, dass sie den Brandrodungsfeldbau gewohnt waren, was bedeutet, dass sie alle paar Jahre Wald roden mussten, neue Felder erschließen und dort ihre Häuser wieder aufbauen mussten. Hängebauchschweine suhlen sich im Staub und die Bewohner sind sehr einfach gekleidet, kleine Kinder häufig nackt.



Auch sind sie im Umgang mit uns eher verschlossen.

Bei einer kleinen Tempeltour durch die Stadt mit ihren etwa 200 Tempeln, alle mit viel Gold geschmückt und übermäßig mit Statuen und Schreinen vollgestellt, gefiel uns der Wat Phra Keo am besten.

In einem ausgesprochen schönen Areal mit Teakholzgebäuden und dichtem Pflanzenwald ( er hieß auch „Tempel des Bambuswald“) steht im Bot die Nachbildung des berühmten Smaragdbuddhas, dem nationalen Heiligtum und Beschützer der aktuellen Chakri-Dynastie. Das Original wird heute im Wat Phra Keo von Bangkok verehrt. Bei dieser Gelegenheit konnten wir lernen, dass der „Smaragdbuddha“ beileibe nicht aus Smaragden besteht, sondern aus grüner Jade. Irritiert hat uns auch, dass im Chedi Luang von Chiang Mai ebenfalls ein Smaragdbuddha - bestehend aus Jade, versteht sich - nach Luang Prabang und von dort später nach Bangkok gebracht worden sein soll.

Zu den interessanteren Tempeln in Chiang Rai dürfte der Wat Phra Singh zählen. Es ist ein Tempelkomplex mit zwei im 14. Jahrhundert errichteten Gebäuden, die im typischen Lan Na-Baustil errichtet wurde.



Einst soll er die heilige „Phra Buddha Sihing“ Statue beherbergt haben, was aber auch Chiang Mai für sich beansprucht.

Sehr überladen wirkt die Anlage des Wat Ming Muang, der älteste Tempel und nach der Gründung von Chiang Rai im Jahre 1262 errichtet.
Überhaupt: Der thailändische Buddhismus, so scheint es, ist in den Jahren auf den Geschmack des Geldes gekommen. Man hat den Eindruck in den belebten Tempeln, dass die Mönche zwar immer noch beten, meditieren und natürlich gutes tun. Aber einen Teil ihrer Zeit verwenden sie jetzt schon zum Eintreiben von Spenden und der Erweiterung von Einnahmequellen. Die Christen kennen diese Entwicklung schon einige Jahrhundertchen.

Parallel dazu scheint auch die Glaubwürdigkeit des Glaubens an Kraft zu verlieren.

Neben dem vielen Gold und Glitzer in den Tempeln und den überschäumenden Möglichkeiten, Spendengelder locker zu machen, sieht man immer mehr, die sich beim Kniefall in gutes Licht rücken, posieren und sich fotografieren lassen. Höhepunkt der Entlarvung sind die selbstverliebten Selfies in allen demütigen Positionen vor den meditierenden Buddhas. Ja, die gibt es. Und nicht zu wenig.

Am letzten Abend besuchten wir den trubeligen Nachtmarkt im Zentrum von Chiang Rai, nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt. Er besticht durch sein immenses Essensangebot.



Im Zentrum e
in Platz, der von unzähligen Garküchen gesäumt wird. Auf ihm stehen reihenweise Tische und Stühle. Für kleines Geld wird hier gegessen, was rundherum gekocht, gebrutzelt und gebacken wird: Nudelsuppen, Currys, Seafood, Würstchen, Reis- und Nudelgerichte, Frittiertes und, wenn man möchte, auch Maden, Heuschrecken und leckere Kakerlaken. Auf einer Bühne am Biergarten in der Nähe werden klassische Tänze und Live-Musik vorgeführt.

Wir wünschen euch allen - mit einem flauen und zwiespältigen Gefühl angesichts der angespannten Verhältnisse - ein „Happy New Year 2017“ , wie man hier sagen würde.

 

 

Chiang Mai, 03. Januar 2017


 

Im chaotischen, staubigen und sandigen alten Busbahnhof im Zentrum von Chiang Rai startete unsere relative kurze Fahrt nach Chiang Mai, meist durch fruchtbare Täler in der Bergregion des Nordwestens.

Jetzt sind wir in Chiang Mai, das sich in den letzten Jahren stark verändert hat.

Die alten Teakhäuser verschwinden allmählich und machen den mehrstöckigen Hotelanlagen reichlich Platz, der Verkehr hat in den Hauptachsen der Altstadt spürbar zugenommen, nur in den Sois und Seitengassen blüht noch die ländliche Ruhe.
Jetzt zur Hauptreisezeit sind viele Hotels ausgebucht, die Restaurantbesitzer reiben sich die Hände und die Bediensteten verfallen zeitweise in Hektik.

Das vielfältige Chiang Mai ist noch in den Gassen, vielleicht auch auf den Märkten und wenigen Tempeln der von Mauerruinen und Wassergräben umgebenen Altstadt zu finden.

Allerdings ist in den vielbesuchten Haupttempeln die Ruhe dahin (siehe unten), wobei buddhistische Asiaten in der eindeutigen Mehrheit sind. 
Die Bauweise der Tempel ist überwiegend vom Stil des 14. und 15. Jahrhunderts des mächtigen Thai-Reiches von Lan Na geprägt, doch hat auch die birmanische Architektur ihre Spuren hinterlassen.

Da wir in einer ruhigen Seitengasse der Phra Poklao Road wohnen, ganz nahe den beiden Tempeln Wat Phan Tao



und dem Wat Chedi Luang, wollen wir sie in einem günstigeren Moment besuchen, vor allem dann, wenn die Mönche vor Sonnenuntergang ihre Litaneien murmeln. Aber in beiden Tempeln traten sich bisher an jedem Tag die Massen auf die Füße und standen sich gegenseitig im Fotomotiv.


Der erste Stopp auf unserer Tempeltour galt dem Wat Chang Tam, dessen Stille und Ausstrahlung wir ohne solche Strapazen in aller Ruhe genießen konnten.

Ähnliches galt auch für den ältesten Tempel der Stadt, Wat Chiang Man, den König Mengrai 1296 als seinen ersten Wohnsitz errichten ließ. Der zentrale Vihara mit weit ausschweifendem, von Naga-Schlangen begrenzten und prächtig dekorierten Staffeldach, wurde aufwändig restauriert. In kleineren Gebäuden werden 2 Buddhafiguren aufbewahrt. Eine davon soll der Königin des Vorläuferreiches Haripunchai (8. Jhd) gehört haben, die Marmorskulptur Phra Sila soll vor 1000 aus Indien gebracht worden sein.


 

Im Wat Muskamthong schließlich waren wir ganz alleine. Der gezuckerte und überdekorierte Stil der Anlage mag dies erklären.



 

Ganz im Gegensatz zum älteren Holztempel Wat Inthrawarorot, der allein schon wegen der Baumaterialien und einer gewissen Schlichtheit Charme ausstrahlt und vor allem die oft vermisste Ruhe.






 


Das Wat Ku Tao liegt etwas außerhalb des nördlichen Gate „des weißen Elefanten“ und war schlicht eine Oase der Ruhe. Im ungewöhnlich anmutenden Chedi im birmanischen Stil soll der Legende nach die die Begräbnisstätte für einen birmanischen Prinzen gewesen sein. Die Form des steinernen Chedis erinnert an nach oben kleiner werdende Wassermelonen.

Doch dann haben wir uns mit voller Wucht ins irdische Getümmel der himmlischen Gefielde gestürzt.

„Wenn der Groschen/Kreuzer/Gulden in dem Beutel klingt, die Seele in den Himmel springt“. Mit diesem Spuch ist die Dekadenz des Christentums und seiner Kirche verbunden.

Am letzten Tag des Jahres - irgendwie ist auch für die Thais „Happy New Year“ - haben wir die ganze Dröhnung eines ähnlichen Verfalls im Buddhaland mitbekommen.


Im „Wat Phra Singh“, dem wichtigsten Tempel der ehemaligen Hauptstadt des LanNa-Reiches, war nämlich der Teufel los.

Im weitläufigen Klosterhof war Kirmes.
Festlich gestimmte Menschenmassen schoben sich durch die Anlage, an Essstraßen und Souvenirständen vorbei - eine Art himmlischer Markt -



zu den glitzernden Viharn und unverschämt golden leuchtenden Chedis.

Schwarze Menschen warfen sich reihenweise vor den golderstarrten Buddhas nieder, wobei wir uns wie die Zuschauer bei einem Spendenwettkampf fühlten, zu dem an allen Ecken aufgerufen wurde. Die Gläubigen schleppten riesige, von Folie geschützte, goldenlackierte Geschenkschalen mit Essbarem, Obst, aber auch Shampoo, Taschenlampe, Fischsoße usw. herbei und legten sie auf die aufgehäuften Berge vor den Statuen,






andere hängten mit 100-Baht-Scheinen dekorierte Himmelsleitern auf, Lotusblumen, Blütenkränze, Ölfeuer überhäuften die Schreine und Nebenplätze. Mönche warben über Lautsprecher:“Leute, lasst euch für 200 Baht das kommende Jahr von uns Mönchen segnen. Unser Lord Happy Buddha wird es euch danken!“ oder so ähnlich, unser Thai ist ja noch nicht so perfekt.


In einer Ecke konnte man Brieftauben für 100 Baht die Freiheit schenken, für nur 100 Baht durfte man kleine glücksbringende Glöcklein am Chedi aufhängen oder eine Buddhafigur mit heiligem Wasser






übergießen, das junge Mönchlein unentwegt in Eimern herbeitrugen, ein Mönch murmelte ohne Unterbrechung für zahlendes Volk Litaneien, billiger war es, für 100 Baht selbst ein Sprüchlein in Demutshaltung vor der Figur vom Blatt abzulesen.

Gerade noch rechtzeitig und mit viel Mühe konnte ich Edith von einer solchen Spendenrezitation abhalten.




Und in einer ruhigen Ecke zählte Happy Buddha leicht schmunzelnd seine Lieben.

Über all dem Spektakel lag starker Geruch von Kerzen und Räucherstäben.
Kurz: Ein Festtag des Religiösen.




Nur ein kleiner Hund, das Ferkel, hielt sich nicht an die Etikette.

Und - irgendeiner der Mönche hatte vergessen, die Buddha-Sprüche im Park für die Dauer der Aktion abzuhängen.


Natürlich kann man die Überfülle auch anders sehen. Ein Neuankömmling für Asien wird wahrscheinlich fasziniert und staunend davor stehen.

Für uns aber ist der Wandel der letzten Jahre unverkennbar. Und dies mit einer Tendenz von der Schlichtheit zur Gigantomanie, vom „Gott“ Buddha zum Gott Mammon.
Die Magie und der Zauber sind dabei auf der Strecke geblieben. Leider.

Sicher, der unvorstellbare Personenkult, der seit dem Tod von König Bhumibol seltsame Blüten hervorbringt, trägt auch zum bittersüßen Eindruck vom einstigen „Land des Lächelns“ bei.

Gestern Abend zum Beispiel waren die großen Straßen der historischen Altstadt für einen außerordentlichen Nachtmarkt mit Kunsthandwerk und leckeren Speisen gesperrt und am Platz des „Three Kings Monument“ war eine große Bühne aufgebaut. Tänze, Musik, Gesänge wurden dargeboten

 

und dazwischen Huldigungen für den verstorbenen König, dessen Gemälde und Bilder überlebensgroß und mit Orchideen und Jasminblüten geschmückt in jeder Ecke auf die Menschen herabblickte.

Punkt 18:00 Uhr wurde die laufende Vorführung unterbrochen und die selbstverständlich schwarz gekleideten Zuschauer erhoben sich von ihren Stühlen und standen still für die Hymne des Königs. Jeder Sänger ließ es sich nicht nehmen, auch ein Lied für den König in sein Programm einzubauen.


Ein zuckersüßer Abgesang in den letzten Stunden des Jahres für den „Countdown 2017“ in Chiang Mai.

Überhaupt war der gesamte Innenbereich der Stadt hoffnungslos überfüllt und ein Durchkommen kaum möglich. Zu den Einheimischen kamen nämlich noch viele Zehntausend Touristen und Gäste aus aller
Welt, die den Lärm und das Gedränge in den verschiedenen Partyzonen vervielfachten.




Nach einem ausgiebigen Abendessen im indischen Restaurant fuhren wir auf Schleichwegen zum Wassergraben im Osten. Ausgehend vom Tapae Gate stiegen an ihm ohne Pause tausende von leuchtenden Himmelslaternen und mit ihnen die heimlichen Wünsche nach oben in den wolkigen Nachthimmel.

Ein bezaubernder Anblick und viele der Touristen schwammen sichtlich auf einer Woge des Glücks und der Hoffnungen. Manche flippten in ihrer Gier beinahe aus.

Noch als wir längst bei Cola und Sangsom auf unserem Kleinstbalkon eng beieinander saßen, war der Himmel bis weit nach Mitternacht von den „Khom fai“ (Feuerballons) erleuchtet und vom nahen Wat Chedi Luang tönten die monotonen Mönchsgebete lange noch herüber. Um Mitternacht entfachte ein lustloses Feuerwerk volle 2 Minuten lang wenig Enthusiasmus. Ganz im Gegensatz zum 4 Millionen teuren Feuerspektakel von Sidney.

Der bunte Sundaymarket fiel heute buchstäblich ins Wasser. Wir hatten jetzt mehr als 3 Wochen bestes Wetter in Thailand und ausgerechnet am 1. Tag des Jahres ist der Himmel traurig grau und meist regnet es auch.
Was soll das für das Neue Jahr bedeuten?
Wir jedenfalls verbringen den Tag bis auf kleine Versuche im Regen auf unserem Zimmer.

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Sonnenbrille und Schweißtuch waren wieder angesagt. Wir begingen aber in unserem Leichtsinn den Fehler, den heiligsten Tempel von Nordthailand, den Wat Phrathat Doi Suthep besichtigen zu wollen. An besonders klaren Tagen ist die Aussicht hinunter auf Chiang Mai fantastisch.

Er liegt 15 km nordwestlich der Stadt am Hang des 1650 m hohen Doi Suthep und man hat beste Sicht auf Chiang Mai. Vom Gate des „weißen Elefanten“ ließen wir uns in einer abenteuerlichen Fahrt



von einem vollbesetzten Sammeltaxi dorthin bringen. Schon im Stau der letzten Kilometer war es nicht mehr zu verheimlichen. Der Ansturm war enorm. Wer von einem Ort der inneren Einkehr und der stillen Begegnung mit Lord Buddha ausgegangen war, spätestens jetzt erfasste ihn abgrundtiefe Enttäuschung.
 


Wir entschieden uns aber doch, die 290 Stufen inmitten einer keuchenden Menschenmenge hinauf zur Anlage zu überwinden.

Dort hatten sich schon Hunderte ihrer Schuhe entledigt und kreisten um den Chedi mit einem fassungslos goldenen Glanz



oder zündeten die honiggelben Kerzen und die Öllampen an

 

- oder hielten ihre Andacht fotographisch fest.

Eigentlich muss man darauf verzichten, die Situation um das Heiligtum beschreiben zu wollen.
Den Mönchen und dem Abt kann diese Show auch nicht gefallen.



Mit einigen schüchternen Schildern an Bäumen und Wänden wie „Be quiet“, „Don’t sit here“, „Don’t climb“ oder „Have respect und be silent“ werden sie das Chaos nicht beherrschen können.
Absurdes Theater.





Am letzten Nachmittag bummeln wir noch über den Somphet-Markt,






beobachten das Treiben im weitläufigen Sport- und Erholungspark der Innenstadt



(wobei es uns ganz besonders die Akrobatik der Takraw-Spieler angetan hat).



Und bei Sonnenuntergang lauschen wir noch den monotonen Litaneien der Mönche im Wat Chedi Luang und dem kleinen Holztempel Wat Phan Tao, wohl unserem Lieblingstempel.









Morgen Nachmittag verlassen wir das traurige Thailand und fliegen mit Lao Airlines in das hoffentlich noch stille Laos und die bezaubernde Stadt Luang Prabang.


 

Wer weiterlesen möchte, ruft bitte die Seite „Nordlaos vom 04.01. - 01.02.2017“ auf.