Letzte Station Bangkok
Banglampoo Bangkok, 17. Dezember 2019
Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist!
Schön und interessant - wie immer - sonnig und warm, exotisch anders. Wir sind eingetaucht und das Glück das wir erfahren haben, erhellt hoffentlich noch lange unseren Alltag zu Hause. Der Weg dahin ist lange und bringt uns von Wolke 7 zurück in die Welt der Tatsachen, uns wurde gesagt, dass es kalt sein soll! Wir haben in Bangkok ein Zimmer mit Aircon und da üben wir schon mal 20 Grad, hui ist das kalt!
Und die Heizungsluft zu Hause, die trockenere Luft wird unsere Nägel wieder spalten und die Haut wird sich in Falten legen.
Gerade noch Sonnenuntergänge und spicy Papaya salad, bald schon Kaminfeuer und - bittersüßes Weihnachten.
Wir haben jetzt 6 Wochen keine Weltnachrichten gehört und wissen also nichts über Trump und seine „America First - Eskapaden“ oder das „Impeachement“, nichts von Greta Thunberg incl Freunde und Feinde, nichts über den Vorsitz de SPD und seine Zukunft, von Angela Merkel ganz zu schweigen. Und das lässt sich aushalten. Man glaubt es kaum.
Aber in wenigen Tagen hat sie uns wieder, die deutsche Medienwelt, die erstaunlicherweise jeden Tag die Sendungen und Zeitungsseiten füllt. Auf Teufel komm raus schreibt und berichtet. Vielleicht wäre es eine Idee, sich auszuklinken aus dieser hysterischen und panischen Meta- und Deutungswelt.
In den letzten Tagen am Strand ist ein russischer älterer Mann mit Hut aufgefallen. Inmitten einer russischen Gruppe durcheinander quasselnder Zeitgenossen, die alle stundenlang zu irgendeinem Thema ihren Senf dazu gaben, fast im Zentrum dieser Gruppe stand er, breitbeinig und fest im Sand, Hände in die Hüfte gestemmt, vom schicken Hütchen gegen die Sonne oder sonstwas geschützt - und schwieg. Mitten im babylonischen Gebabbel schwieg er und schaute mit in die Hüften gestemmten Händen aufs Meer oder ungewiss in die Ferne, regungslos. Und dies nicht nur ein Mal. Seit Tagen stand er da, immer die Hände in die Hüfte gestemmt und starrte aufs Meer. Was bloß ging im Schädel dieses Philosophen vor sich? Oder dachte er beim Starren schon tagelang über sein Leben nach?
Einmal, da stand er nicht, sondern saß in einem Stuhl im grandiosen Schatten eines indischen Mandelbaums und starrte wie immer, mit seitlich geneigtem Kopf, darauf das adrette Hütchen, auf das Meer hinaus. Nun kam wohl seine kolossale Gemahlin und wollte ihn zu irgendeiner Aktion bezirzen. Zugegeben sie war eine sehr füllige Person mit einem enganliegenden, körperbetonten und elastischen Badeanzug, bei dem sie unentwegt Gefahr lief, dass ihre enormen Brüste bei irgendeiner unkontrollierten Bewegung aus dem Oberteil herausquellen könnten. So zog sie alle paar Schritte das Kostüm mit energischem Ruck nach oben über die Brüste. Sie bat ihn nun um irgendetwas, beugte sich zu ihm hinunter, um ihm auf den Hals zu küssen (sein Kopf war seitlich geneigt), und dabei legten sich ihre monumentalen Brüste wie Zwingen um seinen Hals - und weil Igor, der Philosoph, mir inzwischen schon etwas ans Herz gewachsen war, fürchtete ich für Sekunden um ihn. Aber, Gott seis gedankt, sein Wonneproppen ließ nach dem kleinen Küsschen schnell von ihm ab. Und Igor schaute weiter in die Ferne. So sind halt die echten Philosophen!
Schaut euch in Asien um. Überall sitzen sie, die Philosophen und schauen ins Unbestimmte. Buddha zum Beispiel, der Goldbestückte, er sitzt, steht, liegt und manchmal, aber ganz selten schreitet er in Stein geschlagen, mit Gold übersät und sagt kein einziges Wort, starrt nur ins Ungewisse oder lächelt mild in sich hinein - und schweigt.
Wie Igor.
Vielleicht sollten wir mehr den Philosophen folgen, die von Berufs wegen so viel über das Leben nachdenken Tag für Tag. Also: Die Philosophen an die Macht!
Gelesen haben wir daher schon mal das Buch von Richard David Precht: “ Jäger, Hirten Kritiker. Eine Utopie für die digitale Gesellschaft“.
Ein erster Schritt ist also getan. Wir wissen nur noch nicht, wie wir seine Vorschläge umsetzen könnten.
Und das sind eine ganze Menge. Mal sehen.Jetzt noch einen Tag unterwegs - in die Megacity, den Moloch. Mit Boot und Minibus.
Angenehme Fahrt vom Pier am Festland bis in die Hauptstadt bei etwa 300 km auf guten Straßen in 5 h mit 2 kurzen Breaks. Das Verkehrsproblem begann erst im Zentrum von Bangkok. Überall Stau und manchmal ging gar nichts mehr. Und es war früher Nachmittag, nicht etwa Rush Hour. Gegen 3 Uhr setzt uns der Fahrer wohlbehalten in Banglampoo ab, unserem permanenten Ankunftsviertel. In der Soi Rambuttri dampft das Pflaster durch die Nachmittagshitze und Touristengruppen verstellen uns die Wege oder sie trinken Bier.
Wir nach kurzer Zeit auch. In der Eckkneipe gegenüber vom
mächtigen und sicher mehrere hundert Jahre alten heiligen Banyanbaum hinter der Mauer des Wat Chana Songkhram, in der man so schön beobachten kann. Was sieht man hier auch für Typen. Dieses Viertel hat garantiert die größte Dichte an schillernden, abgefahrenen und extravagant alternativen Figuren - von Indien mal abgesehen.
Und dann noch „one night in Bangkok“.
Shoppingabenteuer mit mäßigem Erfolg, voraussichtlich, ein nettes Dinner irgendwo und um 8 Uhr pm bringt uns das Taxi problemlos zum Flughafen. Und Abflug.
Mit Turkish Airlines TK69 um 23:30 Ortszeit vom Suvarnabhumi International Airport.