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Laos - Land am Mekong, der Mutter aller Wasser




Der Tempel für das Heiligtum Phra Bang in der Königstadt Luang Prabang

Luang Prabang, 24. November 2022

 
„Am 25. Juli erreichte ich Luang Prabang, ein reizendes Städtchen, nicht größer als eine Quadratmeile und mit nicht mehr als 7000 oder 8000 Einwohnern. Die Lage ist außergewöhnlich schön. Berge (...) säumen den Mekong und formen eine Art rundes Tal oder Amphitheater (...) Ein lieblicher Anblick, der mich an die Seenlandschaften von Como und Genf erinnert. Wäre da nicht die unaufhörlich sengende tropische Sonne,(...) wäre der Ort ein kleines Paradies.“

Schon der erste europäische Besucher, Henri Mouhot, geriet 1861 beim Anblick von Luang Prabang ins Schwärmen und den meisten Besuchern geht es heute nicht anders. Ganz ohne Reiseführer war er auf dem Rücken eines Elefanten, sagt die Legende, am königlichen Hof von Luang Prabang als Exot empfangen worden, hielt sich einige Zeit dort auf und starb aber auf der Weiterreise an Malaria am Ufer des Nam Khan, wenige Kilometer von Luang Prabang entfernt. Dort findet man heute noch einen weißen Steinsarkophag.

Seine beiden laotischen Gefährten sicherten seine Tagebucheinträge, die dann einige Zeit später tatsächlich in den Pariser Salons eifrig gelesen wurden. Er hatte auch die vom Dschungel überwachsenen Tempel von Angkor entdeckt.

Dies war der Beginn der französischen Lust auf Indochina, wie Laos, Kambodscha und Vietnam später genannt wurden.

Unser Empfang in Luang Prabang war weniger spektakulär, aber auch außerordentlich und das Empfangsprogramm wohldurchdacht. Aber der Reihe nach.










Abschied am Morgen vom "Gaps house" in Chiang Mai

So ist das nämlich mit der modernen Fliegerei.

Du steigst in Chiang Mai/Thailand um 15:00 Uhr in die Propellermashine von Lao Airlines und landest 70 Minuten später auf dem kleinen Flughafen von Luang Prabang/Laos in einer komplett anderen Welt.


Wenn man genau sein will, ist man in Chiang Mai um 12:45 Uhr zum Airport gefahren und war um 16:45 Uhr im Manichan Guesthouse unten am Mekong. Vier Stunden für eine Strecke, für die man normalerweise einen ganzen anstrengenden Tag bis nach Chiang Khong/Thailand an den Mekong mit dem Bus benötigt, um am nächsten Tag über den Mekong zu wechseln nach Houay Xay/Laos und von dort mit dem Slowboat 2 Tag nach Luang Prabang zu schippern. Vier Stunden gegen 3 ganze Tage. Freilich ist diese Fahrt auf dem Mekong ein Hochgenuss und das Tempo ganz gemächlich dem Land Laos angepasst - aber ist halt schon ein Unterschied. Und ehrlich gesagt, wir haben diese wunderschöne Fahrt schon drei Mal genießen können.

Peter, der Belgier und Besitzer von „Manichan Gh“ - und gewiefter Koch sein Leben lang - hat uns mit einem kalten Beerlao empfangen, das Zimmer gezeigt, und da noch eine Gruppe US-Boys nach uns kam, saßen alle am großen Tisch im Innenhof, an dem auch jeden Morgen für alle ein ausgiebiges Frühstück serviert wird. Ein kleiner Plausch und wir spazierten zum Nachtmarkt ganz in der Nähe. Dort war die Hölle los.







Auf einer Riesenleinwand lief gerade das WM-Spiel Kroatien : Marokko und eine irre große Menschenmenge saß davor, aß oder trank und jubelte je nach Gelegenheit.

Links und rechts der Tischreihen standen hundertmeterlang Essensstände mit Lao-food und Getränken. Wir besorgten uns Suppen und süßes Roti mit Bananen und Kondensmilch, dazu einige Laobiere und genossen die ausgelassene Stimmung. Um 20 Uhr - potzblitz - wurde dann doch tatsächlich die Partie Deutschland - Japan übertragen. Und da sich an unseren Tisch ständig irgendwelche Leute setzten, gab es ständig auch was zu lachen.

Ein junges französisches Pärchen gab mir dabei die Gelegenheit, mal wieder einige Zeit zusammenhängend französisch zu parlieren, mit viel Spaß.

Gegen 23 Uhr wackelten wir nach Hause und fielen schnurstracks ins Bett.


Am Morgen dann das Frühstück am großen Tisch, Shakshouka mit selbstgebackenem Brot und leckeres Früchtemüsli, alles auf besonderer Keramik. Hochgenuss!























Und der geht weiter mit der Gondelfahrt auf Rädern durch die Halbinsel, vorbei an den Tempeln in der Sakkarine Road und den bezaubernden Kolonialhäusern der Franzosen mit den roten Bougainvilleae- oder Oleanderbüschen bis hin an die Stelle, wo der Fluss Nam Khan in den Mekong fließt.







Bei einem Mangoshake oder Lemontea beobachten wir, wie Fischer den Versuch starten, die eingebrochene Bambusbrücke über den Nam Khan zu reparieren.









Weiter am Mekong entlang mit seinen typischen Langbooten und den herrlichen Ausblicken, wo wir später in einem kleinen Uferrestaurant mit Blick auf den Fluss einen Luang Prabangsalat und ein Pad Lao verspeisen. Und obwohl der Himmel bedeckt ist und die Temperatur moderat, ist das T-Shirt durchnässt und die Kräfte schwinden mal wieder.

Also: Mittagsschlaf.



Unsere Türnachbarn in Peters "Manichan" und der Innenhof




Luang Prabang, 26. November 2022


“ Utopia“ ist geschlossen.

Es war ein kleines Lokal inmitten eines üppigen Gartens direkt am Ufer des Nam Khan, weitläufig mit vielen Sitzgelegenheiten im Schatten für einen Drink oder lange Gespräche, betrieben wahrscheinlich von einer kleinen Gruppe junger Leute.

Utopia gibt es nicht mehr.

Wegen Covid und der damit verbundenen Krise konnte nicht nur dieses Lokal nicht überleben und musste schleßen. In Luang Prabang sieht man heute viele geschlossene Gh oder Lokale, auch stehen manche Häuser leer und werden zum Kauf angeboten.



Peter erzählt, wie er diese Krise überstehen konnte.

Zunächst musste auf unbestimmte Zeit geschlossen werden. Er und seine Familie durften das Grundstück nur einmal am Tag zum Einkaufen verlassen und lebte von Ersparnissen.

Als ein Ende nicht abzusehen war, verlegte er sich als Koch auf die Essenszulieferung und den Verkauf von Zimtschnecken, die seine Familie in Massen produzierte. Noch heute erhält jeder morgens eine warme Zimtschnecke zum Frühstück, als Beigabe zu den sonstigen Leckereien.




Bei mir gab es heute ein „british fried up“ - Kartoffeln, gegrillte Tomate, Bacon, selbstgemachte Würstchen, leicht gebratene Pilze, Zucchinischeibchen und 2 Spiegeleier, mit einer leicht zitronenhaltigen Mayonaise beträufelt und Kräutern garniert.


Edith hatte zum Kaffee gebratenen Toast mit Avocadoscheiben und 2 pochierten Eiern belegt und selbstgebackenes Brot. Wow!













Mit unseren Rädern fahren wir durch die Gassen an den Tempeln vorbei mit den rotblühenden Büschen und den vielen idyllischen Ausblicken auf Bambusbrücken am Nam Khan oder dem Longtailbooten auf dem Mekong. Entlang der Straße am Mekong und Nam Khan werden zur Zeit einige Häuser mit Hochtempo renoviert und zu Boutiqueanlagen umgewandelt. Die herrliche Lage verspricht größere Profite.

Großteile der Bevölkerung hatte schon vor Jahren das eigene Haus an Investoren verkauft und sie haben sich mit dem Erlös ein großes Haus nördlich der Stadt erbaut, ebenfalls am Mekong. Die Covidkrise hat diese Tendenz verschärft und so wird Luang Prabang eines Tages seine Identität mehr und mehr verlieren und zur Museumsstadt für Pauschaltouristen mutieren, in dem das kleine Familienkapital keinen Platz mehr hat.

Am späten Nachmittag dann die Herausforderung.

Steht man auf dem Hausberg der Stadt, dem Phou Si, und genießt den Rundblick, wird klar, warum Henri Mouhot so begeistert war.




Aber nicht allein die Aussicht trieb uns am Nachmittag die etwa 330 Treppenstufen in die Höhe. Man bedenke, bei 32 Grad und sehr hoher Luftfeuchtigkeit unterwarfen wir uns dieser Anstrengung. Also muss es neben der Aussicht noch weitere Gründe geben.

Und da der Berg Phousi schon seit Ewigkeiten heilig ist und dort schon viele Jahrhunderte die Geister verehrt wurden, bevor der erste buddhistische Schrein erbaut wurde, und weil am Hang des Berges der Schrein beim „Kloster des Bambuswaldes“ mit einem Fußabdruck Buddhas steht und weil der Berg der Legende nach vom Affenkönig Hanuman höchstpersönlich von Sri Lanka nach Luang Prabang transportiert wurde, wundert es nicht, dass Edith diesen Berg besteigen wollte, um dort oben zwei kleinen Vögeln die Freiheit zu schenken.


Warum?

Dies ist eine Möglichkeit, sich Glück zu verschaffen, von denen es ja bekanntlich viele gibt im Leben. In Südostasien sowieso. Diese aber ist billig, wenn auch unerhört schweißtreibend.


Also stiegen wir am Nachmittag Stufe für Stufe nach oben durch den alten Frangipaniwald und vorbei an den riesigen Tamarindenbäumen, in der Hand den kleinen Bambuskäfig der beiden erwartungsvollen Piepmätze. An jeder Kehre eine kleine Sitzpause. Bei der dritten Kehre etwa war das T-Shirt in- und auswändig durchgeschwitzt.

Ihr verfügt sicherlich über nicht genügend Vorstellungskraft, wie Edith und ich oben am That Phou Si (natürlich ein Reliquienturm) angekommen sind.







Natürlich - die Rundsicht ist phantastisch - und natürlich, die beiden Glücksbringer flatterten glückselig in die luftige Freiheit - natürlich, so nehme ich natürlich an, in die nahen Zwinger des Vogelfängers - und natürlich war Edith glücksselig - und natürlich wird sie beim nächsten Glücksmoment eine Verbindung herzustellen wissen.

 

Heute, Samstag, mit dem Rad hinaus aus der Stadt, über die Zweiradbrücke immer nach Norden zunächst. An einem der ersten Linksabzweige wird der Verkehr ruhiger und wir gelangen an die andere Uferseite des Nam Khan.



In einem ruhigen Kloster, in dem nur der kleine Hund bellt, sehen wir die Mündung des Nam Khan in den Mekong





und können sehen, dass die Arbeiten an der Bambusbrücke nur langsam vorangekommen ist. Das wird noch Zeit brauchen, schätzen wir, bis man den Nam Khan trockenen Fußes überqueren kann. Und allzu sicher wird die Passage vermutlich auch dann nicht sein.




Wir kommen in die nördlichen Dörfer am Mekongufer mit vielen neuerbauten Häusern von viel Grün umgeben. In einem kleinen Wat gönnen wir uns eine Pause. Die Ruhe ist bezaubernd, und wird durch einzelne Hammerschläge in der Ferne sozusagen verstärkt oder durch einen eitlen Hahnenschrei.




In den kommenden Dorfern haben sich kleine Kunsthandwerker angesiedelt: Seidenweber, Teppichweber, Holzschnitzer, Papierhersteller (das Sa Pa Papier wird aus der Rinde des Maulbeerbaumes geschöpft, in fertige Rahmensiebe gestrichen und in der Sonne getrocknet) für Lampenschirme u.ä.


So gondeln wir durch die stille Welt der kleinen Leute und werden uns ihres bescheidenen Glücks sehr bewusst.

Am Spätnachmittag wandeln wir beeindruckt im wohl schönsten, auf jeden Fall dem ältesten Kloster der Stadt.



 „Wat Xieng Thong“ wurde Mitte des 16. Jahrhunderts gegründet und liegt am Ende der Halbinsel, ganz in der Nähe des Zusammenflusses von Nam Khan in den Mekong.




Dieser Tempel ist der wichtigste Tempel in Laos, zu erkennen auch an den 17 Garudas am Dachfirst. Er ist klares Vorbild für viele laotischen Tempel durch den von ihm geprägten Luang Prabang Stil: Vierfaches Staffeldach,



Schablonendrucktechnik, die verzierten Blenden am Portal, das Glasmosaik



und der dargestellte Flammenbaum an der Rückseite des Sim. Er verweist auf den Namen des Klosters - „Kloster der Stadt des Flammenbaums“.




Wir bleiben eine ganze Weile, denn die Ruhe, die das Tempelareal ausstrahlt wird durch die Ehrfurcht und Bewunderung, die die Besucher entgegenbringen noch potenziert.

Nicht der Glanz und das Gold stehen hier im Vordergrund, sondern die Bedeutung des Ortes für die Menschen. Man kann es förmlich spüren.



Dieses goldglänzende Gebäude steht ebenfalls auf dem Klosterareal, ist eine Begräbniskapelle und stammt noch aus der Zeit der laotischen Könige während des 2. Indochinakrieges. König Vatthana ließ sie anlässlich des Begräbnisses seines Vaters errichten - und natürlich aus Gold.
Auch im Innern findet man viel davon.







 

Muang Ngoy Khao, 29. November 2022


Bei Peter gibt es wieder Kulinarisches und seine Frau bringt Kuschliges.

 




Heute in die Dörfer am Westufer des Mekong, wozu wir erst mit der neuen Fähre auf die andere Seite übersetzen müssen. Im Vergleich zu den Vorjahren, als das Steilstück nach Regen schlammig und einfach unpassierbar war, ist auch auf der Schattenseite von Luang Prabang, im Dorf Chomphet die Moderne eingezogen. Sowohl Anlegestelle als auch Straße sind asphaltiert. In der Regenzeit also kein Problem mehr.










Im kleinen Dörfchen Ban Xieng Mene und beim gleichnamigen Kloster starten wir in die Pause vom Touristentrubel der Sisavangvong Road beim Nachtmarkt und genießen die spürbare Ruhe und den schönen Blick hinüber nach LP.







Die Hitze ist heute besonders aggressiv. An den Essensständen decken wir uns mit Wasser und Mandarinen ein.


Auf Asphaltstraße geht es fast parallel zum Ufer durch wilde Wald- und Wiesenlandschaft zum Töpferdorf Ban Xang Neua. Dort angekommen ist die Mittagshitze unerträglch und kein schattiges Plätzchen zu finden, so dass wir beinahe vom berühmten Hitzschlag getroffen wurden.


Kein langes Verweilen also - zu sehen war außerdem wenig - und zurück mit der Fähre zu einem Mekongrestaurant für einen Skake. Danach schnurstracks ins Bett.








Am späten Nachmittag zum Sonnenuntergang - hoffentlich - fast hinaus aus der Stadt Richtung Süden zum kleinen Tempel der vietnamesich-laotischen Freundschaft, dem Wat Puthabat. Das kleine Kloster wird ganz eigenartig von 2 Mönchen und 3-4 kleinen Novizen betrieben und von einer Brüstung unterhalb des Sim sieht man den Mekong und wir beobachten lange Zeit den Versuch der Sonne, wenigstens etwas spektakulär unterzugehen.










Räder zurückgegeben, noch ein Bier am Nachtmarkt und einige Szenen auf der Großleinwand Japan - Puerto Rico geschaut.



Den Tag beschließen wir mit viel Plausch im Garten von Peter, wo Familie und Freunde zum Abendessen zusammensaßen.

Natürlich beim Beerlao.


Montag. Was für ein Tag.

Reisen auf laotisch. Von Luang Prabang nach Muang Ngoy Khao.

 

1. Akt:

Es begann damit, dass unser lieber Peter am Vorabend behauptete, der Minivan nach Nong Khiao am Nam Ou fahre am nördlichen Busbahnhof von Luang Prabang um 8 Uhr ab.

Ok. Wecker auf 6:30 Uhr gestellt, am frühen Morgen noch kurz geduscht, Peter steckt uns noch 2 Omelett-Sandwiches zu und schon verabschieden wir uns, denn das TukTuk steht im Garten. Ein etwas älteres Modell zwar, aber wer kann in unserem Alter etwas gegen das Alter haben.

Gepäck verstaut und los geht die laute Fahrt, vor allem dann, wenn der Motor auf gerader Strecke alles gibt. Wir verabschieden uns auch gedanklich von Luang Prabang, die Straßen sind - es ist 7:20 Uhr - schon gut belebt und wir sausen nach Norden. Peter meinte, die Fahrt dauere 10 Minuten. Nach etwa 20 Minuten werden wir von mehreren TukTuks mit Farangs (Ausländern) winkend überholt. Dies beruhigt uns wieder einige Minuten, denn langsam waren kleine Zweifel aufgekommen. Weiß er wohin wir wollen? Edith kramt im Reiseführer, sucht das Wörtchen für Busbahnhof - Sathani lot ma - ruft nach vorne und unser schneidiger Fahrer nickt. Wir sind nun schon weit außerhalb der Stadt und bald ist es 8 Uhr. Oh Gott! Werden wir den Minivan noch schaffen. Als er plötzlich rechts in eine ziemlich verlassene Gegend mit löchriger Straße abbiegt, kommen bei uns leichte Entführungsphantasien auf.

Hier baut doch ein normaler Mensch keinen Busbahnhof hin.

Warum ist er hier abgebogen?

Wir hatten diesen plausiblen Gedanken noch nicht richtig zu Ende gedacht, da fuhr unser Held von einem Fahrer in einen riesigen Parkplatz ein, um ein Gebäude herum - und da standen einige Minivans.


Einer sollte tatsächlich nach Nong Khiao fahren, aber wie sich herausstellt, erst um 9 Uhr. Pause.


 


Der Minivan fährt also irgendwann voll besetzt los, im Bus und oben auf dem Dach ebenfalls, durch eine grandiose Landschaft, staubige kleine Dörfer mit nur einigen Steinhäusern, die Mehrzahl aus Brettern oder Bambus gezimmert. So gegen Mittag erreichen wir die Bootsanlegestelle von Nong Khiao. Die ehemals asphaltierte Straße ist in einem jämmerlichen Zustand, ebenso die Anlegestelle und die Wege dort.




Die Natur am Nam Ou protzt aber wie eh und jeh. Steile Karstberge, schroff und eindrucksvoll, rahmen das verträumte Dorf ein. Das Leben hier hat eindeutig laotischen Rhythmus. Man hängt viel ab in den abertausend Hängematten, dennoch ein Hämmern hört man immer in der Ferne.


Noch lacht Edith

Ich bestelle leckere Springrolls und ein Bier, Edith will gar nichts, klagt über leichtes Bauchweh und auch Übelkeit.

Das Boot fährt um 14:30 Uhr nach Muang Ngoy Khao für 50 000 KIP, sagt die geschäftstüchtige Dame vom Restaurant und bíetet ein privates Boot sofort für 700 000 KIP an. Wir lehnen ab.

Edith’s Zustand verschlechtert sich. sie rennt mehrfach auf die Toilette, keinerlei Besserung und beim 3. oder 4. Gang muss sie sich auf der Treppe drei Mal im hohen Bogen übergeben. Unglaubliche Mengen! Wie im Kino!

Danach ging es ihr besser! Nach buddhistischer Anschauung war diese verkotzte Treppe wohl die gerechte Strafe für die überhöhten Forderungen der Dame mit dem guten Geschäftssinn. Buddha bestraft solches augenblicklich.

2. Akt des Trauerspiels:

Etwa 10 Minuten vor Abfahrt des Bootes begann es leicht zu tröpfeln, zu regnen dann und als wir schließlich nass und eng im laotischen Flussboot hockten - die Ohren an den Knieen, das kleine Gepäck zwischen den Beinen -, ging ein tropischer Regenguss auf Boot und Menschen nieder. Und wer schon mal tropischen Regen erlebt hat, weiß, was ich meine.











Zehn Minuten später hörte das Spektakel auf, wir passierten ab und zu die Spuren eines Flussdorfes und genossen ansonsten trotz Knochenknarren die geniale Flusslandschaft.

Die Fahrt in unser Dorf sollte 1 h dauern. Nach etwa 30 Minuten steuerte der junge Bootsmann das Ufer an, ließ eine Laotin auf den Sand und startete den Motor. Er wollte starten - der Anlasser röhrte ein wenig, wurde langsamer, starb ab. Oha!

Der Bootsmann wartete etwas und startete mehrfach mit immer weniger Erfolg. OK.

Im Boot saßen annähernd 20 Großwüchsige in hockender Haltung ineinander verhakt, nicht in schlechter Stimmung, nein, es wurde geflachst und gelacht, noch, aber jeder malte sich wohl schon kommende Szenarien aus.

Nach vielen Versuchen wich auch die Gewissheit im Gesicht des Bootsmanns, - bis ein Motorrad auf dem Lehmweg daherkam und eine alte Batterie und verrostete Drähte hervorzauberte.




Schnell waren finstere Gedanken verzogen und Optimismus zog wieder im Flussboot ein. Es dauerte noch einige Minuten. Dann das gewohnte Rattern des Außenbordmotors aiatischer Prägung und die fröhliche Fahrt ging weiter - allein die Kniee und der Rücken hatten zu meckern.

Auf der steilen Betontreppe in Muang Ngoy Khao hinauf ins Dorf mit unseren 20 kg schweren Rucksäcken machten wir beide nach wenigen Stufen schlapp. Zwei Engel in Gestalt der Besitzer - Penny, die smarte Laotin, er Schwede, beide jung aber 5 Kinder - des Riverside Guesthouses befreiten uns von der Last und brachten uns in ein ausgesprochen schönes Zimmer mit Holzboden. großem Bett, Klima, Kühlschrank und gigantischem Balkon mit Flussblick. War das ein Geschenk?






Edith warf die Kleider von sich und krabbelte unter die Decke. Es war kurz vor Sonnenuntergang, für den wir beide kein Auge hatten - nicht nach dieser Fahrt.

Wohlgemerkt: dies alles spielte sich ein einer faszinierenden Landschaft mit dschungelähnlichen Wäldern und steilen aus dem Wasser ragenden Karstwänden ab.

Am Dienstagmorgen, oh Buddha sei Dank, ging es Edith’s Magen wieder besser.


Dicke Nebelschwaden hingen noch immer zwischen den steilen bewaldeten Hügeln und der Nam Ou plätscherte dennoch friedlich. Über Penny’s Frühstücksbuffet macht sich schon eine Horde Traveller her, Edith begnügt sich mit etwas Obst und Tee, ich genieße von vielen der aufgetischten Köstlichkeiten.









So gegen 11 Uhr reißt dann der Himmel auf und die Sonne strahlt in alter Intensität und zeigt sich von ihrer besten Seite.


Wir beschließen, den Tag auf dem Balkon und natürlich im Dorf zu verbringen, mit lesen, schlafen, bummeln.

 
Muang Ngoy Kao, 02. Dezember 2022










Noch vor wenigen Jahren war Muang Ngoy Kao nur mit Boot zu erreichen.

Inzwischen schlängelt sich eine schlecht befahrbare Sandpiste den Nam Ou entlang. Dennoch kommen den Tag über unzählige Boote am Steg an, meist natürlich Einheimische, die Berge von Waren, Kartons, Getränkekästen, Wasserflaschen vom Steg die vielen Treppen ins Dorf hinaufschleppen müssen, usw.




Die Dorfgemeinschaft lebt natürlich weitgehend vom Tourismus, keine Frage.

Allerdings hat sich noch einiges der alten Lebensweise erhalten.


Das Leben beginnt mit dem Sonnenaufgang, die vielen Tiere fordern ihr Futter, der lehmige und eigentlich schmutzige unaufräumbare Weg wird vor dem eigenen Haus gekehrt, - im und hinter dem Haus besteht keine Notwendigkeit für Ordnung, da lagern die Dinge in unbeschreiblichem Chaos durcheinander, auch solche, die eigentlich nicht zusammengehören - , Reis wird gekocht für den Tag und die Morgensuppe.















Gegen 6 Uhr früh spätetens laufen die Mönche und Novizen des Klosters zum „Dag Bat“ durch die Hauptstraße und die Gläubigen spenden mit hohem Respekt die Morgengabe.

 

Wenn die ersten Ausländer aufstehen, liegen schon manche der Dorfbewohner im Schatten in der Hängematte. Schon bei diesem Anblick kommt so etwas wie Entspannung auf, ganz automatisch. Und die Landschaft im Hintergrund strahlt diesen Frieden wider, der von den Menschen hier ausgeht - oder umgekehrt.

 


So kann einem das Dörfchen richtig ans Herz wachsen.

Die Leute sind extrem entspannt, begrüßen dich lächelnd mit einem „Sabaidee“, die Kinder spielen ihre ausgedachten Spiele, die Tiere - jede Menge Hunde, wenig Katzen komischerweise, Hähne und Hühner, Kühe inzwischen und seltsamerweise keine Wasserbüffel mehr (dazu später mehr), Truthähne, Gänse und Enten, kleinste Küken, die ständig stolpern und sonstiges Geflügel - sind wie selbstverständlich beim allgemeinen Treiben immer mit dabei.








Der laotische Lebensrhythmus scheint dabei wie aus der Zeit gefallen.

Es breitet sich ein großes Gefühl des inneren Friedens aus... denkt man dabei noch an die Welt zu Hause, mit allen seinen negativen Erscheinungen wie hysterische Presse, knallbunde und lebensfrohe Werbung, die extrem nervt, und sonstigen Zwängen und schreienden Einflüssen...da wird der Enspannung noch größer.

Angesichts der mehr als idyllischen Natur im „Hintergrund“ fühlen sich manche der handvoll Touristen in der wenigen Zeit, die sie hier verbringen, zu den vielen möglichen Aktivitäten geradezu gedrängt:

Trekking natürlich, Kayaking und Tubing, Bootsfahrt zum Wasserfall oder in andere Dörfer, angebotene Koch- und Webkurse etc. - und das im Widerschein laotischer „Gelassenheit“.




Manch Aktivurlauber nennt diese Gelassenheit der Laoten möglicherweise auch „Faulheit“ und überlegt insgeheim, wie man was optimieren könnte.

Das ist der Clash der Kulturen.






Wenn Romantiker wie wir, die an der eigenen Kultur und Lebensweise vieles zu bemängeln haben und oft auch daran zweifeln, in ein ärmeres und langsamer getaktetes Land wie Laos kommen, packt uns die Sehnsucht nach der Einfachheit (die wir aber auch ständig in uns mittragen - auch in den turbulentesten und angenehmsten Tagen). Aber wir können eben nicht über unseren Schatten springen. Es bleibt nur ein Besuch in der anderen Welt. Für den wir einen Preis bezahlen.

Unser Freund Lutz, der schon vor fast 20 Jahren Deutschland verlassen hat und in Don Det im Süden von Laos mit einer laotischen Familie zusammenlebt, vielleicht eine Heimat gefunden hat, ist ein lebendes Beispiel für diesen Clash der Kulturen.

Er verzweifelt an vielen Stellen an der Andersartigkeit der Auffassungen der Menschen in seinem Umfeld und kann sich mit seiner „deutschen“ Mentalität mit vielem nicht arrangieren.

Aber eines ist sicher: Nach dieser langen Zeit dort, kann er jetzt nicht mehr oder r sehr schwer in das Alltagsleben in Deutschland eintauchen. Er ist schon entwurzelt. Und hat auch Angst vor diesem Leben in Deutschland.

Ähnliches geschieht auch hier im Dorf. Denken wir uns.

Irgendwann, vor vielen Jahren, war Muang Ngoy Kao ein Dorf wie alle anderen. Die Menschen lebten zusammen ihr althergebrachtes Leben, in Enge und Nähe zueinander. Rituale, Traditionen und Feste werden gemeinsam gefeiert und gelebt.


Vor vielen Jahren brachte ein Boot dann Fremde ins Dorf, die gänzlich andere Bedürfnisse hatten und die Mutigen, vielleicht auch Cleveren unter den Dörflern setzen sich damit auseinander. Die Bedürfnisse werden mehr schlecht als recht befriedigt ( die ersten Touristen sind anspruchslos und gieren geradezu auf solche „Abenteuer“).

Es halten mehr Boote an.

Die Ansprüche steigen, die Verhältnisse ändern sich - aus Bambushütten werden Steinhäuser, statt auf dem Boden, wird an Tischen gegessen, statt um die Wasserbüffel kümmert man sich nun um die Fremden.

Die kommen in Scharen und erfreuen sich an der Einfachheit.

Aber nur ganz wenigen der Dörfler gelingt dieser Klimmzug nach „oben“. Sie zählen am Abend die Scheinchen - und investieren am nächsten Morgen.

Sie perfektionieren das Netz der touristischen Bedürfnisbefriedigung und Frage:

Verabschieden sie sich damit auch von der Dorfgemeinschaft?

Hier im Dorf jedenfalls zeugen fast vor jeder Hütte ein verwaschenes Schild, verwitterte Angebote, ein schief hängender Hinweis oder in die Ecke gestelltes Brett mit Verheißungen auf diese oder jene Dienstleistung von den gescheiterten Versuchen, an der Entwicklung teilhaben zu wollen und es nicht geschafft zu haben.





Zeichen des Scheiterns bei vielen. Einige haben es geschafft und expandieren. Vielleicht ist Vielen auch durch Corona das Geld ausgegangen - das Land war 3 Jahre geschlossen, ohne Touristen.

Ein nettes Beispiel dazu von heute Morgen beim Frühstück:

Penny, die agile Betreiberin mehrerer Guesthäuser, mit einem Schweden verheiratet und 5 Kinder, fragt mich:

„Was macht ihr heute?“ Ich sage: „Nichts!“ und sie: “Nehmt euch doch ein Boot oder Kayak und fahrt den Nam Ou hinauf in ein Dorf.“ Meine Antwort:

“Wir sind schon in einem Dorf.“

Im und außerhalb des Dorfes finden sich immer wieder diverse Bombenrelikte aus dem 2. Indochinakrieg.







Der Grund: Von 1964 bis 1973 hatte die US Air Force über 2 Millionen Tonnen Bomben auf Laos abgeworfen, mehr als im 2. Weltkrieg auf Deutschland und Japan zusammen. Alle 8 Minuten eine Flugzeugladung, neun Jahre lang. Bis heute sind im Osten von Laos noch ein Großteil aller Blindgänger und Streubomben aus dieser Zeit nicht geräumt.

In dieser Gegend tobte damals der „secret war“ der Amerikaner besondes stark - unter Ausschluss der Weltöffentllchkeit.

Dies war ein Gebiet nahe an der Grenze zu Nordvietnam, wo der Nachschub des Viet Cong über den „Ho Chi Minh Pfad“ lief und in dem die Kämpfer des Pathet Lao ihr Rückzugsgebiet hatten. Hatten die amerikanischen Bomberpiloten nicht alle Bomben in Nordvietnam niedergelassen, warfen sie die einfach im Osten von Laos ab. Denn eine Landung mit Bomben an Bord auf den zu kleinen Flugpisten war zu gefährlich.

Lateralschäden sozusagen.

Jetzt, fast 50 Jahre nach dieser Tragödie ist dieser Teil des Landes dabei, sich davon zu erholen. Erfinderisch und kreativ nutzt man die Reste der Bomben: als Besteck, Schlüsselanhänger, Baumaterial, Pflanzenschale oder Tischfuß.




Auf unserer Radtour in nahegelegene Dörfer passierten wir auch die Höhle „Tham Khang“, in der sich die Reisbauern der Dörfer während der Angriffe verschanzten.


















Wir erhielten auch die Antwort auf die Frage: „Wo eigentlich sind die Wasserbüffel hin?“




In einem Land, in dem Wasserbüffel eigentlich zur alltäglchen Erscheinung gehören, hatten wir bis heute noch keinen einzigen gesichtet und allmählich spukten schon verwegene Spekulationen in unseren Hirnen.

Auf der Tour mit den Mountainbikes auf schlammigen Wegen raschelte es plötzlich seitlich im Gehölz. Und bei näherem Hinsehen sahen wir folgendes.









Und wie es der Zufall will, grasten nach der Tour auch unter unserem Balkon einige Exemplare.





Unsere Vorstellung von der laotischen Welt war wieder in Ordnung.





Heute, Freitag, regnet es seit dem frühen Morgen, mit wenigen Pausen.

Eine andere Welt.













Hoffen wir, dass Morgen früh wieder die Sonne scheint, Denn dann fahren wir wieder zurück nach Luang Prabang.

 

 

Si Phan Don - Don Det - "mamaleuah", 05. Dezember 2022

Der ganze letzte Tag im Dorf war ein einziger Regentag. tropischer Regen mit wolkenverhangenen Pausen und matschiger Dorfstraße.

Faulenzen war angesagt, lesen vielleicht und Volleyball gucken. Kleiner Spaziergang und Abendessen im Riverside Restaurant. Auch nicht schlecht.

Am Samstag war durch die Rückfahrt nach Luang Prabang so etwas wie Stress angekündigt.
Frühes Aufstehen, den 20 kg schweren Rucksack die 400 m zum Frühstücksbuffett schleppen, über Stock und Stein, auch mal im Matsch die Balance halten.


Tickets für die Slowboatfahrt kaufen. Mit Karolina aus dem Manichan am Bootsanleger quatschen, Tickets für Bus und Touk Touk kaufen - warten. Etwa 30 - 40 Traveller stehen sich an der Treppe zum Bootsanleger die Füße in den Bauch. Wir auch. Lange. Mit den 20 kg Rucksäcken. Ein Vergnügen.


Das erste Boot ist genau vor uns voll - bei Karolina und Freundin - , Volltreffer - also für uns die ersten Sitze im 2. Boot. Das ist ein Privileg. Denn im Boot gibt es 4 Bussitze und wir haben die beiden ersten mit Kniefreiheit und bester Aussicht.




Sehr schöne und entspannte einstündige Fahrt auf dem Nam Ou mit den Dörfern an den Ufern und Karstfelsen mit den Urwaldriesen im Hintergrund.

Die besagten ungeliebten Rucksäcke die unendlichen Stufen am Bootsanleger in Nong Kiaew hochgewichtet, manchmal Stufe für Stufe, und hinein in das wartende Touk Touk gestemmt und bis zum Busbahnhof gehoppelt.


Dort in einen knapp kalkulierten Bus mit geringer Knie- und Bewegungsfreiheit gestiegen. 3- 4 Stunden auf schlechten Straßen mit vielen Schlaglöchern in der hintersten Reihe gehockt, wo der Bus mit besonderem Spaß bei jedem Loch Luftsprünge macht, die Kniee in dieser Zeit wie in einem Foltergerät eingeklemmt, keinen Millimeter Bewegungsraum.

Das nette an der Fahrt war der Fahrer mit seinem immerwährenden laotischen Lächeln. In einem Dorf z.B. hält er unvermittelt am Straßenrand an, kauft kiloweise Bananen und reicht sie durchs Fenster an die Reisenden. Einfach so, mit einem Lächeln.

Am Busbahnhof von Luang Prabang die Gewichte in ein Songthaew mit vielen gequält lächelnden Travellern gequetscht und endlich, endlich in der Villa Oudomlith bei der Sakkarine Road ausgestiegen.


Ein Beerlao im feinen Lokal und der Abend begann mit Pastis.

Beim Pastis an der Hauptstraße nehmen wir Abschied vom Luang Prabang, das wir kennen und lieben.

Schon jetzt werden eine Menge schöner Häuser westlich aufwändig und mit viel Geld für reichere Pauschaltouristen renoviert und hergerichtet.

Unten am Mekong steht die Hälfte der hübschen Kolonialhäuser leer oder wird demnächst verkauft, immer häufiger an chinesische Investoren.

Das wird die Zukunft des Städtchens sein: Luxusurlaub mit allen Schikanen im Museumsdorf mit großem Pauschalangebot in allen Ländern der Welt, mit Event-Paketen (Mekongfahrt im Partyboot, Elefantenreiten, Wasserfall, Workshops usw) ausgestattet und nicht zu laotischen Preisen.

Die Einheimischen spielen keine Rolle mehr in diesem Plan. Das große Geld schöpfen andere ab.













Danach Ediths Einkäufe auf dem Nachtmarkt und ein spezielles und fantastisches laotisches Dinner im Restaurant „Tamarind“ - in diesem gehobenen Restaurant hatten wir vor 6 Jahren einen besonderen Kochkurs absolviert - mit einer absolut leckeren Speisenfolge traditioneller laotischer Gerichte.

Am Sonntag wieder ein Reisetag.








Am Morgen noch kleine Abschiedstour am Mekong.

 


Um 11 Uhr Tuk Tuk zum Flughafen. Formalitäten in Windeseile, dann aber das große Warten. 45 Minuten-Flug nach Vientiane mit Propellermaschine. Dort wieder langes Warten. Um 16 Uhr Boarding und 1 h Flug nach Pakse,



mit Tuk Tuk zum Pakse Hotel, einchecken, Bus und Boottickets für morgen kaufen.

Im Dachterrassenrestaurant mit guter Aussicht nett gespeist.

War alles easy, allerdings immer dieses Warten. Auch das strengt irgendwie an, haben wir am Abend bemerkt.





Am Montag das gleiche Spiel.




Mit übervollem Minivan auf Notsitzen eingequetscht, Rucksäcke und gestapelte Koffer drohen im Nacken, 3-4 Stunden nach Nakasang - unser zugewiesener Platz - für 4 Arschbacken eigentlich - hat nur Platz für 3. Von dort im Longtailboot rüber nach Don Det. Noch ein 10 minütiger Walk auf dem Sandweg - und wir sind angekommen. In uns macht sich Jubelstimmung breit, yeahhh wir sind wieder da!!!


Im „mamaleuah“ nehmen wir Lutz und Pheng in den Arm, freuen uns dass wir uns wiedersehen, tauschen erstmal Infos aus, trinken was und dann - ab in die Hängematte.





Lutz und Peng haben alles schön gestrichen, viel blühende Pflanzen überall, alles blitzt und blinkt und wir freuen uns, dass noch alles so schön einfach und immer noch einfach ist. Wobei die Covidzeit hier nicht einfach war und Lukas hatte auch erst eine OP in Thailand, er hatte einen Leistenbruch und die Schwester von Peng hat Herzprobleme, die gerade medikamentös behandelt werden.


Also alles andere als lustig.

Jetzt hat die Saison angefangen, aber auch nur sehr verhalten und Lutz bekommt viele Falten, wenn er an die Zukunft mit den Chinesen hier denkt.





Am Abend gönnen wir uns frittierten Mekongfisch mit Knoblauch, Chili und Limettensoße und einen Lao Salat (Gurke, Tomate, Kraut, Chili, Erdnüsse und Eier einer leckeren Mayonaise beträufelt).

Bei Bier und Lao Lao kommt Lutz ins erzählen.

Nicht alles macht Laune. 

 


Don Det, 07. Dezember 2022


 






Es ist inzwischen Saison und Lutz hat von seinen 7 Bungalows zur Zeit nur 3-4 vermietet.

Das Restaurant ist tagsüber meist verwaist. Einige beim Frühstück, gestern Abend gerade mal mit uns 5 Gäste beim Abendessen.

Das war nicht immer so.

Statistisch gesehen sind in Thailand und auch in Laos nur etwa 1/4 der Touristen von vor Corona ins Land gekommen.

Und da man mit dem Boot vom Festlanddorf Nakasang im Norden der Insel ankommt, in einem klenen Dorf mit vielen Gästehäusern, bleiben dort die meisten Backpacker hängen. Nur wenige verirren sich in diesem Jahr an die Südostküste zu „mamaleuah“. Hinzu kommt, dass Lutz nicht bei booking.com gemeldet ist.













Lutz und Pheng tragen es mit Fassung, obwohl seit 3 Jahren keine größeren Einnahmen möglcih waren. Der bekannte Saisonstress bei voller Anlage und etwa 30 Abendessen ist Vergangenheit. Heute passt sich das Arbeitstempo dem träge fließenden Mekong an. Hinzu kommt die meditative Stille der Flusslandschaft, die nur ab und zu von dem knatternden Bootslärm unterbrochen wird.

Nach den anstrengenden Reisen in Flugzeugen, Minivan und Booten genießen wir genau diese Stille und die Schönheit, die der große Fluss Mekong von unserer Terrasse dem Auge und den Sinnen bietet.






In der Hängematte lesen und schlafen, dazwischen etwas essen und trinken. Mehr gibt heute unser Programm nicht her.




Gestern Nachmittag war Übergabe der vielen Mitbringsel und Geschenke für Lukas, Pheng und Lutz, die wir seit Reisebeginn 3 Wochen etwa mit 3-4 kg Mehrgewicht durch Südostasien geschleppt haben. Alles ist heil angekommen und vor allem Lukas hat sich über Spielzeug und Süßigkeiten riesig gefreut. Und wir sind froh, dass wir das ähnliche Mehrgewicht für Sokras Geschenke nur noch einen Reisetag schleppen müssen. Nämlich dann, wenn wir von der Insel zum Festland, zur kambodschanischen Grenze und der nächsten Stadt Stung Treng fahren, wo wir von Sokra in Empfang genommen werden.

Die Tage hier am Mekong beginnen wie eine Zeremonie.

Nach dem Erwachen und der Morgentoilette liegst du in der Hängematte und schaust wie gebannt auf das träge fließende Wasser des Mekong, gleichst deinen Blick dem Tempo des Flusses an und allmählich nimmst du wahr:

die Staffel weißer Reiher, die knapp über der Wasseroberfläche nach Süden fliegt, das ruhige Fischerboot mitten auf dem Fluss mit dem kleinen Mann im Spitzhut, das leichte Klatschen beim Auswerfen des Netzes, die alten weißen Wurzeln des Urwaldriesen am anderen Ufer, die sich verzweifelt in die Ufererde krallen, der große Flammenbaum über unseren Terrassen, dessen Blütenduft in die Nase steigt, der riesige Regenbaum mit seiner ausladenden Gestalt, du siehst den Wind in den hohen Bambusbüschen, und das knatternde Longtailboot reißt dich für einen kurzen Augenblick aus den Träumen - bis die meditative Ruhe dich wieder ergreift.

Natürlich beginnt der Tag schon viel früher. Mit den Lauten der vielen Tiere hier, die auch unter unserem Bungalow spazieren, voran der unangenehm krähende Hahn, der viel zu früh den Tag ankündigt, das Gackern und Flügelschlagen, die leichten Hammerschläge vom Vater „mamaleuah“ gegenüber, der mit der Machete den Bambus schält für einen neuen Käfig für seinen Kampfhahn, an dem er seit Tagen arbeitet.

All dies habe ichr nur am ersten Morgen gehört. Seither genieße ich die Ruhe mit Stöpseln in den Ohren.

Lutz hat gestern eine kleine Anekdote von Lukas erzählt, in der der Spruch:“Hong hiang pak “ eine Rolle spielt- auf deutsch: „die Schule schläft!“

Lukas, der siebenjährige Sohn hatte vor Wochen einen Leistenbruch, die Familie war aus diesem Grund für eine Operation in Ubon Ratchathani in Thailand. Danach durfte er noch nicht in die Dorfschule. Der erste Tag sollte letzten Montag sein. Aber Lukas wollte nicht, hatte keine Lust. Auch nicht am Dienstag.

Heute Morgen nun marschiert er fast mit Lust den Kilometer zur Dorfschule und kommt etwas später wieder zurück mit der Info: „Hong hiang pak!“


Am großen Wasserfall "Khone Phapeng" haben sich schon die französischen Kolonialisten die Zähne ausgebissen und ihre Pläne, am Mekong einen Wasserweg nach China zu finden, aufgegeben.
Nicht so die Chinesen.
Durch die Vorliebe der chinesischen Touristen für Wasserfälle wurde dieser Ort für ein großes Projekt ausgesucht.


 

Abu Dhabi in Südlaos

 

 

Die größte Neuigkeit aber für die Region ist folgende Schlagzeile:

Sithandone SEZ Unveils New Development Project

 

Dahinter verbirgt sich ein Projekt der chinesischen Regierung, die in der Nähe des großen Khone Papheng Wasserfalls in Si Phan Don eine große Tourismus Aerea in den nächsten 5 Jahren für ca. 10 Milliarden Dollar erstellen wird. Es sollen dafür zunächst etwa 3000 chinesische Familien angesiedelt werden, um die Arbeiten zu betreiben. Laotische Bevölkerung wird aus diesem Gebiet umgesiedelt. Ganz einfach.

In der „Vientiane Times“ werden die Projekte folgendermaßen bezeichnet:

Zone A: boutique hotels with restaurants, conference rooms, spas, fitness centers, and swimming pools.
Zone B: residential area, including a lake and other facilities.
Zone C: golf course and villas.
Zone D: commercial area with shops, casino, and hotel.
Zone E: 520 Entertainment World Complex Centre consisting of 5 stars Hotels, shopping malls, movie theaters, restaurants, entertainment venues, places for relaxation and the display of handicrafts, and large buildings.
Zone F: A racecourse for international horse racing.

Abu Dhabi in Südlaos also    oder    Wie sich die KP China das Paradies vorstellt.

Und diese Bilder zeigen die Verrücktheit der Projekte:









Man beachte die Symbolik der Architektur:

Sowohl die „Bambusflöten“, sie sollen als Türme 238 m hoch werden, und die „Klebreiskörbe“ verweisen „freundlicherweise“ auf laotische Kultur.

Zum Schluss noch eine Zahl, gelesen ebenfalls in der „Vientiane Times“:

Four Thousand Islands New Area aiming to draw 15 million visitors per year by 2050

Wie ehrgeizig moderne Zeiten doch sind!

Was soll man dazu sagen?

Aber:

Schon der französische Sonnenkönig Louis XIV. ließ, um seine absolute Macht zu demonstrieren, sein neues Schloss Versailles in ein Sumpfgebiet bauen, in dem tausende durch Malaria ihr Leben ließen.


Ein alter Regenbaum



TakaPan - die französische Verladerampe aus dem Kolonialismus



Mit passablen Rädern ging es auf vorbereiteten Wegen - in nächster Zeit werden sie asphaltiert oder betoniert (ein schrecklicher Gedanke!!!) - rund um die Insel. Bekannte und völlig unbekannte Bilder sind zu sehen.

Die Zukunft von Don Det war auf dieser kurzen Tour zu erahnen. Niedergang und Kollaps.









Der Zerfall und der Untergang der Idylle wohnt in jedem Bemühen, durch neue Bauten noch ein wenig vom Kuchen abzubekommen.


Das Ergebnis: Total zersiedeltes Gelände, unstrukturiert, aufgegebene und dem Abbruch nahe Gästehäuser überall, unmittelbar daneben neue Steinhäuser, nur mit Mühe abgeschottet von den Müllhaufen. Dieses Bild vor allem im Dorf und an der Westküste. Im Dorf war ein Bautrupp gerade dabei den Bereich der Anlegestelle zu betonieren. Auch nicht gerade ein idyllisches Bild.








Je weiter man dann nach Süden gelangt, entspannen sich die Eindrücke wieder.





Man muss also kein Hellseher sein, um zu behaupten, die Tage des“ Paradieses“, von dem Backpacker schon in 1000 km Entfernung schwärmen, sind gezählt.

Und dies nicht allein der chinesischen Expansionen wegen.
Eine traurige Erkenntnis.

 





Zum Abschluss hier noch ein nette Bilder vom alten Don Det.



 Kratie - Kambodscha, 12. Dezember 2022

 





 

Die Tage vergehen im langsamen Tempo.


 

Langes Ausschlafen, ausgiebiges Frühstück inklusive Gespräche mit Gästen, Lutz, Pheng oder Freunden von Lutz.


Danach entweder Hängematte und lesen oder eine kleine Tour mit Fahrrad oder Boot - und danach Hängematte, gutes Essen auf jeden Fall - und viele Gespräche, Infos und Diskussionen..


Die Volksbanken sind dafür bekannt, dass sie den Weg frei machen.


 

Hier in Laos machen das die Chinesen.

Vor etwa 15 - 20 Jahren gab es hier in Laos kaum Straßen, und wenn dann rote Staub- oder Lehmpisten, in der Regenzeit kaum befahrbar. Die Flüsse waren die Transportwege.

Irgendwann kamen die Chinesen und bauten Straßen und Brücken über die Flüsse.

 „Seidenstraßen“. Als davon wichtige fertig waren, holzten sie den Dschungel ab und brachten das Holz auf diesen Straßen nach China. Immer mehr Straßen wurden gebaut - immer mehr Regenwald wurde abgeholzt. Jetzt konnten die lieben Chinesen durch diese Straßen auch Staudämme an den vielen Flüssen bauen und die Elektrizität nach China bringen.

Als sie genügend Wälder abgeholzt hatten, legten sie auf dem Brachland Plantagen an, Latex, Bananen, Ananas, Mango, Durian, Ölpalmen und transportierten die Früchte wieder auf den Straßen nach China.

Potzblitz - wozu Straßen so gut sind!!


 

In Si Phan Don werden jetzt auch Straßen gebaut.

Auf der Nachbarinsel Don Khon wurden alle Sand- und Lehmwege in diesem Jahr mit vorgefertigten Betonteilen ersetzt und die Touristen können jetzt ganz bequem darauf transportiert werden. Vorher war es doch schon ganz schön holprig! Und die komischen Touri-TukTuks schepperten so laut beim Fahren.






Natürlich freuen sich die Einheimischen auch. Sie können jetzt mit Mopeds und sogar mit Autos darauf fahren, wenn sie eins haben. Auch Bagger und LKws. Und schwere Raupen.

 

Wir waren heute mit dem Fahrrad auf Don Khone - und wir müssen sagen, das ist was ganz anderes. Viel bequemer. Sieht natürlich nicht mehr so romantisch, so authentisch wie vorher aus - aber bequem. Und die Leute kommen jetzt in der Regenzeit trockenen Fußes ins Haus.

Hat jetzt aber die Insel für uns aktuelle Toursiten schon etwas verändert.


 

Und wahrscheinlich werden auf diesen Straßen demnächst noch ganz viele Touristen herumgekarrt. Man sieht schon förmlich die Kolonnen von chinesischen Touristenbussen vom großen Museumsdorf anreisen, das in wenigen Jahren gebaut sein wird. Für einen Tagesausflug auf die Inseln und die Wasserfälle dort, so wie es im Pauschalangebot des staatlichen chinesischen Tourismusbüros in Peking oder Shanghai angegeben ist.

Das sind die modernen Zeiten.


 




Auch auf Don Det werden bald Straßen gebaut. Die Vorbereitungen sind im Gange. Die Wege verbreitert, alles Störende abgeholzt, weggesägt, niedergestreckt. Die Holz- und Bambusbrücken abgeschafft und von großen Wasserröhren ersetzt. Die Kies- und Sandberge sind angehäuft, die Maschinen stehen bereit - und die Straßenarbeiter hausen schon in Bambushütten.

Heute wollten wir den großen Khone Phapeng Wasserfall besuchen. Ganz in der Nähe wird bald dieses schon angesprochene chinesische Großprojekt gebaut. Zu sehen soll aber noch nichts sein.

Da man im Moment aber nicht mit Boot dorthin gelangen kann, sondern mit Boot zum Festland nach Nakasang fahren, dort ein TukTuk anheuern und damit etwa 30 km zum Wasserfall fahren muss, haben wir am Morgen den Plan fallen lassen.

Aus guten Gründen.

Gestern Nacht saßen wir nämlich mit Lutz und Marian aus Ludwigsfelde bei viel zu viel Bier und Lao Lao zusammen und kamen erst sehr spät ins Bett. Da diese Tour schnell zur Tortur hätte werden können bei unseren empfindlichen Köpfen, beschlossen wir, eventuell den kleinen Somphamit Wsserfall in der Nähe zu besuchen und uns erst mal auszukurieren.


 
Frühlingsrollen frisch gemacht









Der Somphamit Wasserfall, von den Einheimischen „Liphi“ genannt, was bezeichnenderweise „Geisterversteck“ bedeutet. hat tatsächlich etwas Geheimnisvolles.

Er ist auf der Westeite des großen Bruches im hier etwa 15 km breiten Mekong bis zum großen Wasserfall Khone Phapeng im Osten.













Vor wenigen Jahren haben einige Familien in den steilen, aufschäumenden Wassern des Liphi zwischen den scharfkantigen Felsen Fische gefangen. Und dies mit großem Risiko auf glitschigen Bambusbrücken und Stangen. Heute ist dieser todbringende Ort eine Touristenattraktion geworden. Er bietet außer einer Zip-Line über den Graben auch eine bizarre Landschaft mit uralten Feigen-, Kapok- und Teakbäumen und einem ungewöhnlichen Bambusgarten.






An der französischen Brücke genießen wir noch ein misslungenes Mangolassi und einen verhaltenen Sonnenuntergang.











Danach kredenzt Pheng für alle ein Mok Pa ( Fisch im Bananenblatt), scharfen Papayasalat und zuvor leckere Springrolls.


 


Am letzten Tag ( leider, leider) fahren wir mit 2 spanischen Mädels nun doch noch zum Khone Phapeng Wasserfall.


 













Und die Entäuschung ist anfangs groß, denn das Wasser ist viel zu wenig und der scharfe Felsenuntergrund depremierend aus für den größten Wasserfall, wie es auf den Schildern heißt.






Bald aber bemerken wir, dass wir an einer anderen Stelle gelandet sind. Als wir die alte Plattform entdeckt hatten, spürten wir die beeindruckenden Energien der aufschäumenden Wasser wieder.



 

In Nakasang besorgten wir noch eine kleine Geburtstagstorte für Pheng, die morgen, an unserem Abschiedstag Geburtstag feiert.




Am Abend sitzt Karolina, die junge Polin aus Lodz, die wir in Luang Prabang und im Dorf am Nam Ou getroffen hatten, im Restaurant und wir erzählen bis in die Nacht. Sie unternimmt eine lange Reise durch Südostasien. Mit ihr unterhalten wir uns sehr angenehm, obwohl sie fast 50 Jahre jünger ist.


Pheng bereitet ein Red Curry Chicken vor






 








Überraschend gute Geburtstagstorte aus Nakasang für Pheng's 34. Geburtstag













Am Morgen die Torte und das Geburtstagsständchen für Pheng und gegen 8:30 Uhr verabschieden wir uns von vielen Gästen und stiegen mit 2 jungen Spanierinnen in das Boot nach Nakasang, wo wir dann mit einem Minibus an die laotisch-kambodschanische Grenze gebracht wurden.



Das übliche Theater dann an der Grenze. Zuerst die Stempelgebühr für die Ausreise aus Laos, ewiges Latschen bei unerträglicher Hitze zum kambodschanischen Zollpalast. Dort nervt ein schlecht sortierter Beamter, für das Visa on arrival zuständig, knöpft uns mit Stempelgebühr und Vaccinationinfo jeweils 38 Dollar ab. Die gesamte Prozedur dauert etwa 90 Minuten. Dann warten auf den kambodschanischen Minibus, der uns dann nach Stung Treng bringt, unserem Treffpunkt mit Sokra.

 

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