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Südlaos vom 15. Februar - Anfang März 2017


Mamaleuah, Don Det - Südlaos, 20. Februar 2017


Die Fahrt von Ban Lung in Ratanakiri/Kambodscha nach Don Det/Laos war asiatisch.

Am Morgen 9 Uhr starteten wir mit dem Minibus und hatten schon vor 11 Uhr die 130 km nach Stung Treng hinter uns. Aber dann.

Am Riverside Gh, wo wir eigenartigerweise abgeladen werden, eröffnete uns der nette Mister T, dass wir nun 3 Stunden auf den nächsten Minibus zu warten hätten. OK. Und tatsächlich brachte der uns in einer guten Stunde an die kambodschanisch-laotische Grenze. Es war nun schon 15.30 Uhr. Dort begann dann das Grenzübertritts-Drama:

Ausfüllen des Einreiseformulars, unter strengen Blicken der Uniformierten ordentliches Einreihen an der Passkontrolle, zahlen von 2 Dollar für den Ausreisestempel, warten auf die 6 Dollar Rückgeld, die der schlecht bezahlte Beamte gerne in die eigene Tasche gesteckt hätte, weiter mit dem Gepäck durchs „Niemandsland“ zur laotischen Immigration, bezahlen von 1 Dollar, weil die Grenzbeamten nach 16 Uhr noch arbeiten mussten, Abgabe des Einreiseformulars mit Bild und 30 Dollar Gebühr für das „Visa on arrival“, warten, langes Warten, ziemlich langes Warten. Kurz vor 17 Uhr wird dir dann der Pass durch ein Fensterchen gereicht, aber erst, nachdem du 2 Dollar Stempelgebühr bezahlt hast, hältst du dein 30tägiges Visum in Händen. Um 17.45 hält der Bus in Nakasang, mit dem Boot (Sonnenuntergang knipsen)



rüber auf die Insel zur französischen Verladestation, 10minütiger Fußmarsch auf dem Uferweg und gegen 18.30 - endlich - Lutz und Pheng in die Arme fallen.

Wenn man an Orten ankommt, die man liebt, ist das schon fast wie nach Hause kommen.

Zum Abschluss der Reise nach Südlaos oder zum Anfang unseres Aufenthaltes hier ein kühles Bier auf der Terrasse. Der Abend endet spät mit einigen Lao Lao.


 

Vor etwa 150 Jahren machte sich nach Henri Mouhots Tagebüchern eine französische Expedition unter Leitung von Garnier auf, den Wasserweg von Vietnam nach China zu erkunden. An den unbefahrbaren Wasserfällen von Somphamit und Khon Phabeng platzten die Träume.
Diese Wasserfälle, knappe 160 km südlich von Pakxe, bilden die Südgrenze eines einzigartigen Feuchtgebietes, das von den Laoten "Si Phan Don" - Viertausend Inseln - genannt wird. Auf einer Länge von 50 km und einer Breite von etwa 15 km (!) gliedert sich der Mekong hier in etliche Arme und Kanäle und gibt - je nach Wasserstand - tausende Inseln frei. Eine davon ist Don Det.


 

Bei „mamaleuah“ ist Entspannung Programm.

So geht es allen, die sich hier in den Bungalows wohlfühlen. Man hängt nach manchen Strapazen des Reisens einfach ab. Wir machen mit, essen gut (das Restaurant ist meist bis auf den letzten Platz gefüllt - vor allem am Abend), lungern in der Hängematte herum und beschäftigen uns mit gepflegtem Nichtstun.

Plötzlich klingelt das Telefon von Edith.

Daniel ist tatsächlich auf dem Weg nach Nakasang, sitzt gerade in einem vollbeladenen Songthaew und wird am Nachmittag mit dem Boot auf der Insel landen. Welche Überraschung. Wir dachten nämlich, dass er sich Zeit lassen und in 2-3 Tagen auftauchen würde. Welche Freude daher!

Einige Stunden später kommt plötzlich Hektik auf. Pheng hat gehört, dass ein Touristenbus aus Pakse verunglückt sei. Entwarnung Sekunden danach, als sich Dani munter am Telefon meldet.



Eine Stunde später fallen wir uns an der französischen Verladestation in die Arme.
Ein langer Abend und er endet nach Mitternacht mit Lao Lao.

Am nächsten Morgen wird lang geschlafen und getrödelt.

Am Nachmittag dann eine Erkundungstour mit dem Rad auf dem schmalen Lehmweg am Ufer von Don Det. Kokospalmen und Bambushütten, die meisten verfallen, viele davon verlassen, einige überraschend noch bewohnt, säumen das Ufer der Insel. Der tägliche Strom der Backpacker hat vor allem im Norden der Insel seine Spuren hinterlassen. Ansonsten strahlt das Inselchen Gelassenheit und Ruhe aus.
Das Bestechende hier ist, dass die Einheimischen direkt neben den Bungalows in ihren unaufgeräumten, chaotischen Teakhäusern und Bambushütten wohnen. Und mit ihnen die vielen Tiere und Kinder, die über den Tag sichtbar ihre Freiheit genießen. Je weiter wir nach Süden radeln, desto ruhiger wird es. In einzelnen Anlagen hängt die „Zukunft dieser Welt“ in Hängematten und döst schon tagelang vor sich hin, wie die vielen Hunde es ihnen vormachen.
Irgendwann gibt es keine Häuser mehr, nur noch Idylle, die zeitweise von gelassenen Wasserbüffeln versperrt wird.

Weiter durch abgeerntete Reisfelder, viele schwarz abgebrannt, vereinzelte Zuckerpalmen und Regenbäume und der Mekong kommt gemächlich und in der Trockenzeit jetzt schon fast sauber und blaugrün daher. Bis hinunter an die Eisenbahnbrücke, die die Franzosen damals für eine Schmalspurbahn gebaut haben. Heute verbindet sie Don Det mit der ruhigen und größeren Insel Don Khon.

Im Norden der Insel betrachten wir auf der Terrasse des „Little Eden“ das kleine Schauspiel eines mäßigen Sonnenuntergangs.



An diesem zauberhaften Ort werden wir nun eine Wocher happy verbringen.

Si Phan Don ist eine einzigartige Wasserlandschaft des Mekong, in der über 60 000 Menschen leben. Fisch ist seit jeher das Hauptnahrungsmittel und es wird auch ständig gefischt. Und fast jeder Bewohner hat ein wenig Anteil am Tourismus. Dieses Flusserlebnis macht die Gegend zu unserem schönsten Reiseziel in Laos.



Der Tag verstreicht im Rhythmus, den der Fluss vorgibt und das Bild vor unserer Terrasse verändert sich nur in Nuancen.



Wenn der Morgen so allmählich dämmert und Hahnenschreie die Stille zerreißen, den Tag viel zu früh ankündigen, gefolgt von albernem Hühnergegacker und von irgendwoher Hundegekläff weht , hysterisch und wichtigtuerisch, dann sitze ich gerne auf der Terrasse und schaue dem Treiben zu.

In diesen frühen Stunden ist der Mekong streng verhüllt. Das Erwachen geschieht fast im Verborgenen. Erst allmählich und zögernd, löst sich der nachtdunkle Nebelschleier, verweht und der Mekong zeigt sich ruhig fließend in seinem Bett, umspielt elegant die Oleanderinseln, nach feuchtkühler Nacht wachgeküsst von der langsam aufsteigenden Sonne.

Wie oft schlittert man haarscharf am Kitsch vorbei – oder trifft ihn gar mitten ins Herz? Die Worte abgenutzt, ausgeleiert und verbraucht?

Jawohl, mag sein.

Und doch bin ich, der Betrachter aus dem industrialisierten, entmystifizierten und nüchternen Westen, auf besondere Weise von solchen Bildern der reinen Zeitlosigkeit überwältigt und lasse mich einfach einfangen vom Zauber des Moments, in dem alles noch so wundersam unentschieden ist.

Eine Herde Wasserbüffel nimmt ein Bad im Fluss und schwimmt oder watet zu einer Sandbank nahe am Ufer.



Dort stehen sie nun bewegungslos und lange Zeit, warten wohl auf die ersten wärmenden Strahlen der Sonne.

Denn jetzt gewinnt die Sonne an Höhe und Kraft, sie strahlt frisch und klar und grell auf das Land, die dicht bewaldeten Ufer gegenüber zeigen deutliche Konturen. Die Luftwurzeln der riesigen Bäume, die sich in den abschüssigen rötlichen Lehmboden krallen, ausgeschwemmt von den Hochwassern, ragen wie Skelette gestorbener Tiere auf.

Entfaltet die Sonne dann ihre ganze Kraft, liegen die Wasserbüffel still im Sand, die Hühner tauchen ins Blickfeld und die nackten, spielenden Kinder.






Steht die Sonne hoch am Himmel und brennt heiß herab, stehen die Wasserbüffel bis zur Nase im Fluss und suchen nach Erfrischung und am späten Nachmittag wird es friedlich und still.
Der geteilte Mekong fließt dann gemächlich, eine Staffel weißer Reiher rauscht knapp über die Wasseroberfläche und der Gecko ruft in der beginnenden Dämmerung, die sich jetzt über das Bild legt.

Die Bauern und Fischer der Insel, wenn sie nicht gerade ein neues Haus aus Stein gebaut haben, wohnen in total chaotischen und staubigen Stelzenhäusern. Auf der Insel gilt offensichtlich ein Prinzip: Ist ein Haus erstmal gebaut, wird bis zum Zerfall nichts mehr daran gemacht, weder repariert noch verschönert. Der Verfall, die Vergänglichkeit wird nicht beseitigt, wegtransportiert, bleibt sichtbar, neben dem Neuen.
Die Bretter eines alten Verschlages lagern also unsortiert und wild neben alten, verrosteten Motorenteilen, nicht mehr zu gebrauchenden Wassertöpfen, Säcken mit verfaultem Reis - und darüber der Staub der Jahrhunderte.
Am Morgen wird zwar der Lehmboden gekehrt, als erste Tätigkeit des Tages. Aber das sonstige Chaos bleibt. In alle Ewigkeit. Das ist Laos, im Chaos.
Und die Menschen haben nicht die Energie, nur ein wenig Ordnung (Pfui, welch garstig deutsches Wort!) oder Gemütlichkeit ins Anwesen zu bringen. Nein, man sitzt irgendwo, oder liegt, geht ab und zu kurz einer Beschäftigung nach und sitzt dann mit Freunden und der Familie und palawert und isst und trinkt. Und wenn es sein muss, neben dem Müll.

Lutz hat im letzten Jahr der Familie ein neues und schmuckes Boot gekauft. Jetzt liegt es ältlich und abgesoffen im Wasser, untauglich und nutzlos. Niemand vom Clan hat Interesse an einer Reparatur. Es wird allmählich am Ufer verrotten.

Yuppieh! Heute hat Edith Geburtstag! Und ab heute ist sie im Rentnerclub..

Wir wollen eine gemütliche Radtour auf die Nachbarinsel Don Khon mit eingebautem Picknick unternehmen. Cidre, Samosas, Longan und Mango sind dabei.









Verbunden werden die beiden Inseln durch eine gemauerte Brücke, die eher an die Loire als nach Laos passen würde. Dort stoßen wir zur Feier des Tages auf das Leben an.







Im Vat Houa Khon machen wir ein Päuschen und nehmen danach den Uferweg durch das kleine Dörfchen Ban Sentho zum unspektakulären Khon Pa Sai Wasserfall.



Später führt der schmale Pfad durch lange märchenhafte Baumtunnel eines „verzauberten“ Waldes,

 

an weiteren kleinen Wasserfällen und Schluchten vorbei und endet schließlich am Mekong.



Zuvor überstehen wir ein Abenteuer. Eine der Holzbrücken über ein Bächchen ist total demoliert und überlegt sich gerade, ob sie den Geist aufgeben sollte. Es fehlen schon Bretter, einige wackeln bedenklich und das Metallgestänge hängt mahnend in der Luft. Einige Motorradfahrer und auch Radfahrer kehren um. Wir wagen den Drahtseilakt und schaffen es tatsächlich.



Hier im Süden von Don Khone steht die alte Verladestation, ein Monstrum aus Stahl und Beton.
Ein vergammelnder Kran, genug Beton für einen Normandiebunker und Verfall, wohin man schaut.
Die Dorfjugend hängt mit den Bootsleuten und einer Flasche Lao Lao am Ufer herum, in Erwartung zahlender Kunden, die für eine Stunde Delphinbeschau (obwohl nur noch drei Exemplare im Flussbecken sein sollen) bei etwas Raffinesse einige USD locker machen.

Unter einem wolkenlosen Himmel radeln wir auf dem eingewachsenen Damm und einem engen Waldweg zurück. Er ist zwar ein wenig staubig und über manche Kiesstellen hoppelte man doch arg. Aber dafür war die Idylle pur.




Auf halber Strecke biegen wir auf einen Sandweg ab zu dem kleinen Wasserfall am Mekong, an dem wir auch unsere mitgebrachte Mango und die Büschel Longan verzehren als angedeutetes kleines Geburtstagspicknick.


 

An den Somphamit-Wasserfällen donnern die Wasser des Mekong über mehrere Felsstufen in ein Sammelbecken.



Es entfaltet sich eine imposante Gewalt der Natur, vor der man nur schweigend und fast ehrfurchtsvoll steht. Bei den Leuten hier heißt der Wasserfall "Tad Liphi", was soviel wie "Geisterversteck" meint und das Verhältnis der Laoten zur Natur ganz gut ausdrückt.






Am Abend dann ein opulentes Mahl mit einem Überraschungsdessert und Kerze, kredenzt von Pheng und Lutz.




 

Pakse, 24. Februar 2017

Von Don Det ist es nicht weit zu den Stromschnellen und den Khon-Phapheng-Wasserfällen. Mit dem Boot fahren wir auf dem Strom nach Süden, langsam über seichtes Gewässer und mit Speed durch turbulente Stromschnellen.



Der Wasserfall ist mehrere hundert Meter breit und über Felsen und Geröll tosen bis zu 9,5 Mio. Liter Wasser pro Sekunde in die Tiefe.






Man spürt selbst aus sicherer Entfernung die ungeheure Kraft, mit der die Wassermassen der laotisch-kambodschanischen Grenze entgegen donnern.

Am Fluss in der Sonne sitzen und in die leicht gekräuselten Wellen sehen ist eine Beschäftigung der letzten Tage.
Tut man es lang genug, treibt der Fluss auch die Gedanken davon und man sitzt bewegungslos, lange im Gras oder schaukelt in der Hängematte und erinnert sich später nicht, was man dort so lange getan hat.
Ich z
ähle ja eigentlich nicht zu denen, die Dinge sehen, die nicht da sind und so sehr mich manches im Leben verwirrt, was ich sehe überall, neige ich nicht zu Halluzinationen oder absurden Verdrehungen der Wirklichkeit.

Und doch, in dieser Ecke der Welt genügt die Wirklichkeit nicht. Man begegnet ständig Magie und Zauber, Glauben an zweifelhafte Wesen, Dämonen, Anbetungen vergoldeter Gipsfiguren oder tägliche Opferungen vor bizarren Geisterhäuschen. Man fragt sich, warum dieser magische Realismus noch immer die Menschen beherrscht, der sie doch täglich so vieler Energien beraubt. Für sie sind die Dinge wie sie sind und sie wagen sie nicht in Frage zu stellen. Mit dieser Haltung ist Veränderung nur langsam denkbar und der Schatten des Außerirdischen legt sich auf ihre Gemüter.

Was bloß treibt den Menschen weg von sich selbst in die beschützenden Arme der unsagbaren Allmacht - die ihm so fremd ist und die menschliche Unzulänglichkeit und die erbitterten Kämpfe um den rechten Weg nicht kennt?
Was bloß treibt die Menschen, die Verantwortung f
ür ihr Leben freiwillig abzugeben?

Andererseits: Beim Blick auf die Welt begreift man so vieles nicht. Die Welt ist voller seltsamer Widersprüche und Unsinnigkeiten, voller irrationaler Dinge. Sie ist, genau betrachtet, ein riesiges Irrationales.
Der Glaubensfähigkeit der Menschen wohnt sicher der Wunsch inne, das Chaos der Welt, die Zusammenhänge und Verschlüsselungen und die Einsamkeit der Menschen zu verstehen.

Die Weisheit des Alters aber eine Illusion. Das Verständnis der Weltläufte unmöglich. Zumal in unserer Medienwelt, die alles verstehen will und nichts versteht. Daher hat eine traurige Unsicherheit die Menschen ergriffen und sie sind wehrlos den Anfechtungen der Verführer ausgeliefert.

Und so bleibt als einzige Gewissheit, dass nichts so gewiss ist, wie es scheint. 



Während dieser Hängemattenmomente vergnügen sich Edith und Daniel ganz weltlich an einem kleinen Strand im Mekong.



Heute verlassen wir die Insel. Der Abschied ist wehmütig. Dieser kleine Ort im Mekong hat natürlichen Charme wie viele nicht, vervielfacht noch durch die Freundlichkeit seiner Menschen.



Im Boot nach Nakasang ist noch der Schweizer Weltenbummler Heinz, den wir am Vorabend kennenlernen durften. Er fährt mit einer glänzenden Idee im Gepäck rund um die Welt - im eigenen umgebauten Landcruiser. Seit März 2016 ist er „on the road, odr“: Balkan, Türkei, Georgien, wieder Türkei, Iran, Turkmenistan, Mongolei, China, Laos - die grobe Route. Alles ohne größere Probleme. Und weil er gerade in Rente kam, nimmt er den zeitlich unbegrenzten Trip als Reise in eine neue Lebensphase, aus der Vergangenheit in die Zukunft. Er fährt nämlich nicht alleine. An verschiedenen Orten seiner Tour steigen Personen seiner Familie, Freunde und Begleiter seines Lebens für einige Zeit zu und leisten ihm Gesellschaft. In Laos war dies für drei Wochen sein Patenkind Rene. Alle 7-8 Monate unterbricht er die Reise, stellt das Auto an sicherem Platz ab und fliegt für einen Break nach Hause zu seiner Frau, die noch arbeiten muss, ihn jedoch ebenfalls für 4-5 Wochen begleitet.

Mit dem Bus geht es nach Norden auf der Nationalstraße 13. Wir passieren etliche Dörfer und Hütten in den Feldern. Kaum zu glauben, dass dort noch Menschen hausen, eine Heimat haben, dorthin nach Hause gehen nach der Arbeit. Schiefe Hütten auf Stelzen so krumm, aus vergammelten Bambusmatten zusammengeflickt, von Plastikmüll umschwemmt, kleine nackte Kinder beim Spielen, mittendrin.
Menschen, vollbepackt wandern am Straßenrand, Tiere - ganze Pulks von Wasserbüffeln, Ziegenherden, Kühe und Rinder, und Hunde, so viel Streuner - Menschen laufen kreuz und quer, verkaufen ihre Früchte und Wurzeln direkt am Rand, reagieren erst spät auf das nervige Gehupe.

Vom Dorf Ban Muang am Mekong setzen wir mit dem Boot über.



Das Dorf Ban Vat Thong und viele weitere reihen sich wie an einer Perlenschnur entlang des Mekong und sind als Champasak zusammengefasst, wohl eine alte Königstadt der Cham oder Zhenla, des frühen Khmer-Reiches.
Durch den Ort führte vor Jahren noch eine rote Staubstraße, heute asphaltiert, die zur Mittagszeit vollkommen friedlich liegt.
Überhaupt ist dies ein gemütlicher Ort, in dem Hektik keine Chance hat. Ganz symbolisch fließen die Wasser des Mekong blaugrün und träge nach Süden, den Wasserfällen und Kambodscha entgegen.

In einem der Vats ist gerade Tempelfest und im Inneren des Viharn werden vor versammelter Frauengemeinde Litaneien rezitiert.



Wir fahren weit hinaus bis zu einem erleuchteten Buddha unter dem Bodhibaum am Straßenrand. Da die Räder nicht die besten sind, kehren wir danach um. Bei entspannter Abendstimmung strömen in jedem Dorf die Jungen in Sportkleidung zu den Fußballplätzen.

Es ist wirklich ein friedlicher Ort, dieses Champasak.
Und dann erst der Khmertempel!

Aber allen Freuden soll ja nach alter Erkenntnis - wie man hört - der Schweiß vorangehen. Und das tat er auch in Mengen. Die 12-15 km nach Vat Phou hatten es in sich. Hört sich lächerlich an. Aber bei dieser Hitze war das T-Shirt augenblicklich klatschnass. Die Hinfahrt nach dem Frühstück war noch erträglich, aber die Rückfahrt! Die Mittagshitze schnürte fast die Luft ab, der Körper war ausgelaugt. Und so mussten wir an einem Bouleplatz eine kurze Pause einlegen, bevor es weiterging.

Doch die Anlage des Khmer Heiligtums ist die Anstrengungen wert. Schon die Lage ist sehr symbolträchtig und man kann erahnen, warum die Khmer an dieser Stelle einen Tempel errichteten. Der Gipfel des Berges Phou Khao (1416 m), an dessen Hängen Vat Phou steht, ist von einem 16m hohen Fels gekrönt, den die frühen Völker als Lingam verehrten, das phallische Symbol von Shiva. und heute versteckte er sich verschämt hinter einer Wolke.

Die Forschungen sind jedoch noch nicht abgeschlossen, so dass nicht klar ist, ob nicht vielleicht schon die Cham hier eine Kultstätte hatten. Einig ist man sich, dass im 6. Jahrhundert hier die Hauptstadt des präangkorianische Khmerreiches Zhenla gewesen sein musste.

Vat Phou besteht aus 3 Ebenen am Hang.



Auf einer Ost-West-Achse führt zunächst ein 250 m langer Prozessionsweg zu den beiden Palästen aus dem 11. Jahrhundert.



Danach kommt man
zu einer ersten Treppe, von alten knorrigen Frangipanibäumen gesäumt, auf eine kleine Terrasse, von der aus früher eine gerade Straße den Tempel mit dem 250 km entfernten Angkor verband.






Über weitere Treppen erreicht man 100 m höher die dritte Ebene mit dem eigentlichen Heiligtum, das ursrünglich den zentralen hinduistischen Gottheiten geweiht war: Brahma, den Schöpfer, Shiva, den Zerstörer und Erneuerer und Vishnu, den Erhalter.



Erst seit dem 14. Jahrhundert wurde in dem Bergtempel Buddha verehrt.


Jetzt stürmte plötzlich die belgische Königin - wie ein Begleiter bedeutungsvoll murmelte - mit einer großen Entourage die unwegsamen Treppen hinauf und an uns vorbei. Eine ausgesprochen sportliche Leistung, mit königlicher Würde vorgetragen. Ihr hinterher hechelten jede Menge Kameraleute, mit schwarzen Anzügen gekleidete Muskelpakete, Botschafter und Botschaftspersonal - mit hochroten Köpfen, denn sie waren dem königlichen Tempo nicht gewachsen - und Leute in blauen UNICEF-T-Shirts, meist schweißgebadet und stöhnend.

Oberhalb des Heiligtums befindet sich am Fels eine heilige Quelle, deren Wasser ehemals über eine säulengestützte Leitung zum Heilgtum im Tempelhauptbau geführt wurden. Noch heute gilt das Wasser dieser Quelle den Laoten als glücksbringend.

Von oben hat man einen herrlichen Ausblick auf den Mekong und seine weitgehend bewaldete Ebene und die Stille über dem Land ist betörend.
Wir verbrachten einige Stunden an diesem Ort und genossen Ruhe und Aussicht.


Pakse, 28. Februar 2017


Sehr gemütlich auf einem Flussboot geht es am Mittag vom ruhigen Dorf die 45 km mekongaufwärts nach Pakse.
Die Fahrt ist angenehm, wir hören Musik und genießen das ruhige Tempo, in dem die Landschaft an uns vorbeizieht.

Pakse ist mit etwa 100 000 Einwohnern die Provinzhauptstadt der Provinz Champasak. Sie liegt am Zusammenfluss des Xe Don und des Mekong und auch hier leben neben den Lao viele Chinesen und Vietnamesen, die auch die Restaurantszene neben Indern prägen, und viele ältere Leute sprechen noch französisch.
Bei Tag besehen fließt ein ganz und gar unromantischer Fluss breit und behäbig durch eine flache und unaufgeräumte, um nicht zu sagen vermüllte Landschaft. Am Ufer lagert zwischen den Garküchen Bauschutt und stinkender Müll. Nicht einmal ein kleiner Gedanke an Idylle drängt sich auf. Dennoch, die Stadt stellt sich uns nicht in den Weg.


Die beiden nächsten Tage verbringen wir auf dem Bolaven-Plateau, östlich von Pakse. Gemächlich steigt dort die Straße nach Osten hinauf auf die etwa 1200 m hohe Hochebene, die mit ihrer roten Erde sehr fruchtbar ist. Auf dem nährstoffreichen Boden baut man vor allem den Arabica-Kaffee und Tee in kleinen Plantagen an, aber auch viele Früchte (Durian, Ananas, Bananen, Avocado...) und Gewürze wie Zimt, Kardamom, Zitronengras und Pfeffer.





In der Nähe des Tad Fane Resorts stürzt der Fluss Houay Bangliang über eine steile Klippe 150 m in die Tiefe und bildet einen Zwillingswasserfall, der sehr beeindruckend ist und an dem ein zunächst ausgestopft wirkender Adler sehr lebendig wird.






Das gesamte Plateau ist bekannt für seine Wasserfälle, von denen wir auch den Tad Yeuang besuchen, dessen Wasser mit ungeheurer Energie in die Tiefe stürzen.



 

In einer kleinen Kaffeeplantage irren wir etwas ratlos durch die vielfältige Pflanzenwelt und enträtseln nur hier und da die Namen der Gewürze, konnten aber die Produktionsetappen beim Kaffee und verschiedene Röstverfahren kennenlernen. Auf der Strecke nach Pakxong sah man auch weiße Bohnen beiderseits der Straße zum Trocknen ausliegen.
Danach erleben wir ein weiteres Wasserspektakel. In der Nähe von Paxong nämlich zieht ein wuchtiges Gewitter über das Land und wir genehmigen uns in der Zeit ein überteuertes Mittagessen im extravaganten Sinouk Coffee Resort.





In einem Dorf des animistischen Mon-Khmervolkes der Alak konnte man inmitten einer roten Staubwüste der ärmlichen Lebensweise dieser Menschen kurze Zeit nahe sein. Aber wir stolpern mit schlechten Gefühle durch die staubroten Wege an den Stelzenhäusern vorbei und kamen uns vor wie im Zoo. Die Alak wohl noch mehr.



Die nackten Kinder spielen auf blankem Lehmboden, von alten Frauen bis zu sehr jungen Mädchen wird wie auf Kommando eine Bambuswasserpfeife geraucht und die Männer hocken missmutig, wie es scheint, in Gruppen zusammen und palavern.


Die Alak äschern ihre Toten nicht ein, sondern begraben sie im Wald. Die Särge dafür werden schon zu Lebzeiten angefertigt und sie liegen unter so manchem Stelzenhaus im roten Staub.










Im meistbesuchten und chilligen Ort der östlichen Provinz Saravan am Tad Lo Wasserfall finden wir eine Unterkunft für die Nacht.



Und treffen - wie es der Zufall so will - auf die beiden Italienerinnen Mara und Valentina. Sie waren schon in der Zeit auf Don Det unsere Bungalownachbarn und wir haben viel zu erzählen beim Abendessen und danach. Die Nacht ist nach einigen Lao Lao-Cocktails kurz.




 


Tad Lo am Morgen beginnt den Tag sehr entspannt, wobei die Tiere den Anfang machen, gefolgt vom morgendlichen Bad und dem Wäsche waschen.


Ähnlich arm sind die Bewohner eines Katu-Dorfes auf dem Weg, das wir nach dem Frühstück besuchten. Wir bewundern ihre Webtechnik und kaufen eine kleine Arbeit mit hübscher Ornamentik.


Etwas später besuchen wir das gigantisch über Felsen abstürzende Phaxuam Cliff.



Auf dem Weg dorthin musste eine Bambushängebrücke überquert werden, die Edith auf Zehenspitzen gehend meisterte.






Ganz in der Nähe befindet sich ein Museumsdorf mit Holzhäusern der verschiedenen Minoritäten des Plateaus.


















Im weitläufigen und sehr ursprünglich belassenen Gelände dort wagen wir uns tiefer in den Bambuswald mit einigen Urwaldriesen, gewagten Brücken und Bachübergängen im unwegsamen Gelände.



 








Eine viel zu kurze Abenteuertour.






Nach 11 sehr schönen und entspannten gemeinsamen Tagen im Süden von Laos verabschieden wir uns am Abend von Daniel.



Er macht sich in einem Liegebus auf den Weg nach Norden und wird gegen den morgigen Mittag in Vang Vieng ankommen, von wo er Nordlaos entdecken möchte.

Wenn man, wie ich heute, genügend Zeit findet, bei einem Getränk einfach das vorbeiziehende Leben zu beobachten, lange, dann fällt Überraschendes auf. Meist.
Heute war es die Überheblichkeit und Herausgehobenheit der Menschen aus dem allgemeinen Strom der wahllosen Passanten. An erster Stelle die Westler. Entweder sie verleihen sich mit einzelnen Symbolen wie extravaganten Kopfbedeckungen, solitären Bekleidungen und einer perfekt einstudierten Mimik, die auf Höheres schließen lässt, einen individuellen und einzigartigen Touch, der sie zweifellos aus der Masse der traditionell gekleideten Laoten heraushebt, die so gar nichts haben von Chaoten - es sei denn, sie sind arm und heruntergekommen und schmutzig abgewetzt. Oder sie schlappen mit schlapprigen Hosen, ausgewaschenen T-Shirts, zum Pferdeschwanz gebundenen langen Haaren, den vielen Tattoos an unmöglichen Stellen an dir vorbei, den Blick in die ungewisse Ferne gerichtet und zornige Falten auf der kühnen Stirn und heben sich so mit der lässigen Uniformierung vom Rest der Welt ab.

Chinesen erkennt man an der sauberen, aber leider etwas biederen Kleidung und der Tatsache, dass sie fast ausschließlich in großen Gruppen auftreten. Laut zwar und hysterisch, aber eben einheitlich. Anders dagegen die weitverwestlichten Japaner. Sie heben sich durch Qualitätskleidung und - apparaturen von der Masse ab. Die Thais und Koreaner eifern den Japanern nach, was das adrette Äußere betrifft, haben aber noch einige Jährchen extrem zu schuften, bis sie das japanische Niveau der Mittelschicht erreicht haben.

So bemüht sich jeder Kulturkreis auf seine Weise, den Stallgeruch des Massenhaften loszuwerden und der Individualisierung den Weg zu ebnen.
Wie schön ist es doch, besser zu sein als der andere!

Die Selbstüberhöhung der Stars mit ihrer scherenschnittartigen Einzigartigkeit - der vergötterte Ronaldo - zeigt dem Einzelnen die Richtung. Dort, wo der Star ist, glitzert das wahre Leben.

Aber, bitteschön, wo wären wir Menschen denn ohne etwas Selbstüberschätzung?
Die Könige, die Reichen, die Stars - wir überschätzen sie, sie feuern uns an.
Wäre nicht jeder nur in seinem Gehäuse und ein Flüchtling vor dem Leben?
Aus Angst vor dem Scheitern auf dem Laufsteg.

Wir haben am Tag danach noch den Rückflug nach Frankfurt am 16.03.17 und ein Bahnticket am 17.03.17 nach Stuttgart gebucht und den letzten Inselaufenthalt davor auf Ko Mak in Ostthailand vorbereitet.

Bevor wir heute, Dienstag, um 15:00 Uhr, am letzten Tag in Laos, die lange Fahrt mit Minibus über die Grenze nach Ubon Ratchathani in Thailand, die Nacht im Liegewagen nach Bangkok und die Fahrt mit dem Bus nach Trat antreten, - 24 Stunden lang - , wo wir am Mittwoch Nachmittag ankommen werden, mieten wir uns noch 2 Fahrräder für Pakse.

Wir steigen in den Minibus zur Grenze. Verlassen Laos, das uns so lange bewahrt hat. So viele Bilder geschenkt hat.

Also die Ruhe am exotischen Strand vor der Rückkehr ins Heimatliche.
Also die Rückkehr, mit der wir uns noch weigern, gedanklich und planerisch zu beschäftigen.


Vielleicht geht das Tagebuch ja noch etwas weiter. Dann rufe die Seite auf:  www.dusauunterwegs.de.tl/Thailand im März 2017