Anreise
Die Schweiz hat sich mal wieder negativ bemerkbar gemacht.
Nicht etwa, weil wir wieder mal geblitzt worden wären. Nein. Nein.
Auf der Strecke war alles bestens. Sieht man mal von der Menge Schilder von ständig wechselnden Geschwindigkeitsangaben ab.
Aber als wir uns nach etwa 2 Stunden Durchfahrt wieder auf italienischem Boden befanden, mussten wir mit Schrecken feststellen, dass sich die Guthaben auf unseren beiden Smartphones in Luft aufgelöst hatten. Bei mir annährend 35.- € und bei Edith etwa 15.- €.
Das hat die Schweiz wohl so an sich, dass ständig irgendwelche Gelder in dunklen unergründlichen Löchern verschwinden.
Und obwohl wir unterwegs richtig ernsthaft gebummelt haben, stehen wir schon um 18 Uhr erwartungsvoll am Fährhafen von Genua. Drei volle Stunden sollten wir noch warten müssen, ehe wir im Bauch der Fähre so eng verkeilt zwischen den PKWs standen, dass man sich automatisch fragte, wie man wohl um alles in der Welt aus diesem Chaos wieder heil herausfinden könnte.
Ein zweitrangig zubereitetes aber erstklassig bezahltes Essen im Fährrestaurant, von wohl schlecht bezahltem aber auf jeden Fall schlecht gelauntem Personal serviert, war um 11 Uhr mit 2 bestens aufgelegten Grappe beendet.
Zuvor haben wir die kurze Geschichte eines 35jährigen Italieners erfahren, der mit seinem Vater am Nebentisch saß. Mit etwa 20 Jahren hat er Sizilien verlassen, um in Berlin 15 Jahre zu leben und jetzt hatte sich die Familie entschlossen, wieder zurück in die Heimat zu ziehen. Bevor wir die angehäuften Fragen los wurden, verabschiedete er sich freundlich und am Folgetag fanden wir auch keine Gelegenheit, nach Beweggründen usw. zu fragen.
Danach schnarchten wir in der Kabine um die Wette.
Der Tag auf dem Schiff war angefüllt mit viel Entspannung, sowohl in der Kabine beim Mittagsschlaf nach wieder scheußlicher Pasta im Self-Service, als auch in der Sonne auf Deck bei den vielen Geschichten über diese von vielen Kulturen über die Jahrtausende getränkte Insel.
So die Geschichte von Ralph Giordano, dessen Großvater aus dem südsizilianischen Rieti stammte, und der von der Begegnung mit dem Boden erzählt, auf dem auch seine Geschichte beginnt.
Oder die bedrückende Geschichte des ehemaligen Bürgermeisters von Palermo, Leoluca Orlando, über den großen Mafiaprozess in den 80iger Jahren: „Wo bleibt die Gerechtigkeit?“
Und die Hymne auf das heruntergekommene Viertel der Vucceria - das - wie der Autor Alli Traina sagt - Schmuckkästchen Palermos.