Mekong
„Oh, wie schön ist doch der Mekong!“ – unsere große Mekongfahrt
Vor vielen, vielen Jahren schon habe ich mich beim Vorlesen von Kindergeschichten über den kleinen Tiger bei Janosch gewundert, als der schwärmte:“Oh, wie schön ist doch der Mekong!“
Viele Jahre später, 2008, bei unserer ersten Südostasienreise ist uns neben vielen anderen traumhaften Eindrücken eben eine zweitägige Reise auf dem Mekong von Luang Prabang nach Houay Xai in Nordlaos in Erinnerung geblieben, bei der dieser Fluss einfach eine starke Faszination auf uns ausübte. Vielleicht, weil er zur Poesie Indochinas gehört, die bei westlichen Besuchern noch so viel Magie und Fremdartigkeit entfalten kann. Wir hatten diese Anziehungskraft zwar nie hinterfragt, wollten sie einfach mit und durch diese Reise ausleben und in uns aufnehmen. Und schließlich wuchs der Wunsch heran, den Mekong wieder zu sehen und zu spüren, von seinen Ursprüngen bis zu seinem Ende.
Der Mekong legt von seinen Quellen im Hochland von Tibet durch die Schluchten Yünnans im Südwesten Chinas – wo er Lancang Yiang, der „ungestüme, wilde Fluss“ genannt wird – als Grenzfluss zwischen Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam etwa 4900 km zurück und ist unbestritten die Lebensader Indochinas, was auch im Namen „Mutter aller Wasser“ spürbar wird.
Diesmal wollen wir ihn von der Grenze zu Myanmar im Norden Thailands bis hinunter nach Vietnam, wo er sich über die „sieben Drachen“ ins Südchinesische Meer ergießt, auf Booten und – wenn nicht anders möglich – mit Bussen „erleben“.
24.01.2013 - Oudomxai (im laotischen Bergland im Norden)
Wir sind in der Volksrepublik Laos. Von Sozialismus sind allerdings kaum Spuren zu erkennen. Nur Das Plakat mit den Betonkopfen vom Politburo hangt im jedem Restaurant oder Guesthouse.
Am letzten Tag in Thailand, im kleinen Stadtchen Chiang Khong, haben wir uns -auch weil wir noch Baht ubrig hatten und eben zur Feier des Tages - ein schmuckes Hotel gegonnt mit allem Komfort fur 1000 Baht mit Fruhstucksbuffet, direkt am Mekong gelegen mit schonem Sonnenaufgang uber Laos.
Der Rest dieses Tages war aber reines absurdes Theater.
Vom Hotel bis zum "Gate to indochine",der thailandischen Immigration, war das Tuk-Tuk noch ganz normal und Alltag des Reisens. Aber dann.
Vor dem Ausreisestempel reihten wir uns einen Tag lang ein in den langen Strom der vielen Auslander, die alle die selbe Idee, den selben Traum am selben Tag hatten. Den Zauber des ursprunglichen Indochina am Mekong mit dem Slowboot von Houay Xai zur alten Konigstadt Luang Prabang (Laos) zu erleben. In Geo-Reportagen und den Reisebeilagen der diversen Sonntagszeitungen wurde uber den Charme und die Einzigartigkeit dieser Strecke und der Wildheit von Natur und Strom ausfuhrlich berichtet.
Und jetzt stehen wir alle ziemlich bedroppelt in der Schlange. Man kommt sich vor wie in der Subway von London in der Rush hour. Die Laoten sind nur Staffage in diesem Spiel. Sie stempeln wie die Wilden die Passe, kassieren die "Fee", mixen die Bananenshakes, praparieren die Baguettes fur die Bootsreise oder fahren die Massen in Tuk Tuks zur Anlegestelle. Das richtige Leben sind die Unterhaltungen mit den Europaern, die neben dir stehen, sitzen, essen, lachen oder irritiert schauen. Viel Europa- wenig Laos.
Die kleinen Laoten sind Kulisse beim grossen Abenteuer. Sie fahren das Slowboot gewieft um die seichten Stellen und Felsenriffe,die meterhoch aus dem Wasser ragen und eine skurille Mondlandschaft imitieren,sie tragen die Koffer, sorgen fur den Nachschub an Laobeer und sind ansonsten unsichtbar.
Nach dem Ausreisestempel gleitet der Touristenstrom lavamassig auf kleine Fahrschiffe hinuber ans jenseitige Mekongufer - voll mit Europaern -, die Laoten stempeln im Verborgenen, Schlangen an den Wechselstuben - immer nur Europaer - die Laoten wundern sich uber das viele Geld (Jahresgehalter), Tuk Tuk-Korsos an den
Slowboothafen ausserhalb der Stadt, Europaer in den kleinen offenen Restaurants am Ufer, Boote am Ufer voll mit lachenden und meckernden Europaern, die Laoten im Hintergrund verstauen die Rucksacke, starten den Motor,werden nicht wahrgenommen.
Unglaublich, welche Schneisen der Tourismus schneidet.
Vor vier Jahren, selbe Route, im Boot max. 10 Auslander,der Rest Einheimische mit vielen Sacken,Huhnergegacker an Bord und laotischen Lauten.
Heute zwei Boote, vollgepfropft mit jeweils um die 100 Auslandern, uberfallen am Abend in Pak Beng Guesthauser und Restaurants, uberrollen mit ihren Rollis das Selbstbewusstsein der Laoten und trampeln mit den vielzu schweren Rucksacken auf deren Nerven herum.
Alles scheint sich geandert zu haben in den vier Jahren. Damals im November, einen Monat nach Ende der Regenzeit hatte der Mekong einen noch etwa 5-6 Meter hoheren Wasserstand, kaum ein Stuckchen Fels ragte aus dem Wasser, der Strom war breit und meist trage. Die Leute meinen, am niederen Wasser sind die Staudamme in China schuld und man konne nicht mehr mit der selben Ladung wie vor Jahren den Mekong hinab.
Die Ufer des grossen Stromes waren wild bewachsen, ausser bei den Dorfern.
Dort lagen die Boote und waren die Netze ausgehangt. Und badeten die Frauen und die Kinder spielten im Strom. Die Wildnis reichte bis hinauf in die Berggipfel, war undurchdringlich und bedrohlich gar.
Heute sind die Bergrucken kahl mit wenig Bewuchs, wahrscheinlich brandgerodet fur die Maisfelder und Bananenwalder.Die Leute sagen, China benotigt viel Holz aus Laos. Entlang des Flusses arbeiten Strassenarbeiter mit grossen Maschinen an der neuen Lehmstrasse, haben viel Wald dafur gerodet.
Im Ernst, die Reise war eine Farce.
Und wir sind froh,dass wir am nachsten Morgen nicht wieder ein solches Geisterschiff mit betrunkenen Englandern und Hollandern besteigen und noch einen Tag Laos ausschliessen mussen.
Wahrend die Kohorten 8 Stunden lang Bier trinkend nach Luang Prabang schippern,fahren wir mit einem laotischen Bus auf laotischen Strassen nach Oudomxai in den Norden.
Zwei weitere Deutsche brachen den 2. Teil der Bootsfahrt ab.
Gleich als wir den Bus zum ersten Mal sahen, hatten wir ein ungutes Gefuhl. Aber das ist nicht weiter verwunderlich. Denn man hat selten ein gutes Gefuhl, wenn man einen laotischen Bus sieht. Es war ein kleines blau weisses Fahrzeug und stand auf einem Sandplatz 4 km ausserhalb von Pak Beng, dem Schmugglerstadtchen mit einem Schuss Flair des Banana-Pancake-Trail.
Edith besorgte noch wasser, Apfel und Orangen fur die Fahrt und entdeckte auf einem Grill neben schwarzverkohlten Schuhsohlen(?) diverses tiefdunkles Grillgut, das sich bei naherem Hinsehen eindeutig als Ratte am Spiess entpuppte.
Noch bevor der Fahrer das Vehikel in Bewegung setzte, musste Edith 3 Armbander, die sie seit Afrika am Arm tragt, drei Mitfahrerinnen uberlassen,die einen sehr direkten Anspruch erhoben.
Der Busfahrer hupte zur Abfahrt, legte mit mehreren metallenen Grussen vom Getriebe den ersten Gang ein - und der Bus ruckelte los. Er hatte mehrere Gange, aber nur wenige schienen zu funktionieren. Jedenfalls gehorte wahrend der 4stundigen Fahrt immer das Stohnen und und Gewimmer des Getriebes zum Hintergrundgerausch.
In jeder gottverlassenen Gegend hielt unser Bus und es stiegen Leute mit prall gefullten Sacken und riesigen Taschen ein, bis der Bus voll besetzt war. Wir fuhren durch namenlose Dorfer mit staubigen Hutten aus Bambus,die mit getrockneten Palm- oder Teakblattern gedeckt waren, dazwischen Menschen, Ziegen, Kuhe sowie nackte Kinder und Huhner, die wie hungrige Truthahne aussehen.
Die flache Landschaft wurde gebirgig. Die Luft roch nach Rauch und ein grosser Teil der Hange war brandgerodet. Inzwischen hatten sich in den vollbesetzten Bus noch ungefahr 15 weitere Dorfbewohner gequetscht. Sie drangten sich jetzt im Mittelgang auf kleinen grunen Hockern oder standen dunn herum. Eine junge Frau vor unseren Sitzen kotzte kunstvoll wahrend der Fahrt aus dem Fenster.
Die Gegend draussen wurde immer abenteuerlicher, die Dorfer immer armlicher und die Strasse lochriger. Der Fahrer ubte sich jetzt in gewagten Ausweichmanovern. Unser Reisefuhrer hatte von gut ausgebauter Strasse in die Provinzhauptstadt Oudomxai gesprochen. Aber jetzt wurde klar, warum der Bus fur die 143 km mehr als 4 Stunden benotigen sollte. Obwohl diese Verbindung zur Handelsroute nach China gehort.
Die Stadt Oudomxai ist staubig
und von chinesisch-pragmatischer Asthetik gepragt und hat neben einem langweiligen Markt mit minderwertigen Waren aus China und dem Vat Ban Thieng auf einer Anhohe mit schoner Aussicht ein grossartiges Umland mit Hugellandschaft und interessanten Dorfern, geeignet fur eine kleine Fahrradtour.
30.01.2013 - vom wunderschonen Luang Prabang
" Am 25. Juli erreichte ich Luang Prabang, eine entzuckende Stadt, nicht grosser als eine Quadratmeile und mit nicht mehr als 7000 Einwohnern. Die Lage des Ortes ist aussergewohnlich schon. Berge (...) saumen den Mekong und formen eine Art rundes Tal oder Amphitheater. (...) Ein lieblicher Anblick, der mich an die Seenlandschaften von Como und Genf erinnert. Ware da nicht die unaufhorlich sengende tropische Sonne (...) ware der Ort ein Paradies."
Mit diesen Worten schwarmte Henri Mouhot 1861 von Luang Prabang. Als erster westlicher Reisender war er auf seiner Expedition durch Indochina auf dem Rucken eines Elefanten bis hierher vorgedrungen. Er war es auch, der die Tempelruinen von Angkor Wat in den europaischen Salons bekannt machte.
Aber davon spater, jetzt erst der Reihe nach.
In der Provinzhauptstadt Oudomxai sind wir so richtig im unaufgeregten Laos angekommen.
Der Ort ist geschaftig, weil nahe an der Grenze zu China (Boten ca 42 km) und von chinesischen Handlern dominiert. Touristen gibt es im Gegensatz zur Mekongroute nur sehr wenige, sieht man von 200 sudkoreanischen Studenten ab, die einige Tage an einem Workshop teilnehmen, die Stadt sozusagen uberschwemmt und auch einige Gastehauser belegt haben.
Die Menschen hier sind ausserordentlich freundlich, sehr zuruckhaltend und uberhaupt nicht aufdringlich. Sie sprechen kaum englisch und wenn doch, dann schlecht verstandlich, selbst diejenigen, die mit Touristen zu tun haben.
Unsere To-Do-Liste konnte dadurch nur sehr allmahlich und auch nicht vollstandig abgearbeitet werden. Eben wegen dieser Verstandigungsschwierigkeiten.
Das Positive, man wird kaum angesprochen und in Ruhe gelassen, und wenn man durch die Seitenstrassen oder durch ein Dorf radelt,
winken viele und lachen uns zu, die Kinder drehen fast durch, wenn sie uns mit "Sabaidii" begrussen und wir winkend den Gruss erwidern.
Mit dem Bus nach Norden.
Unser Ziel, ein kleines verschlafenes Nest am Nam Ou, wenige Kilometer von Dien Bien Phu (wo die Franzosen 1954 ihr Vietnamtrauma erlebten) in Vietnam. Auf der einzigen asphaltierten Strasse in der Provinz fahren wir mit Bus durch eine urige Berglandschaft mit vielen Dorfern aus schragen und staubigen Bambushutten auf Stelzen
und armlich gekleideten Menschen bei ursprunglichen Verrichtungen in der fur unsere Knochen unvorstellbaren Hocke: Besen flechten, Chilipaste stampfen, Kinder saugen, Reis saubern, Chilis trocknen,besonderes Holz bundeln...
Mit uns im Bus fahrt Markus aus Stetten im Remstal. Er ist etwa 30 Jahre alt, verheiratet mit einer deutschen Sprachforscherin und sie wohnen mit 4 Kindern in Oudomxai und wollen Sprachstudien bei den Khmu und Akha betreiben. Seit 7 Jahren leben sie schon in Laos, er spricht die Sprache und auch die der Khmu und Akha. Er war gerade auf dem Weg nach Norden in die Provinz Phongsaly und erzahlte viel uber die Laoten und ihre Eigenart und wenig uber den laotischen Sozialismus, von dem man hier sehr wenig mitbekam.
Der Bus hielt plotzlich auf einem staubigen Platz auf einer kleinen Anhohe, mitten in der Landschaft ohne menschliche Behausungen. Wir entdeckten ein vergammeltes Schild "Muang Khoua Transport Port". Also doch.
Hinter dem Bus wartet ein klappriges Songthaew und alle etwa 20 Leute stapeln ihr Gepack auf dem Dach und sich im Gefahrt. Markus und andere steigen auf die Plattform. Fur uns und 3 weitere Deutsche ist kein Platz. Das Ding ist ubervoll und hat beachliche Schlagseite, als es uber die holprige Piste auf die Asphaltstrasse wackelt.
Der Fahrer hat uns 5 zuruck gebliebenen (wie wunderbar zweideutig Sprache doch seinkann) 5 Deutschen bedeutet, dass er in 5 Minuten wiederkomme. Da stehen wir in der Mittagssonne im Staub und Mull des Platzes und haben wieder einmal Zeit geschenkt bekommen (weil man sie empfindet).
Muang Khoua ist ein staubiger Marktflecken auf einer Landzunge an der Mundung des Nam Phak in den Nam Ou.
Fur einen Verkehrsknotenpunkt eigentlich sehr ungunstig, da die Strassen in denkbar schlechtem Zustand und staubig sind und die neuen,
von China gebauten Brucken uber die beiden Flusse diesen Titel allein noch nicht rechtfertigen.
Unser Ad-Hoc Mitreisender Andreas (seit Pak Beng reisen wir zusammen)
wird von hier aus eine dreitagige Trekkingtour mit einer vierkopfigen Gruppe in verschiedene Bergdorfer machen. Mein Knie lehnte die Teilnahme aus verstandlichen Grunden kategorisch ab.
Ein kleiner Spaziergang durchs Dorf bringt uns die Idylle nahe -
und auch dem Mull. Hangebrucke uber den Nam Phak, Sandbanke jede Menge am Zusammenfluss, eine Reihe von blauen und grunen Slowbooten,
die uns morgen in den chilligen Flecken Nong Kiao bringen werden, eine Grossfamilie von Hangebauchschweinen und viele larmende und nackte Kinder, die sich eintrachtig am vermullten Ufer tummeln. Mit Andreas haben wir in 5 Tagen ein Treffen in Luang Prabang vereinbart, da wir ihm 2 Millionen Kip (200 Euro) aus dem Automaten zauberten, was fur ihn nicht moglich war.
Holzschiffe sind das Standardmodell der laotischen Flussschifffahrt:
Es liegt gerade mal eine Hand breit über der Wasserlinie, bietet auf knöchelhohen Holzbänken Platz für gedrängte 16 Personen und das entsprechende Gepäck. Es wird von einem lärmenden Benzinmotor angetrieben, dessen Antriebsrad an einer langen Eisenstange ins Wasser gehalten wird. Ein niedriges Holzdach bietet Schutz vor Wind und Sonne. Stabil sieht es nicht aus und man hofft automatisch, dass die Stromschnellen sich in Grenzen halten werden.
Man gleitet mit geschätzten 20 Stundenkilometern den Fluss hinunter. Der Fahrtwind kriecht am Morgen eiskalt in die Knochen. Die Sitzposition mit hoch angewinkelten Beinen ist eine Tortur. Für einen Positionswechsel fehlt der Platz, ausladende Bewegungen sind bei der instabilen Lage des Bootes auch nicht unbedingt zu empfehlen.
Eine solche Flussfahrt auf dem Nam Ou wird ja im "Loose" als eines der letzten Abenteuer in Laos angepriesen. Vielleicht meinte er damit die Auslastung der Flussboote.
Als wir namlich um 9 Uhr an den Landesteg kommen, warten dort schon eine ganze Menge Reisender - insgesamt werden es etwa 20 Personen. Und alle kommen dichtgedrangt auf das Boot, sitzen auf harten, niederen Holzplanken (nur fur Zwerge geeignet), die Ohren zwischen die Knie geklemmt. Ich muss mich im Auftrag meiner Kniee weigern und setze mich auf eine Stufe beim Gepack und Fahrer. Dort kann ich wenigstens ab und zu die Beine ausstrecken. Edith ist zwischen der Menschmasse eingepfercht. O Gott!
Die Fahrt selbst ist grandios - und nass.
Wenn das Boot uber die Stromschnellen schlagt, kommt man sich vor wie im Europapark, wo es beim Rafting programmgemass zur Belustigung gehort, nass zu werden. Jedenfalls kreischen die Fahrgaste auch hier jedes Mal lustvoll auf und lachen hinterher.
Diese Bootstour auf dem langsten Binnenfluss des Landes gehort tatsachlich zu einem der Hohepunkte, vor allem jetzt in der Trockenzeit, wenn durch den niederen Wasserstand viele bewachsene Inseln und Sandbanke hervortreten - und wie gesagt Stromschnellen entstehen.
Man passiert nach Muang Khua zunachst mit Sekundarwald bewachsene Hange und Ufer, die mit Bambus und vereinzelt stehenden silbergrauen Urwaldriesen gesaumt sind. Man streift viele im Wald versteckten Dorfer. Kinder haben sich Bambusflosse gebaut und vergnugen sich lautstark im Wasser. Als sich die Nebel lichten und der Himmel wieder blau ist, kundigen sich schon von Weitem die 1900 m hohen Karstberge an, deren Wande so steil aus dem Wasser ragen, dass der Dschungel hier unberuhrt ist und nicht abgeholzt werden konnte. Im Gegensatz zu den Bergrucken und Hugeln. Sie sind meist kahl, die Walder abtransportiert vom gefrassigen Nachbarn im Norden.
Plotzlich beschreibt der Nam Ou eine S-Kurve und führt ohne Vorwarnung in eine gut 800 m tiefe Schlucht. Fast senkrecht ragen die Karstwände in den Himmel, bewachsen von üppigem Regenwald. Chinesische Landschaftsmaler hätten ihre Freude an der Szenerie. Während die Westseite der Schlucht bereits im Schatten liegt, hüllt die Abendsonne die Ostseite in ein gleißendes Licht.
Alle paar Minuten wechselt der Fluss abrupt die Richtung und eröffnet neue Perspektiven auf eine Landschaft, die einer Tuschemalerei gleicht.
Die einzigartige Kulisse des engen Tales mit den steilen Kartsbergen zieht sich bis Nong Kiao.
Fur diesen Tag ist dieses Dorf unser Ziel, in dem sich uber Jahre eine kleine touristische Infrastruktur entwickelt hat. Nong Kiao liegt am Zusammenfluss von Nam Ou und Nam Houoy Houn, umgeben von atemberaubender schoner Karstlandschaft.
Von vielen Stellen des Dorfes bietet sich ein herrliches Panorama. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort und uber die Betonbrucke ( 1976 von China gebaut, was sie sich mit Holz bezahlen liessen) auf die andere Flussseite zu den vielen Bambusanlagen mit toller Aussicht, beschliessen wir, noch einen Tag zu bleiben. Wir wollen die Stille und Abgeschiedenheit geniessen, lesen, schreiben, die Beine hoch legen. Haben wir uns verdient.
Nach diesem Ruhetag auf dem Balkon mit Aussicht auf Fluss und Sonnenuntergang
startete das Boot am nachsten Tag zur 2. Strecke auf dem Nam Ou in die alte Konigstadt Luang Prabang.
Den Unterlauf pragen eine bergige Landschaft, sauberlich zu Beginn der Trockenzeit im November angelegte Gemuse- und Krautergarten an den Boschungen und naturlich vom regen Leben der Dorfbewohner am Flussufer. Frauen und Kinder stehen hufttief im Wasser und sammeln lange dunkelgrune Fasern, Flussalgen, die vom Grund gefischt werden. Gewurzt, in der Sonne getrocknet und spater frittiert werden sie als knuspriger Snack verkauft.
Vor einer ziemlich turbulenten Passage uber Stromschnellen mussen alle aussteigen und 15 Minuten zu Fuss zurucklegen, wahrend der Bootsmann das Gepack auf dem Boot verteilt und Edith und mich und zwei weitere als "Gewicht"
(ein Schelm, wer Boses dabei denkt) benutzt. Wir kommen daher in den Genuss einer rasanten und nassen Bootsfahrt, die Ahnlichkeiten mit einem Rodeo aufweist.
Eine Stunde vor Luang Prabang mundet der Nam Ou in den machtigen und breiten Mekong, der aber sehr wenig Wasser fuhrt, was uns in der Seele weh tut.
Dennoch fliesst er langsam und unaufhaltsam in seinem breiten Bett. Und wozu soll er sich auch beeilen? Er hat alle Zeit der Welt, um sein Mundungsgebiet im Suden Vietnams zu erreichen, bevor sich seine Wasser ins sudchinesische Meer ergiessen.
Nahe am Ufer treiben die kleineren Langboote, in denen Fischer ihre Netze auswerfen.
Ein Mann wirft sein Rundnetz aus. Wie ein seltsames, zerbrechliches Flugtier breitet es sich über die Fluten und versinkt. Und nach wenigen Minuten zieht es der Mann an langem Seil heraus. Ein silbern glänzender Fisch wird ins Ufergras geworfen. Der Mann steht dort im Wasser, gerade so, als stehe er seit ewigen Zeiten an diesem Ufer und hüte eine überlieferte Tradition, eins mit sich und diesem Fluss.
Kurz vor Sonnenaufgang erreichen wir mude, obwohl wir doch nur wenige Schritte an diesem Tag gemacht haben, das Pier in Luang Prabang.
Uberragt vom Phusi-Berg liegt die alte Konigstadt auf einer Halbinsel am Zusammenfluss von Mekong und Nam Khan.
Fruher hiess die Stadt Muang Sua oder Chiang Dong. Als Konig Fa Gnum die vergoldete Bronzestatue des Phra Bang, des Goldenen Buddha, aus Ceylon oder Angkor mitbrachte, nahm die Stadt schliesslich den Namen Luang Prabang an und wurde die Hauptstadt von Lane Xang, dem "Reich der Millionen Elefanten".
Mit gemischten Gefuhlen nahern wir uns der Stadt. In den letzten Jahren kamen immer mehr Touristen hierher und die Stadt besteht wohl nur noch aus Hotels, Gastehausern, Restaurants usw - und naturlich Wats.
Wir steuern das Manichan Gh an, das wir klugerweise reserviert haben, und landen in einer netten Oase.
Danach ein gutes Gefuhl am ersten lauen Abend nach einem langen Tag. Als Konigstadt ist Luang Prabang langst versunken, verkommen, offiziell verstossen. Als Touristenhochburg feiert es wohl seine Wiedergeburt. Es ist vor allem die Leichtigkeit und die unfassbare Asthetik, die den Charme ausmacht.
Da wir hungrig sind, nehmen wir das erst beste Lokal am Mekong und haben ein hochstens dritttbestes Mahl, aber 2 kuhle Laobeer. Wir schwelgen dennoch uber die Aussicht auf den Fluss, auch in der Dunkelheit, und die Athmosphare der Stadt und wissen in diesem Augenblick genau, weshalb wir diesen Ort wieder gewahlt haben.
Und danach noch ein kleiner Spaziergang durch den Ort, der eigentlich ein Dorf ist. Auf der Hauptstrasse ist ein schier endloser Nachtmarkt aufgebaut. Hunderte von beleuchteten Warenplatzen unter orangefarbenen Zeltdachern, alles auf der strasse ausgebreitet, von Frauen und jungen Madchen betrieben. Stoffe, Kleidung, Taschen, Schals, Souvenirs usw., alles edel und chic, in vielen bunten Farben.
IHR HABTS BEMERKT. ES GIBT GROSSE PROBLEME MIT DER HOMEPAGE. NICHT NUR DASS KEINE BILDER GELADEN WERDEN KONNEN, AUCH WECHSELT DAS PROGRAMM SCHRIFTART UND GROSSE, WIE ES WILL. UND ZWAR OHNE DASS ICH DARAUF IRGENDEINEN EINFLUSS HATTE. WEITERMACHEN ODER AUFHOREN WAR DIE FRAGE. ICH HABE MICH FUR WEITERMACHEN ENTSCHIEDEN, TROTZ DIESER PROBLEME.
31.01.2013 - Luang Prabang
Luang Prabang, du unubertroffen Schone, noch nie Gesehene!
Wie den Superlativ einer Stadt in geeignete Worte fassen?
Fur uns eine der faszinierendsten Stadte, die uns je begegnet ist und die alle Sinne unaufdringlich aktiviert und in Alarmbereitschaft versetzt. Die Kombination aus Flusslandschaft
und behutenden Bergen im Rund ist schon bemerkenswert. Und jetzt noch der Charme der franzosischen Kolonialvillen aus Stein mit den dunklen Holzbalkonen, umgeben von uppiger Vegetation: Palmen aller Art und Grosse, riesige Strelitzien, Bougainvillea in bestechenden Farbtonen und weitausladend, der Tempelbaum Frangipani mit seinen grazilen Zweigen und den edlen weissen Bluten und dem betorenden Duft, wie auch die Jasminbluten aller Art, die riesigen Flammen- und Tamarindbaume, sie alle bilden einen zauberhaften Hintergrund fur die einfach hinreissend asthetischen Wats,
die nicht wie in Thailand aufwandig aber auch kitschig mit Beton und Gold restauriert wurden, sondern in ihrer Schlichtheit und Ursprunglichkeit belassen wurden.
Wahrscheinlich gibt es nichts Schöneres, als in Länder zu reisen, in dem die Uhren stehengeblieben sind oder sogar rückwärts laufen. Dort unterwegs zu sein wirkt wie ein Jungbrunnen. Zeit verliert an Bedeutung, man kann tief durchatmen, lehnt sich entspannt zurück und beobachtet ohne Hast Menschen und Dinge. Augenblicke dehnen sich zu Unendlichkeit aus, Gegenwart und Ewigkeit verschmelzen in der Kontemplation.
Eines dieser Sehnsuchtsländer ist zweifellos Laos mit seiner alten Königsstadt Luang Prabang , idyllisch zwischen Mekong und Nam Khan eingebettet, und dort dem berühmtesten Kloster, dem Vat Xieng Thong.
Es ist schon 500 Jahre alt und eigenartiger Weise von zeitloser Präsenz. Sein Name bedeutet “Kloster der Stadt des Flammenbaumes“ und am späten Nachmittag fegt ein Mönch im Klosterhof die abgefallenen trockenen Blätter der Banyan-Bäume zusammen. Er kehrt sie bedächtig zu einem kleinen Haufen, zündet sie mit einem Streichholz an, und der Rauch steigt kerzengerade in die Luft wie bei einem Opferfeuer.
Ein Hund schleicht träge über die warmen Steinplatten und lässt sich für eine Weile unter einem Frangipanibaum nieder. Im Schatten und auf den Stufen eines Bots hocken zwei Novizen und schweigen. So verrinnt die Zeit. Unweigerlich. Schon leuchten die Wolken in Rot, Violett und Blau, Krähenschwärme flattern in Abständen auf und der Mekong plätschert gegen das Vergessen der Nacht.
Wer Laos durchstreift – und speziell Luang Prabang – entrinnt dem Lärm der tosenden Moderne. Wie ein goldener Schleier liegt die Idylle der Vergangenheit über dem Heute. Jeder hat Zeit für ein Schwätzchen. Menschen, die man noch nie gesehen hat und die man nie wieder sehen wird, grüßen mit einem Lächeln und einem freundlichen „Sabai dii“.
Nach einer kleinen Orientierungstour haben wir eine kleine Tempeltour zu 5-6 der insgesamt etwa 40 Tempel der Stadt angehangt. Allesamt sind sie aufgereiht wie an einer Perlenkette entlang der Sakkarine Thanon auf der Halbinsel im franzosischen Viertel - alle bestechend und einen Besuch wert. Als Abschluss wahlten wir den That Chomsi auf dem Berg Phousi. Wir wollten dort oben auf der Statte der Geisterverehrung - zumindest vor Jahrhunderten - unserem Dieter, meinem Schwager, einige Vogel freilassen,
damit er endlich wieder Gluck haben und Hoffnung schopfen kann (er liegt seit 4 Wochen schwer krank im Katharinenhospital). Dafur nahmen wir auch die etwa 330 schweisstreibenden Stufen nach oben in Kauf, die das Knie freundlicherweise einfach ubersah. Entschadigt wurden wir mit einem grandiosen Rundblick auf Stadt und Umgebung.
Der ehemalige Konigspalast - in dem die Familie des letzten Konigs Savang Vatthana bis zur Machtubernahme des Pathet Lao 1975 lebte - und dessen chilliger Park war unsere nachste Station. Beeindruckend dort die weihevolle Stille und der erst 2003 eingeweihte Schrein "Ho Phra Bang", ein prachtvolles Gebaude in laotischem Stil mit dem vierfachen Staffeldach.
Zum Abschluss unserer Tour tranken wir in einem kleinen Flussrestaurant an der lauschigen Uferpromenade des Mekong ein Laobeer und bewunderten den Sonnenuntergang auf dem glitzernden Strom. Nirgendwo viel schoner!
Weil es heute zum ersten Mal seit mehr als einem Monat regnet und Peter, der belgische Besitzer des Manichan Gh meint, das bliebe so den ganzen Tag, haben wir unser Programm geandert: Statt einer Fahrradtour auf der anderen Mekongseite zu einem Topferdorf und der Besichtigung des absolut schonsten Tempels von hier, beschaftigen wir uns mit dem Internet und gehen spater ins Museum.
Schon 1895 war Französisch-Indochina mit der Kolonie Cochinchina (Südvietnam) und den Protektoraten Kambodscha, Annam
(Zentralvietnam) ,Tongkin (Norden Vietnams) und Laos etwa 2 mal so groß wie Frankreich. Der Mekong war damit von seinem Mittellauf an bis zum Delta in dessen Einflussbereich.
02.02.2013 - Luang Prabang

im Morgengrauen die Klöster. Sie sind in orangefarbene Tücher gekleidet und tragen hölzerne Bettelschalen. In den Gassen werden sie von den gläubigen Frauen erwartet, die ihnen knieend eine Hand voll Klebreis und Gemüse in die Schale legen. Nicht die Möche bedanken sich, sondern die Frauen mit niedergeschlagenem
Blick verbeugen sich tief zum Dank, dass ihre Gabe angenommen wurde und sie dadurch ihr Karma verbessern konnten.


Zum Topferdorf Ban Chan mussen wir uns von der Fahre ans andere Ufer des Mekong ubersetzen lassen.

Allein diese Aktion ist ein Erlebnis. Druben schieben wir unsere Rader eine ziemlich steile Lehmstrasse hinauf zum Markt von Ban Xieng Mene.

Die Bauern haben sich hier die Muhe gespart, ihr Gemuse, Obst, Krauter, die Wurzeln, das Fleisch auf Planen zu legen. Sie schichten es direkt auf den Lehmboden und hocken daneben, tausend Fliegen machen sich inzwischen uber Fisch und Fleisch her, wahrend die Frauen ein Schwatzchen halten und nur fluchtig zu den beiden eigenartigen Farangs heruber schauen.

Erstaunlicherweise stimmt unsere Touristenkarte, denn als wir fragen, wird uns der von uns schon vermutete Weg gezeigt. Er ist jetzt in der Trockenzeit gerade so zu befahren. Aber was passiert in der Regenzeit? Man will es sich nicht vorstellen.

winkt uns heran, die Frau bringt 2 Zwergenschemel. In einfachster Aufbautechnik formt er in kurzester Zeit ein Lehmgefass von 50 cm Hohe. Der etwa 15jahrige Sohn rollt mit murrischer Miene aus einem Tonklotz dicke Wurste und dreht die Scheibe bei Bedarf, auf der nun mit viel Fertigkeit und Geschick das klobige Gefass in einen ansehlichen Wassertopf verwandelt wird. Von seinen Tochtern wird uns noch die Brenngrube gezeigt, in der die Topfe auf einfachste Weise gebrannt werden.

Alles wirkt sehr provisorisch und man hat das Gefuhl, dass er sein Gewerbe bei allernachster Gelegenheit aufgeben wurde.

Heute wollen wir das Grab des Entdeckers finden.
Kurz nachdem wir Luang Prabang verlassen und ein Weberdorf, Ban Phanom, hinter uns lassen, soll es am Ufer des Nam Khan in einer Waldlichtung stehen. Ein gemauerter weisser Sakrophag. Aber die Gotter sind uns an diesem Tag nicht wohl gesonnen.

Denn unmittelbar nach Ban Phanom beginnt ein etwa 25 km langer Bauabschnitt fur eine neue Strasse nach Osten. Wir radeln auf den schmierigen Lehmspuren und bemerken kurze Zeit spater, dass wir wohl das Schild " Henri Mouhot" ubersehen haben. Oder, andere Version, die Bauarbeiter haben den "Krempel" einfach entsorgt.

Ausser einigen Baufahrzeugen und ab und zu mal einem Moped sind wir alleine auf der Strasse. Der Wind bewegt die Blatter der Baume, in denen Vogel ein beachtliches Konzert geben, nicht weit rauscht der Nam Khan wild uber einige Stromschnellen.

Diese Gerausche muss er auch gehort haben in der Nacht, als er starb. Wir konnen uns kaum vorstellen, wie er durch dieses Sudostasien gereist ist. Vielleicht auf dem Rucken eines Elefanten durch den Dschungel oder mit dem Einbaum die Flusse hinauf, vielleicht musste er Tiger und andere wilde Tiere erschiessen, dinnierte eventuell mit Konigen, um Durchreisepapiere zu bekommen und feilschte wohl mit unzahligen korrupten Zollbeamten. Vielleicht trank er das Wasser aus den Flussen, glaubte sich durch das Abkochen des Tees vor der Malaria schutzen zu konnen und sah die Wolken von Mosquitos nicht als gefahrlich an. Und er starb an Malaria in diesem Wald. Mit 35 Jahren.

Aber eines ist sicher: Er kannte nicht das Gefuhl, an irgendeinem Ort anzukommen und fetszustellen, dass alles so ist, wie im "Loose" beschrieben.
Er war sozusagen der erste europaische "Loose", der in den vornehmen Salons von Paris diskutiert wurde. Und die Neugier fur dieses fremde Gebiet dort hinter Indien weckte und die Reiselust weiterer Entdecker wie Garnier und Pavie.
Und trotz des fruhen Todes - irgendwie beneiden wir ihn, den heimlichen Vorreiter des sudostasiatischen Pauschaltourismus. Armer Henri, was hast du bloss angerichtet!?
Wir mussen weiter zum Elefantendorf Ban Xieng Lom. Das Fahren auf der lehmigen Spur ist beschwerlich und irgendwann fangt es auch noch zu regnen an. Wir stellen uns an einer Baugrube unter. Nach dem Regen ist der Fahrweg glitschig und aufgeweicht und wir mussen oft absteigen und schieben. Ein Mopedfahrer weist uns auf die Frage nach Ban Xieng Lom die Richtung. Aber nach einer halben Stunde ist immer noch nichts zu sehen. Zwei Madchen am Strassenrand mit Holzkorben auf dem Rucken zeigen diesmal in die andere Richtung. Irritation. Was tun? Insgesamt sind schon 3 Stunden vergangen und noch immer kein Elefantendorf in Sicht. Wir kehren um und sehen auf dem Ruckweg weder ein Schild zum Elefantencamp noch zum Grab.

Ersatzweise sehen wir uns noch ein kleines Waldkloster an, Santi Chedi auf einer kleinen Anhohe, mit etwa funfzig kleinen Steinhausern fur die Monche mit den kolossalen Ausmassen von 1,50 auf 2 Meter. Der Zahn der Zeit und der Tropenschimmel haben zudem ganze Arbeit geleistet. Es ist ein steiniger Weg ins buddhistische Paradies.
Als wir die Stadtgrenze erreichen, nimmt der Mopedverkehr wieder zu. Manchmal sitzen ganze Familien dichtgedrängt auf der schmalen Sitzbank eines Mopeds: Der Vater fährt, vor ihm auf dem Tank seine beiden Kinder, die Hände auf die Lenkgabel gestützt, zwischen die Eltern gequetscht ein 2jähriges Mädchen, die Frau im Damensitz dahinter mit dem Baby auf dem Schoß und 2 gebundenen Hühnern in Händen. Rasant werden Kurven, Schlaglöcher und bedauernswerte Fußgänger umfahren.
04.02.2013 Vang Vieng

An der Strasse passiert man immer wieder einfache Stelzendorfer und Bambushutten,

auf Lehmboden gebaut, sieht Frauen und Kinder, wie sie am Strassenrand Holzbundel in gebuckter Haltung auf dem Rucken den Berg hochschleppen. Im Sekundenabstand rauschen Fotomotive am Bus vorbei, der in Schlangenlinien Schlaglocher und demolierten Asphalt ausweichen muss, manchmal auch durch ein tiefes und zu grosses Loch im Boden im Schritt durchfahren muss.


In den terrassierten Reisfeldern am Fluss werden jetzt nach der letzten Reisernte Gemuse und Salate angebaut. Viele Kuhherden mit indischem Gleichmut versperren die Strasse und je naher man Vang Vieng kommt, nehmen die Pulks radelnder Schuler mit Sonnenschirmen ausgestattet.

SAMSUNG (ANDROID) ALLE BILDER AUF EINEN STICK SPEICHERN. MIT WINDOWS ABER KANN MAN SIE NICHT AUF DEM PC SEHEN, NUR AUF DER KAMERA. WEDER MIT USB, NOCH MIT KARTENLESEGERAT. ES ERSCHEINT NUR DIE MELDUNG “LOSTFOLDER.DIR” WAS TUN?
06.02.2013 - Vientiane
Heute nun ist wieder ein richtig heisser Tag, geeignet fur ein nettes Schweisstuch, gell Horst. Hatten wir naturlich vergessen.
Mit dem Mountainbike durch aufregende Felslandschaft, entlang des kleinen Flusschens Nam Xong. An ihm wurden noch im letzten Jahr alkoholschwere Partys gefeiert. Teilweise auf ihm im Tubing-Schlauch, bekifft und jenseitig (heute trinkt man Cola und Red Bull und hat vielleicht 3 Bierdosen im Plastikbeutel), oder wurden die halbnackten jungen Korper zur lauten Rockmusik ins seichte Wasser geschleudert. Welcher Spass!

Die Ruhe war dahin und wir weg.
Der Ort selbst wirkt durch die wenigen Besucher wie eine verlassene Goldgraberstadt. Zu grosse Restaurants und Bars, in denen die Besitzer im Schaukelstuhl dosend auf Gaste warten. Besonders befriedigend die ode Leere in jenen Abhang-Lounges, in denen die Jugend der Welt am Abend, ausgelaugt vom taglichen Partystress auf Matratzen relaxte und versuchte, den amerikanischen Lach-Soaps auf den Riesenbildschirmen hinterher zu lachen. Heute verhallt das Lachen in den grossen Raumen und weht durch die Strassen wie ein Relikt aus fernen Zeiten. Sehr wohltuend.

Vang Viengs Karstlandschaft ist mit sehr vielen Hohlen gesegnet, die teilweise durchschwommen oder –watet werden mussen. Da wir keine grossen Hohlenliebhaber sind, schenken wir uns die Touren und geniessen die abwechslungsreiche Gegend um die Felsen und suchen die Nahe des Flusses. In der Organic-Farm am Fluss nehmen wir einen Maulbeer Shake und eine Platte mit mariniertem Ziegenkase und warmem Baguette. Alles aus eigener Herstellung und wirklich sehr lecker.


Graham Greene stellte zu Vientiane 1954 fest:”zwei Strassen, ein europaisches Restaurant, ein Club und der ubliche schmuddelige Markt” – das sei alles, was die laotische Hauptstadt zu bieten habe. Es sei ein langweiliger Ort, “ein Jahrhundert von Saigon entfernt”.
Greene hatte sicher hohe Anspruche, wohnte und dinnierte wohl in den besseren Orten der Welt, denn ganz so dramatisch ist die Sache nicht.
Kriegern, Journaille, die sich nachts in verschiedenen Etablissements vergnugten. Diese Phase endete im Fruhjahr 1975, als die Pathet Lao Fuhrer die Macht ubernahmen und Vientiane zur Hauptstadt der Laotischen Demokratischen Volksrepublik machten.

die seinen Charakter und sein romantisches Outfit zu seinen ungunsten „modernisierte“ und der ubrigen Glitzerwelt anpasste.
Wolkenkratzer gibt es hier nicht, abgesehen von dem 14stockigen “Don Chan Palace Hotel” von malaiischen Investoren. Die Stadt war vor 4 Jahren noch ruhig und beschaulich, was uns sehr

entgegen kam. Man konnte den Sonnenuntergang in lauschigen Bambusrestaurants am Mekong bei einem kuhlen Getrank bewundern. Es gibt noch heute einige sehr schone altere Tempel,

fruher Oasen der Stille alle, in denen die Monche im Schatten von Palmen im Garten arbeiteten und auf der Wascheleine orangene Leinen im Wind wehten. Heute sind die Wats mit Nobelkarossen vollgeparkt,

Die Geschichte des Landes ist sehr wechselhaft. Viele Jahre entwickelte sich das Leben hier in der Isolation. Aber wie uberall in Sudostasien beginnt der Unabhängigkeitskampf um Laos mit der erneuten Machtübernahme durch die Franzosen nach dem 2. Weltkrieg, da in den Wäldern des Nordosten eine Organisation, die Pathet Lao, aufgebaut wird. Mit der Niederlage der Franzosen in Dien Bien Phu wurde Laos 1954 bei der Genfer Konferenz die Unabhängigkeit zugestanden.
Seither versuchten die USA mit Hilfe der CIA verschiedene US-freundliche Regierungen zu installieren und zu unterstützen und die Versuche des Pathet Lao, unter dem Prinzen Souvanna Phouma unter allen Umständen zu verhindern, eine linke Mehrheitsregierung einzusetzen. In mehreren geheimen Militäraktionen wurde dieses Ziel umgesetzt. Aber 1964 half offensichtlich nur noch die offene Konfrontation. Die USA begannen mit der Bombardierung und Laos wurde in den Strudel des Vietnamkriegs hineingezogen. Mehr als 2 Mio Tonnen Sprengstoff, 200 000 Tote und ein schweres Trauma sind das Ergebnis eines „Geheimen Krieges“, den die USA erst später zugaben.
Neben Flächenbombardements kämpften 12 000 Amerikaner und 17 000 Südvietnamesen auf laotischem Boden, um Nachschub auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad zu verhindern. Von einem von der CIA geheim aufgebauten US-Luftwaffenstützpunkt im Dschungel des Nordostens von Laos flog die US Luftwaffe Angriffe auf nordvietnamesische Städte. Mit Ende des Vietnamkrieges zogen 1975 die Pathet Lao in der Hauptstadt
ein und proklamierten die „Laotische Demokratische Volksrepublik“ mit Prinz Souphanouvong als Präsidenten. Es folgten Kollektivierung der Landwirtschaft und Verstaatlichung privaten Besitzes.
Eine Opposition hat sich nie herausgebildet, obwohl es zwischen 1999-2004 Demonstrationen und auch Bombenanschläge gab.

Fur den Besucher des Landes ist kaum ein Unterschied zu Thailand zu erkennen. Im ganzen Land ist Privatbesitz langst wieder eingefuhrt, und die kleinen Geschaftsleute, wie Besitzer von Gastehausern, kleinen Laden oder Restaurants mussen sich auch nicht mehr staatliche Kontrolle gefallen lassen als anderswo. Der tiefgreifende Unterschied ist bestenfalls der, dass die Laoten schneller und mit weniger zufrieden gestellt sind und keinen besonderen Ehrgeiz an den Tag legen, schnell zu Wohlstand zu gelangen. Dennoch wundert man sich, welch teure Karossen oder noble Villen sich hier einige Leute leisten konnen.
Mit dem langjahrigen italienische Spiegelkorrespondent von Asien wundern auch wir uns uber diesen von den Laoten selbst arrangierten "Selbstmord".
10.02.2013 (Letzer Tag von Chinesisch Neujahr) - Savannahkhet (Zentrallaos)
Kann man es sich vorstellen: Sehr viel Sonntag in einer ansonsten schon sehr beschaulichen Stadt, in der neben Laoten, sehr viele Chinesen und Vietnamesen leben.

Man denkt unwillkurlich an Degenhardts "Sonntag in der kleinen Stadt". Schachbrettartige anglegte Strassenzuge leer, die Gehwege noch hochgeklappt, Hunde schlafen auf dem warmen Asphalt der Strassen, die Geschafte nur seeeehr vereinzelt offen, oft sitzen Gruppen davor am Tisch und essen. Der letzte Tag von Chinesisch Neujahr, morgen beginnt das neue "Jahr der Schlange". Hier sind wir gelandet nach einer unaufhorlichen Busfahrt bis in die Dunkelheit hinein. Ein Zimmer zu finden, war nicht ganz so einfach. Die Sauberkeit ist hier offensichtlich kein Hauptwort, also liegt man etwas steifer im Bett als sonst.
Aber immerhin: Der Mekong ist hier wieder ungezahmt, die Ufer wieder mit Gemusegartchen bewachsen, der Mull wieder gerecht in der Landschaft verteilt. Kein bisschen Begradigung, kein bisschen Beton.
Aber langsam, noch einiges von den letzten Tagen in der Hauptstadt Vientiane:
Was sich bisher im Norden von Laos angedeutet hat, durch die geographische Nahe auch unmittelbar einleuchtend war, wird in der Hauptstadt zur Gewissheit:
Die Volksrepublik Laos wird vom nordlichen "Grossen Bruder" dominiert und in vielerlei Hinsicht immer abhangiger. Nicht nur jetzt zu den Tagen von Chinesisch Neujahr ist diese Dominanz der Farbe Rot, der chinesischen Lampions und Schriftzeichen an allen Ecken und Enden sichtbar. Auch bei der Modernisierung der Stadt wird dies sehr deutlich. Wie einst nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland die amerikanischen Flaggen, flattern an der neuen und kalten Uferpromenade und sonstwo die laotische Fahne eintrachtig neben der chinesischen im Wind. Geruchten zufolge hat die Regierung mit China einen Handel geschlossen, um die ehrgeizigen Modernisierungsprojekte in den nachsten Jahren umsetzen zu konnen: Im Austausch fur den Bau des neuen Nationalstadions soll eine Flache von 2,2, qkm einem chinesischen Joint Venture zur Verfugung gestellt worden sein. Obwohl von Regierungsseite dementiert, soll dort eine chinesische Satellitenstadt fur zehntausende chinesische Arbeiter und ihre Familien gebaut werden. Und nicht nur weil schon eine Menge Chinesen - nicht nur wie uberall auf der Welt in "Chinatown" - in der Stadt leben, sondern auch, weil unter den reichsten Familien der Stadt uberdurchschnittlich viele Chinesen sind, geht vielen Laoten diese "Blutsbruderschaft" zu weit. Und in diesem Problem konnte auch der Kern einer ersten Protestbewegung in den Mekongstadten - nicht auf dem Land - schlummern.
Wie sich Vientiane in den letzten Jahren verandert hat, ist schon sehr dramatisch. Die idyllische Kleinstadtatmosphare ist verschwunden, die Strassen haben jetzt Verkehr, kennen sogar Staus und sind vollgestopft mit glanzenden und teuren Karossen (wir haben schon einen feuerroten Lamborghini und einen Ferrari am Strassenrand gesichtet), der Larm, die Hektik und die Abgase haben die ehemalige Beschaulichkeit aus dem Zentrum verbannt. Selbst in den fruher stillen Oasen der Tempel lauert die Gefahr eines Auffahrunfalls. Der Mekong, die Uferboschung und die -promenade wurden mit viel Beton "verschonert". Allein der Sonnenuntergang konnte von den Planern noch nicht modernisiert werden und leuchtet noch blutrot nach uraltem Muster uber dem leidenden, seichten Strom (dessen Wasserstand von sieben Dammen in China ruiniert wird) und lasst den kalten Beton allabendlich goldenen erglanzen.
Und so ist der Tag nicht mehr fern, an dem aus dem verschlafenen und sympathischen Nest eine ganz normale asiatische Megacity geworden ist mit KFC- und Mc Donalds-Filialen, Fa Gnum Malls und Lao Plazas. Vorreiter dieser Entwicklung sind die vielen japanischen, koreanischen und chinesischen Touristen, die mit Atemschutz oder ganzen Gesichtsmasken durch die Stadte eilen - und die diese eigenartigerweise selbst beim Kajakfahren in der sauberen Luft von Vang Vieng nicht ablegen. Dass sich das Land wohl entwickeln sollte, klar, belegen diese Zahlen. Aber warum denn nur die Stadte?
Laos gehort zu den armsten Landern der Welt (Rang 133 von 182 Landern im Entwicklungsbericht der UN), hat ein durchschnittliches, jahrliches Pro-Kopf-Einkommen von 740 USD, 7 von 100 Kindern sterben infolge von Unterernahrung unter 5 Jahren. Dennoch sind 40 % der Laoten unter 15 Jahren und die Lebenerwartung liegt bei 65 Jahren. Und jetzt: 80 % der Bevolkerung lebt von der unproduktiven Landwirtschaft und davon ahben nur 53 % Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auf einer Flache von 236 800 qkm (etwa 2/3 der BRD) leben nur 6,5 Millionen Mnschen. Kein anderes Land Sudostasiens ist so dunn besiedelt. Und noch: Wahrend des "Geheimen Krieges" in Laos warfen die amerikanischen Bomber mehr Bomben uber dem Land ab, als im ganzen 2. Weltkrieg uber Europa.
Auf dem Markt kauften wir Karotten und Obst und spater liess ich mir auch ein Prachtexemplar einer Ananas fur 3000 Kip (etwa 30 Cent) schalen. Kunstvoll schnitt der Verkaufer direkt am Stand mit viel Geduld und Sorgfalt die holzigen Augen heraus, sodass eine Art Ananasschnecke ubrigblieb, die er in handliche Stucke aufteilte. Diese wurden auf einen Holzstab gespiesst, in eine Plastiktute gesteckt - und dann begann der Genuss!
Das Nationalheiligtum der Laoten, das That Luang, im Nordosten Vientianes wurde ebnefalls enorm verandert. Vor und neben dem Tempelbereich entstanden riesige Platze fur Millionen Menschen. Aber weder dort noch bei den Tempeln traf man Einheimische, Glaubige, abgesehen von Ticket- und Eisverkaufern. Im Gegensatz zum Simeuang Tempel, den wir tags zuvor besucht hatten und in dem viele Glaubige beten, sich den Segen der Monche holen oder das Gluck mit kleinen Gaben abonnieren. Hier liess sich die religiose Hingabe oder der Volksglaube noch besser erleben. Und Ahnliches sahen wir auch noch vor vier Jahren am That Luang. Ist das Nationalheiligtum etwa zum Museum fur Touristen verkommen?
Auf dem Ruckweg in die Stadt passierte ich auf der Lane Xang Avenue ein grosses grellweisses Gebaude - wahrscheinlich der Palast des Zentralkomitees der Partei. Am grossen Eingangstor mit Gendarmenhauschen bremste ich das Rad ab und warf einen interessierten Blick auf das Areal. Diese Neugierde rief einen stramm Uniformierten auf den Plan, der mir mit einem herrischen Wink unmissverstandlich zu verstehen gab, ich solle augenblicklich verschwinden oder mich in Luft auflosen. Nach meinem gestikulierten Einwand, ich wolle nur schauen, wiederholte er die Drohgebarde.
Warum bloss verzichten Menschen in Uniform gerne auf die einfachsten Hoflichkeitsformen und lassen jede Menschenfreundlichkeit vermissen?
Wir haben uns im Nationalmuseum die schwierige Geschichte des Landes angeschaut. Vor allem die Kolonialzeit der Franzosen, der Indochinakrieg und die Zeit von 1954 (Laos und Vietnam wurde bei der Genfer Konferenz die Unabhangigkeit zugestanden) bis zur Machterfgreifung 1975 durch den Pathet Lao war hochinteressant. Die Verwicklungen der US-Geheimdienste und die Dimensionen des "Geheimen Krieges" wurden auf den Bildunterschriften selbstverstandlich aus der Sicht der Revolutionare kommentiert. Und ein Bombenteppich, auf Laos niedergegangen, wurde naturlich entsprechend als imperialistische Attacke bezeichnet, was u.a. unseren Reisefuhrer zu der Einschatzung hinreissen liess, die Bildunterschriften seien in dieser Epoche doch arg propagandistisch angehaucht. Wie bitte!?
Im "immigration office" von Vientiane wollten wir am Donnerstag unser Laos-Visum um 5-6 Tage verlangern lassen, das es am 20.2. ablauft und wir noch einige Tage mehr im Land bleiben wollen. Am Schalter 2 des Buros verwies man uns freundlich an Schalter 7, der im Moment aber verwaist war. Wir standen einige Minuten dumm herum, ehe uns eine junge Dame, die schon eine ganze Weile neben uns sass und sich unterhielt, uns eroffnete, wir konnten eine Verlangerung erst am Montag bekommen. Der Boss ware erst dann wieder im Buro. Auf unsere Frage, ob nicht sie uns den Stempel geben konnte, lachelte sie laotisch und unsicher.
Gestern fuhren wir einen ganzen Tag mit dem Bus am Mekong und in seiner Nahe Richtung Suden. Die Strassendorfer machten einen armlicheren Eindruck als bisher gesehen und auf den abgeernteten Reisfeldern brannten die Feuer den ganzen Tag. Von der asphaltierten Piste gingen rechts und links die staubig roten Lehmstrassen ab, die Hauser, Baume und Straucher in rostiges Rot farbten.
Die Stadt Savannahkhet ist ein regionaler Knotenpunkt fur die Ost-West-Route von Thailand nach Vietnam. Wohlgemerkt fur den Handel, Touristen sieht man kaum. Es gibt hier ein kleines Kolonialviertel mit heruntergekommenen, haufig verwahrlosten Gebauden der einstigen franzosischen Kolonialherren. Es gibt eigentlich kaum etwas zu sehen, aber wir bleiben in der Stadt, da wir morgen das Visum verlangern wollen und eine Radtour und Ausflug in nahe Nationalparks der Umgebung planen. Aber, wie gesagt. heute feiert und ruht sich die Stadt aus.
11.02.2013 - Savannakhet
Die Stadt hier ist verschlossen und wehrt sich storrisch wie ein Esel gegen die Fragen von Touristen. Ein Franzose, des englischen nicht so kundig, sucht in der Stadt der 100 000 Einwohner verzweifelt eine Moglichkeit, nach Frankreich zu telefonieren. Er erntet nur Achselzucken und verstandnisloses Grinsen.
Gestern Abend im Restaurant sassen wir lange, sehr lange, ohne beachtet zu werden. Keine Chance, die Bestellung aufzugeben – lange Zeit.
Man kann nun ratseln, ob es an einer Art der Fremdenfeindlichkeit liegen konnte (was fur die Laoten einfach undenkbar ist) oder nur an der Sprachlosigkeit und der Angst, moglicherweise agesprochen zu werden – auf englisch. In diesem Falle reagieren die Menschen hier meist mit einer Art Schockzustand. Sie stehen still wie ein Tier, das eigentlich fluchten will, aber gelahmt auf der Stelle verharren muss. Und viele verstehen nicht die einfachste Zeichensprache. So muss die Suche nach etwas oft ergebnislos abgebrochen werden. Auf die Dauer ein bedauernswerter Zustand.Und weil die Stadt und die Umgebung nicht gerade atemberaubend sind, sondern schlicht langweilig und geradlinig, flach und sprode, der Mekong hier den Charme eines Abwasserkanals verstromt, macht sich der Wunsch nach Weiterreise breitDer erste Hanger der Reise.
Man brauchte jetzt dringend ein Highlight. Vielleicht in Pakxe, 260 km weiter im Suden. Morgen fahren wir mit dem Bus dorthin.
12.02.2013 - Pakxe
Und Pakse halt, was es uns versprochen hat.
Die Stadt ist mit etwa 100 000 Einwohnern die Provinzhauptstadt der Provinz Champasak und gibt sich deutlich weltoffener als die Mekongstadte von Zentrallaos. Sie liegt am Zusammenfluss des Xe Don und des Mekong und auch hier leben neben den Lao viele Chinesen und Vietnamesen und viele altere Leute sprechen noch franzosisch.

Die Fahrt hierher war bemerkenswert und im Nachhinein betrachtet, wirklich lustig, wahrend die paar Auslander wahrend der Ausdauerfahrt eher gestohnt haben. Allein schon, wie das viele Gepack am Morgen auf das Dach des klaglosen Busses geturmt wurde (Schade, dass wir kein Photo hochladen konnen). Neben riesigen Taschen und Sacken, Koffern und Rucksacken wurden auch Motorrader, eines sogar mit Transportbeiwagen, Kuhlschranke und sonstiges Mobiliar auf das Dach hochgezogen und vertaut. Zu Beginn der Fahrt hatte noch jeder seinen zugewiesenen Platz und man stellte sich schon irrtumlicherweise auf eine bequeme Reise von 4-5 Stunden ein. Aber schon nach dem 3. oder 4. Halt allein in Savannakhet waren alle Platze und der Gang dazwischen total uberfullt. Mit Menschen und diversem Gepack. Unter und neben den Sitzen die Taschen und Kartons, die Sacke und Kleingerate wie Ventilatoren oder Grills. Alle paar Minuten hielt der Bus an und neues Gepack und neue Leute wurden "verstaut". Der Bus achzte jetzt in den Kurven bedenklich. Er war aber noch lang nicht voll. Es fehlt einem Reisenden aus dem Westen jegliche Phantasie, wie viel Gerat und Mensch in einen vollen Bus hineinpasst. An jedem Stopp kamen mehr dazu. Sie standen irgendwo dazwischen, hockten auf Sacken oder Hockern oder auf Hockenden im Gang, Spater, wenn die Sitzplatzbesitzer Mitleid bekamen, sassen 3 oder 4 auf den beiden Sitzen. Und jetzt, muss man sich vorstellen, drangten an den verschiedenen Halts Marktfrauen mit triefenden und beinahe verkohlten Huhner- oder Leberspiessen, offenen Wachteleiern in Tuten, Getranken oder praparierten Mangostucken durch die Menschenmauern und schrieen und priesen eine lauter als die andere ihre Leckereien an. Das war nun absurdes Theater, denn niemand war so richtig in der Lage, Geld aus der Hosentasche zu ziehen, geschweige denn einen solchen Holzspiess zu greifen. Vollig geradert und zerquetscht, mein Knie fuhlte sich an, als ware das Titangelenk in die Wade gerutscht, kletterten wir nach 7 Stunden Dauerunterhaltung aus dem Bus.
Der erste Eindruck in der Stadt: Superinder mit Butter Naanbrot und wurzigem Chicken Tikka Masala und nette Garkuchen am Ufer des Mekong, wobei wir in der Dunkelheit noch die Hoffnung auf seine Flussidylle hatten.
Bei Tag besehen fliesst nun ein ganz und gar unromantischer Fluss breit und behabig durch eine flache und unaufgeraumte Landschaft. Am Ufer lagert zwischen den Garkuchen Bauschutt und stinkender Mull. Nicht einmal ein kleiner Gedanke an Idylle drangte sich auf. Dennoch, die Stadt stellt sich uns nicht in den Weg, sondern macht uns Appetit auf die vielen machbaren Ausfluge in die Region.
Ubrigens: Auch hier auf der Polizeistation hat der Boss merkwurdigerweise ein den schnellen Stempel verhinderndes Meeting (wahrscheinlich das Zauberwort fur Bakschisch, das wir aber auch hier nicht verstehen wollen), aber wir werden die verlangerten Visa noch in diesen Tagen abholen konnen. Spatestens am Freitag.
16.02.2013 - Pakxe
Unsere Tage in Pakxe sind gezahlt. Gestern erhielten wir die Visaverlangerung bis 25.02., die wir noch in Laos bleiben konnen. Morgen fahren wir auf eine Insel im Mekong. Mal sehen wie es uns gefallt.
Pakxe hat uns nicht enttauscht. Die Stadt liegt nett am Zusammenfluss von Xe Don und Mekong, hat 100 000 Einwohner und die Umgebung bietet deutlich mehr als bei den anderen Mekongstadten seit Vientiane.
Ostlich von Pakxe in Richtung Vietnam beginnt die aphaltierte Strasse 23 ihren gemachlichen und unmerklichen Anstieg auf 1200 m Hohe, hoch zum Bolaven-Plateau. Dieses ist bekannt fur sein mildes Klime, seine Mon-Khmer-Volker und die vielen Kaffeeplantagen. Es bietet ideale Bedingungen fur Obst, Gemuse und Gewurze wie Zimt, Tee, Kardamom, Pfeffer und Durian.
Auf einer interessanten und eigentlich auch gemutlichen Tagestour in kleiner internationaler Gruppe (Deutsche, Hollander, Franzosen und Malaien) besuchten wir sowohl eine Tee- als auch eine Kaffeeplantage,

konnten die Produktionsetappen und beim Kaffe verschiedene Rostverfahren kennenlernen. Auf der Strecke nach Pakxong sah man auch weisse Bohnen beiderseits der Starsse zum Trocknen ausliegen.
In der Nahe des Tad Fane Resorts sturzt der Fluss Houay Bangliang uber eine steile Klippe 150 m in die Tiefe und bildet einen Zwillingswasserfall, der sehr beeindruckend ist.
Beim Besuch eines animistischen Alak-Dorfes konnte man inmitten einer roten Staubwuste

der armlichen Lebensweise dieser Menschen kurze Zeit nahe sein.

Noch armer sind die Bewohner eines Katu-Dorfes, das wir nach dem Mittagessen in der Bolaven-Hauptstadt besuchten.

Unter jedem Stelzen-Langhaus lagen Sarge aus Holz und Zement, in denen die Toten der Familie "gelagert" werden. Am spaten Nachmittag konnten wir uns in den Becken des Wasserfalls Tad Lo erfrischen

und etwas spater das gigantisch uber Felsen absturzende Phaxuam Cliff bewundern. Auf dem Weg dorthin musste eine Bambushangebrucke uberquert werden,

die Edith wie auf Zehenspitzen gehend meisterte.

Heute fruh fuhren wir nahe des Dorfes Champasak (fruher einmal eine alte Konigstadt, heute sind noch einige Kolonialhauser aus Holz in weitlaufigen Garten zu sehen) zu den legendaren Ruinen des alten Khmer-Tempels Wat Phou.

Sie gehoren zu den stimmungsvollsten Heiligtumern der Khmer ausserhalb Kambodschas und stammen vermutlich aus dem 6. Jahrhundert. In der Blutezeit des Khmer-Reiches war Wat Phou mit Angkor uber eine Strasse verbunden. Leider kamen wir mehr als eine Woche zu fruh dorthin, sonst hatten wir am Vollmondtag und davor (20.-25.2.) das Makha-Bousa-Fest erleben konnen. Dabei feiern tausende Glaubige 4 Tage lang eines der grossten Feste in ganz Laos.
Aber auch so lohnt sich der Besuch des ursprunglich den hinduistischen Gottern geweihten Bergtempel in symboltrachtiger Landschaft. Die Tempelanlage ist in 3 Terrassen an den Hang des "Lingaparvata" (Berg des Lingam) gebaut, wobei ein 250 m langer Prozessionsweg von Ost nach West ausgerichtet an Barays und kleinen Palasten vorbeifuhrt und uber die steilen Treppen hoch zum an die Felsen gebauten Heiligtums fuhrt. Ein majestatisch gelegenes Tempelareal, das sich wie selbstverstandlich in die Umgebung einfugt und ein wahrer Ort der Kontemplation und Gotterverehrung ist.

Mit jeder Terrasse offnet sich ein besserer Blick auf die darunter liegende Ebene mit dem Mekong als hellem Band am Horizont. Ganz oben am Heiligtum mit der Quelle des heiligen Wassers wird der mystische und kultische Charakter des Tempels offensichtlich und die Stille und erstaunliche Ruhe trotz einiger Besucher tragt ihren Teil zum fast religiosen Genuss bei. Ebenso wie der Duft der alten und knorrigen Frangipanibaume, die beiderseits die ubersteilen

Treppen uberdachen. Da es ursprunglich ein Hindutempel war mit Brahma-, Vishnu- und Shivafiguren im Heiligtum,

fuhrte von der Quelle oberhalb des Heiligtums im Fels eine Leitung das Wasser hinab, damit es nach hinduistischem Brauch die Gotter reinigte.
Fast drei Stunden blieben wir im Bergtempel, bevor wir am Mekong eine Kleinigkeit assen.
Danach setzten wir mit der Fahre uber den Mekong

und fuhren weiter in das Lao-Loum-Dorf Ban Kiat Ngong im Xe Pian Nationalpark, das fur seine Arbeitselefanten bekannt ist. Leider haben wir davon gar nichts sehen konnen, der Elefant arbeitete sich nur an unserem Gewicht ab,

da wir einen schaukelnden Ausritt gebucht hatten (was wir spater wieder bereuten). Der Ritt brachte uns durch einen dichten Wald auf einen Sandsteinhugel mit geschichteten Stelen,

an dessen Spitze die mystische Ruine des Phou Asa liegt - mit herrlicher Sicht auf Urwald und dichte Waldlandschaft der Mekongebene.

Vor etwa 140 Jahren machte sich nach Henri Mouhots Tagebucher eine franzosische Expedition unter Leitung von Garnier auf, den Wasserweg von Vietnam nach China zu erkunden. An den unbefahrbaren Wasserfallen von Somphamit und Khon Phabeng platzten die Traume.
Diese Wasserfalle, knappe 160 km sudlich von Pakxe, bilden die Sudgrenze eines einzigartigen Feuchtgebietes, das von den Laoten "Si Phan Don" - Viertausend Inseln - genannt wird. Auf einer Lange von 50 km und einer Breite von etwa 15 km (!) gliedert sich der Mekong hier in etliche Arme und Kanale und gibt - je nach Wasserstand - tausende Inseln frei. Auf einer Insel, entweder Don Det oder Don Khone wollen wir einige Tage die Seele baumeln lassen, Geburtstag feiern und Laos nach 5 Wochen Ade sagen, bevor wir nach Kambodscha weiterreisen.

24.02.2013 - Kratie (Kambodscha)
Letzte Woche ging es weiter nach Suden: die letzte Station in Laos ist Si Phan Don, nahe der Grenze zu Kambodscha.
Vom Pier beim Dorf Nakasang begann wieder eine der fur Laos so typischen Bootsfahrten hinuber zu den Inseln. Beim Einsteigen ins Boot, balancierend auf einem dunnen und schwankenden Brettchen, den schweren Koffer auf dem Rucken, den Rucksack in der Hand, lauft man unentwegt Gefahr,samt Gepack ins seichte Wasser zu fallen. Welch Anblick, welche Schmach!
Ist man dann auf dem Boot, stosst man ganz sicher den Kopf ans viel zu niedere Bootsdach und wenn man sich auf das Zwergenbrettchen setzen will,von dem man ganz sicher nie wieder aufstehen kann, landet man ganz gewiss in einer kleinen Pfutze. Das Boot leckt, garantiert, und am Boden steht das Wasser. Man tragt all dies mit Fassung, will am Ziel wieder aufzustehen und , welch Wunder,man schafft es, stemmt sich in die Hohe,schlagt sich den Kopf am viel zu niederen Dach an, steigt aus dem Boot, steht bis zu den Waden im Wasser,rettet gerade noch den Rucksack vor dem Ertrinken,hievt den Koffer aus dem Boot,erleidet dabei fast einen Herzinfarkt, krallt sich in den lehmigen Steilhang, rutscht,fallt beinahe rucklings neben das Boot ind Wasser,halt sich mit einer eleganten Ausgleichsbewegung aber doch, wuchtet den Koffer hoch auf den Weg, wischt sich den salzigen Schweiss aus den Augen, steht erschopft auf dem Schotterweg. Und holt tief Luft.
Wir stehen in Don Det auf der alten franzosischen Verladerampe,umzingelt von hunderten von jungen, kraftstrotzenden Backpackern aus aller Welt,die zielgerichtet mit ihren riesigen Rucksacken in die Fremde stapfen,mit kurzemHals und leicht gegen den Wind gebeugt. Du weisst, sie wollen dir das letzte Zimmmer vor der Nase wegschnappen. Du,eingeflustert von der Weisheit des Alters, hast bei der ersten Gelegenheit einen Fruchtshake bestellt,einen kraftigen Schluck genommen, dich auf ein gemietetse und quietschendes Fahrrad geschwungen - und den jungen Wilden hinterher. Und wersagt es denn,einen Bungalow erwischt,nach dem sich so mancher Frischling die Finger lecken wurde.
Am Nachmittag die Erkundungstour auf dem schmalen Lehmweg am Ufer von Don Det. Kokospalmen und Bambushutten,diemeisten verfallen,viele davon verlassen, einige uberraschend noch bewohnt, saumen das Ufer der Insel. Dertagliche Strom der Backpacker hat vor allem im Norden der Insel seine Spuren hinterlassen. Hier stehen die Gastehauser dicht an dicht,aus jeder grolt oder scheppert andere, aber vor allemlaute Musik. DerZusatz "Happy" meint keinen Zustand,sondern eine Zutat in den Speisen und Getranken und immer wieder soll es eine spontane Full-Moon-Party geben- auch bei Halbmond.
Dasheisst jetzt nicht, dasses unentspannt ware. Im Gegenteil. Aber die Einheimischen wohnen direkt daneben in ihren unaufgeraumten, chaotischen Teakhausern und Bambushutten.Und obwohl sie denLarmeigentlich lieben (er verjagt doch die Geister), sind die Partys lauter als ihnen lieb ist. Je weiter wir nach Suden radeln,desto mehr hort der Rummel auf, in einzelnen Regenbogenfahnen-Domizilen hangt die Zukunft dieserWeltin Hangematten und dost schon tagelang vor sich hin,wie die vielen Hundeim Ort es ihnen vormachen.
Irgendwann gibt es keine Hauser mehr,nur noch Idylle,die zeitweise von Wasserbuffeln versperrt

wird oder kleine Kinder rennen dir hinterher, erschrecken dichmit dem einzigen englischen Wort, das sie gelernt haben "Manni!"
Weiter durch abgeerntete Reisfelder, viele schwarz abgebrannt,vereinzelte Zuckerpalmen und Regenbaume und der Mekong kommt gemachlich und in der Trockenzeit blaugrun daher. Bis hinunter an die Eisenbahnbrucke,die die Franzosen damals fur eine Schmalspurbahn gebaut haben. Heute verbindet sie Don Det mit der ruhigen und grosseren Insel Don Khon. Am Ufer des kleinen Seitenkanals,der beide Inseln trennt,liegen einige chillige Anlagen,

zB. Mekong Dream, Reggae Bar, Sunset, Peace oder Love Bungalows mit jungen und ganz chilligen Gasten. An diesem zauberhaften Ort haben wir 7 Tage ganz happy verbracht.

Zu Ediths "Ehrentag" ( sie feierte ja zumletztenMal einen Geburtstag in den Funfzigern) haben wir die Unterkunft gewechselt. Das "Little Eden Gh & Restaurant" liegt amNordwestufer von Don Det, wird von einem jungen und geschaftstuchtigen Belgier und seiner laotischen Frau gefuhrt. ZumSonnenuntergang gibt es auf der ganzen Insel wohl kaum einen schoneren Platz als die Terrasse des Restaurants,

die Zimmer sind gross und komfortabel und das Bett und das Bad sehr edel gestylt. Insgesamt ein Niveau, das kaumauf die Insel der Bambushuttenpasst. Unser Budget lasst aber diese Sonderzahlung zu.
Si Phan Don ist eine einzigartige Wasserlandschaft des Mekong, in der uber 60000 Menschenleben. Fischist seit jeher das Hauptnahrungsmittelund es wird auch standig gefischt. Und fast jeder Bewohner hat Teil am Tourismus des Gegend. Dieses Flusserlebnis machen die Gegend zu einem der schonsten Reiseziele in Laos.

Von Don Det ist es nicht mehr weit zu den Stromschnellen und den Somphamit- und Khon-Phapheng-Wasserfallen. Zur Feier des Tages wollten wir eine gemutliche Radtour mit eingebautem Picknick dorthin unternehmen.

Die Sonne machte uns einen Strich durch die Rechnung. Am Morgen war noch alles gut. Der Weg zwar ein wenig staubig und uber manche Kiesstellen hoppelte man doch arg. Aber dafur war die Idylle pur. An den Somphamit-Wasserfallen donnern die Wasser des Mekong uber mehrere Felsstufen in ein Sammelbecken.

Es entfaltet sich eine imposante Gewalt der Natur, vor der man nur schweigend und fast ehrfurchtsvoll steht. Bei den Leuten hier heisst der wasserfall "Tad Liphi", was soviel wie "Geisterversteck" meint und das Verhaltnis der Laoten zur Natur ganz gut ausdruckt.
Am Wasserfall war es so heiss, dass wir danach unbedingt Schatten finde mussten. Den fanden wir in einer kleinen Hutte und dazu noch Nudelsuppe und Lemon Juice. Die Lebensgeister, die uns in der Hitze aus dem Leib gesogen worden waren, kehrten zuruck und entschieden sich allerdings gegen eine Weiterfahrt in der Knallhitze. Was uns ganz recht war.
Die Bewohner der Insel, wenn sie nicht gerade eine neue Anlage aus Stein gebaut haben, wohnen in total chaotischen und staubigen Stelzenhausern. Menschen, Huhner und Wasserbuffel fliehen tagsuber vor der Hitze. Die Buffel stehen bis zur Nasenspitze im Wasser,

die Huhner und Menschen liegen unter dem Haus im Schatten - und mittem im Mull.

Ist ein Haus erstmal gebaut, wird bis zum Zerfall nichts mehr daran gemacht.
Die Bretter eines alten Verschlages lagern alsounsortiert und wild neben alten, verrosteten Motorenteilen, nicht mehr zu gebrauchenden Wassertopfen, Sacken mit Reis - und daruber der Staub der Jahrhunderte.
Am Morgen wird zwar der Lehmboden gekehrt, als erste Tatigkeit des Tages. Aber das sonstige Chaos bleibt. In alle Ewigkeit. Das ist Laos, im Chaos.
Und die Menschen haben nicht die Energie, ein wenig Ordnung (Pfui, welch garstig deutsches Wort!) oder Gemutlichkeit ins Anwesen zu bringen. Nein, man sitzt irgendwo, oder liegt, gehtab und zu kurz einer Beschaftigung nach und sitzt dann mit Freunden und der Familie und palawert und isst und trinkt.
Dazu passt: Du kommst in ein laotisches Restaurant. Es ist leer. Im Hintergrund zitzt im Dunkel eine meist junge Person. Ihr habt Durst. Nichts geschieht. Naturlich bist du geduldig und drangelst nicht. Es kann auch sein, dass die Person im Hintergrund gerade mit einer anderen spricht. Irgendwann stellstdu fest, dass du immer noch nichts bestellt hast. Du machst Zeichen. Nichts ruhrt sich. Du gesht nach hinten und holst die Menukarte. Jetzt bist du registriert. Du blatterst sie von vorn bis hinten durch, obwohl du langst weisst, dass du gerne ein "Beerlao big" und 2 Glaser hattest. Irgendwann, kurz bevor du aufstehst um zu gehen (weiss der Teufel wie das funktioniert), schlendert der Junge zu dir und schaut dich an. Du sagst "nung Beerlaos, song..." und fornst mit der Hand ein Glas (was dir naturlich nicht gelingt) und zeigst auf 2 deiner Finger. Er schaut dich lange an. Du wiederholst das Theater, sagst jetzt aber, "won bir, tu glass". Der Gesichtsausdruck andert sich nicht. Du gehst jetzt zum Kuhlschrank, nimmst ein Bier heraus und spielst unubertroffen das Stuck mit dem Flaschenoffner. Er hat jetzt Gefallen an deiner Schauspielkunst gefunden und lachelt schon ein wenig. Als du aber wieder die Trinkgefasse formst, verfinstert sich sein Gesicht aufs Neue.
Ihr beschliesst also das Bier aus der Flasche zu trinken. Stopp. Stellt euch jetzt bitte vor, was passiert, wenn man zum Getrank noch Essen bestellt.
Man sagt nicht umsonst von den Menschen in Indochina:
"Die Vietnamesen bauen den Reis an. Die Kambodschaner schauen dem Reis zu wie er wachst und die Laoten liegen am Boden und horen den Reis wachsen."
Und Edith meint:" Die Laoten sind alle auf Droge." Amen.

Wir beschliessen nach 3 Tagen im "Little Eden" ein weiteres Mal auf der Insel umzuziehen. Von der noblen aber etwas unterkuhlten Anlage in einen Basic-Bungalow von "Mama Leuah's Gh".

In den frühen Stunden des Tages ist der Mekong noch streng verhüllt. Das Erwachen geschieht im Verborgenen. Erst allmählich und zögernd, löst sich der graue Schleier, verweht und der Mekong zeigt sich majestätisch ruhig fließend in seinem Bett, nach feuchtkühler Nacht wach geküsst von der aufsteigenden Sonne.
Wie oft schlittert man haarscharf am Kitsch vorbei – oder trifft ihn gar? Die Worte ausgeleiert und verbraucht? Jawohl, mag sein.
Und doch ist der Reisende aus dem industrialisierten, entmystifizierten und nüchternen Westen auf besondere Weise von solchen Bildern der reinen Zeitlosigkeit überwältigt und lässt sich einfach einfangen vom Zauber dieses Moments, in dem alles noch so wundersam unentschieden ist.
Eine Stunde später hat die Sonne Höhe und Kraft gewonnen, die dicht bewaldeten Ufer gegenüber zeigen langsam deutliche Konturen. Die Luftwurzeln der riesigen Bäume, die sich in den abschüssigen rötlichen Lehmboden krallen, ausgeschwemmt von den Hochwassern, ragen wie Skelette ausgestorbener Tiere auf. Hahnenschreie zerreißen die Stille, gefolgt von albernem Hühnergegacker. Von irgendwoher weht Hundegekläff, hysterisch und wichtigtuerisch.
Auf dem Uferweg rennt ein Mann in T-Shirt, kurzer Hose und mit schweißtriefender Stirn, auf der Flucht vor Übergewicht und Herzinfarkt, wahrscheinlich ein Westler, liiert womöglich mit einer gertenschlanken asiatischen Schönheit.
Die letzten Tage in Laos verbringen wir also mit viel Nichtstun in Hangematten und auf der Veranda mit jungen Deutschen, essen z.B. Buletten mit Kartoffelsalat und Senf. Das Essen ist super und die Familie des Berliner Lutz sehr freundlich. In den 3 Tagen haben wir kein Gericht gegessen, von dem wir nicht fasziniert waren.
Und an den Abenden gab es lange Gesprache bei Bier und Schnaps bis spat in die Nacht.
Der Tag verstreicht im Rhythmus, den der Fluss vorgibt und das Bild vor unserer Terrasse verandert sich nur in Nuancen.
Am Morgen treiben die Nebel uber die grunen Oleanderinseln, etwas spater verwirbelt der frische Morgenwind die schwere Luft der Tropennacht, die Sonne strahlt frisch und klar und grell auf das Land und wenn die Sonne schon mehr Kraft entwickelt, tauchen die Huhner in unser Blickfeld und die nackten, spielenden Kinder. Steht die Sonne hoch am Himmel und brennt heiss herab suchen die Wasserbuffel im Fluss nach Erfrischung
und am spaten Nachmittag wird es friedlich und still.
Der geteilte Mekong fliesst gemachlich, eine Staffel weisser Reiher rauscht knapp uber die Wasseroberflache und der Gecko ruft in der beginnenden Dammerung, die sich jetzt uber das Bild legt.
Laos ist immer noch das Land der Langsamkeit. Ein grundsatzlich anderes Lebenstempo, das dieses Land in unserer temporeichen Zeit fur viele so attraktiv macht.
Mit den Menschen hier kommt man zwar nicht so leicht in Kontakt. Sie sind hoflich und lachen schnell, aber bleiben ziemlich lange reserviert und lassen dich, den Fremden aus einer anderen Welt, die sie nicht verstehen, vollig in Ruhe.
Denn sie haben mit sich und ihrem Leben genug zu tun und Neugierde oder Wissensdurst ist den meisten fremd.
Das Vorwartskommen beim Reisen ist hier meist ein Geduldsspiel und lang nicht so einfach wie in Thailand. Aber man uberwindet die Entferungen mit einer gehorigen Portion Langmut un dem Spruch: Der Weg ist das Ziel.
25.02.2013 - Kratie
Wir sind in Kambodscha.
Zum Land haben wir ja schon eigene Erfahrungen gesammelt und unterwegs auch auch viel von anderen Reisenden gehort. "Genau wie Laos", sagen die einen, "einzigartig" die anderen und einige wenige "ein Mix aus Himmel und Holle".
Edith hatte vor 4 Jahren ein etwas ramponiertes Bild von Kambodscha mitgebracht, will dem Land aber auf dieser Reise eine 2. Chance geben.
Die Kriege fur die Unabhangigkeit und in den 60igern und 70igern wurde das Land in den Vietnamkrieg der Amerikaner hineingezogen. Es kam zu einem Burgerkrieg, in dem nordvietnamesische Truppen und kambodschanische Kommunisten gegen Soldaten der kambodschanischen Republik (von den USA ausgebildet und finanziert) sowie gegen sudvietnamesische und amerikanische Soldaten kampften. Der Krieg endete mit dem Sieg der Roten Khmer im Jahr 1975. In einer Mischung aus Sendungsbewusstsein und Grossenwahn evakuierten sie innerhalb weniger Tage die Stadte Kambodschas, um nach maoistischem Vorbild auf dem Land die kommunistische klassenlose Gesellschaft aufzubauen. Wahrend dieses Experimentes starben in Kambodscha mehr als 1/4 der Bevolkerung.
Gleichzeitig attackierten die Khmer rouge den Suden Vietnams, was zu einem massiven Vergeltungsschlag fuhrte, als der Bruderstaat 1979 Kambodscha besetzte und das Khmer-Regime beendete. Pol Pot und seine Armee zog sich in den Dschungel zuruck. Bis die Gruppe sich 1998 aufloste, blieb das Land in einem burgerkriegsahnlichen Zustand. Noch heute kommt es zu taglichen Minenopfern und das Land hat die grosste AIDS-Rate in ganz Asien (durch die 8jahrige Anwesenheit der UNTAC-Truppen, die vor allem in Phnom Penh einen Amusierboom auslosten und ihr den Ruf einer gesetzlosen und verruchten Stadt einbrachte).
Kein Wunder also, dass Kambodscha noch heute keinen guten Ruf hat und vielleicht wie Deutschland so bestandig auf die Vergangenheit reduziert wird.
Schadelhaufen, Foltergefangnisse, zerfetzte Minenopfer und dahinter noch das Lacheln der Khmer im Bayon - Tempel der antiken Ruinenstadt Angkor - das sind die Koordinaten des Kambodscha-Bildes.
Wir wollen auf dieser Reise auch die anderen Seiten sehen. Obwohl Kambodscha zu den armsten Landern Asiens gehort, sind die okonomischen Zuwachse hoher als in Laos und anderswo. Das hangt wohl damit zusammen, dass das Land mit seiner konstitutionellen Monarchie grundsatzlich attraktiver fur auslandische Investoren ist als Laos und Vietnam mit ihren "sozialistischen" Parteien.
Wie in Laos wohnen nur etwa 20 % der 6 Millionen Menschen in den Stadten, der Rest lebt von der Landwirtschaft (Verhaltnisse, die Deutschland wahrend des Mittelalters vor gut 600 Jahren hatte) und 40 % der Bevolkerung sind junger als 15 Jahre alt. Die Lebenserwartung liegt bei 60 Jahren und im Durchschnitt gibt es ein jahrliches Pro-Kopf-Einkommen von 640 USD. Interessant: Auf dem Korruptionsindex von Transparency International liegt das Land unter 180 Landern auf Rang 158.
Selbst an den Grenzen zahlt man hier zusatzlich zu den Visagebuhren noch eine Stempelgebuhr von 1-2 USD an die Beamten.
Der erste Eindruck von Kratie:
Die Frauen vor allem mussen sehr schlafrig sein, denn noch am spaten Nachmittag beim Einkauf huschen sie in Schlafanzugen uber den Markt.

Das Gegenteil ist der Fall: Dem Tempo hier ist ein einzelner Laote kaum gewachsen. Die Frauen rennen in ihren Stoffanzugen aus bunt bedruckter und leichter Baumwolle sehr lebendig durch die Strassen, alle sind hoflich, machen Spasse und sind lachbereit und das Wichtige: keiner will mit uns Geschafte machen. Der Gipfel des Unglaublichen - der erste Tuk-Tukfahrer fahrt uns

anstandslos ins gewunschte Hotel - ohne einen Riel zu verlangen. Es war nicht allzu weit.

Wir haben bei ihm gleich eine Tour zu den Delphinen bei Kampi fur den nachsten Tag gebucht.

Die Delphine waren zwar da, hin und wieder sah man eine Flosse

oder einen auftauchenden Rucken, aber so richtig gesehen haben wir sie eben nicht.

Dennoch war die Tour sehr entspannt, denn Ben brachte uns nach einem Meditationszentrum

mit schonem Blick auf den Mekong und der Bootsfahrt zu den unsichtbaren Tieren noch an einen sehr coolen Platz.

Mitten im uber Stromschnellen rauschenden Mekong wurden auf Stegen Bambushutten mit in langen Reihen fur mehrere tausend Menschen gebaut.

Dort lagern ganze Familien am Boden oder in Hangematten, haben Essen und Getranke mitgebracht und verbringen dort im und am Fluss die heissen Tage,

wohlgemerkt nicht nur die Wochenende. Eine sehr relaxte Sache.

Wir werden morgen noch auf einer kleinen Insel im Mekong eine Radtour machen, trotz der augenblicklichen Hitze, und erst am Mittwoch mit dem Minibus in einem Satz nach Siem Reap fahren. Dort wollen wir in diesen Tagen Horst & Gabi treffen. Wenn es klappt.
26.02.2013 - Kratie
In den frühen Stunden des Tages ist der Mekong noch streng verhüllt. Das Erwachen geschieht im Verborgenen. Erst allmählich und zögernd, löst sich der graue Schleier, verweht und der Mekong zeigt sich majestätisch ruhig fließend in seinem Bett, nach feuchtkühler Nacht wach geküsst von der aufsteigenden Sonne.
Wie oft schlittert man haarscharf am Kitsch vorbei – oder trifft ihn gar? Die Worte ausgeleiert und verbraucht? Jawohl, mag sein.
Und doch ist der Reisende aus dem industrialisierten, entmystifizierten und nüchternen Westen auf besondere Weise von solchen Bildern der reinen Zeitlosigkeit überwältigt und lässt sich einfach einfangen vom Zauber dieses Moments, in dem alles noch so wundersam unentschieden ist.
Vom nahen Wat tönen einige Glockenschläge, die den Tag in vertrauter Ordnung beginnen lassen. Einige Mönche lösen sich aus den Schatten der Klostermauer und in ihren wehenden Gewändern beginnen sie ihre Runde, die Almosenschalen vor die Brust gedrückt, von knienden Frauen und Mädchen entlang der Strassen längst erwartet.
Eine Stunde später hat die Sonne Höhe und Kraft gewonnen, es blitzen die glasierten Ziegel der Wats und die dicht bewaldeten Ufer gegenüber zeigen langsam deutliche Konturen. Die Luftwurzeln der riesigen Bäume, die sich in den abschüssigen rötlichen Lehmboden krallen, ausgeschwemmt von den Hochwassern, ragen wie Skelette ausgestorbener Tiere auf. Hahnenschreie zerreißen die Stille, gefolgt von albernem Hühnergegacker. Von irgendwoher weht Hundegekläff, hysterisch und wichtigtuerisch.
Auf dem gefliesten Uferweg rennt ein Mann in T-Shirt, kurzer Hose und mit schweißtriefender Stirn, auf der Flucht vor Übergewicht und Herzinfarkt, wahrscheinlich ein Westler, liiert womöglich mit einer gertenschlanken asiatischen Schönheit.
Das mit dem Elend auf Reisen ist echt doof. Die Armut um einen herum – von Zeit zu Zeit -, die Bettler mit den Beinstumpfen, die Kinder mit den grossen Augen, die alten Frauen mit den vielerlei Gebrechen – all das macht wirklich keine gute Laune.
Man sitzt vor dem schonsten Sonnenuntergang, isst gerade das exotischste Gericht dieses Planeten, sieht die Wasserlandschaft des Mekong im Morgennebel – und plotzlich steht ein Bettler vor dir und will Geld.
Viele der Lander, die billig durchreist werden konnen, sind bettelarm. Kinder ohne Eltern, Alte ohne Kinder, Frauen mit Kindern aber ohne Mann oder Manner ohne Fusse haben dort Riesenprobleme. Niemand bettelt freiwillig. Immer sind es die Umstande, die diese Menschen dazu treiben.
Die Angebettelten aus dem Norden oder Westen der Erdkugel – auch wenn sie subjektiv glauben, dass sie nicht reich sind – konnen sich einen Flug um die halbe Welt leisten, sie haben iPods, Laptops, Digitalkameras, oft teure Outdoorklamotten oder Offreys-Rucksacke. Sie schlafen in klimatisierten Raumen, essen in Restaurants, trinken Bier und haben irgendwo in der Welt jemanden, der im Notfall alles tun wurde, um sie aus dem letzten Winkel der Erde nach Hause zu holen.
Und diese Menschen denken ernsthaft daruber nach, einem Bettler einen halben Dollar zu geben?
Ja, weil die Sache nicht ganz so einfach ist.
Oft sind Bettler ja organisiert, Kinder, die zum Betteln geschickt werden, gehen nicht in die Schule, manche Bettler werden absichtlich verstummelt, um Mitleid zu erregen. Und uberhaupt, ist das Zurschaustellen von Elend das angemessene Mittel, um an Geld zu kommen?
Ware es nicht besser, Geld an Hilfsorganisationen zu spenden?
Aber: Jeder normale Mensch dreht doch irgendwann mal durch, wenn er Tag fur Tag traurige Kinderaugen, verstummelte Arme und krumme Rucken sieht. Um durch arme Lander reisen zu konnen, ohne standig angesichts des Leids auf dieser Erde in Tranen auszubrechen, braucht man dringend einen Schutzpanzer.
Das Elend gar nicht sehen, in die Ferne blickend daran vorbei zu schlendern, ist eine Moglichkeit, von vielen gewahlt.
Der Zynismus eine andere. Kommt ein zerlaustes indisches Kind und jammert: „Mama dead, Papa dead, brother dead, please give me five Rupees!“Sagt der Zyniker: „Oh sorry, but my mama dead, too.“ Und geht weiter.
Man konnte daruber lachen. Oder auch weinen. Beides ist moglich.
Besser vielleicht mit einer Tagesration an Almosen in der Tasche den Tag zu starten, zu geben an die sichtbar Elenden bis die Tasche leer ist.
Man wird sich wundern, wie oft sie nicht leer ist.
28.02.2013 - Siem Reap
Siem Reap, das Eingangstor zur Vergangenheit Kambodschas, zum Herzen des machtigen Khmerreiches von Angkor. Die Stadt ist das Zentrum des kambodschanischen Tourismus. Hier wurden schon Luxushotels, Bankhochhauser und Luxusanlagen aller Art gebaut, als der Rest des Landes sich noch von dem blutigen Regime der Khmer rouge erholen musste.
Tagsuber erlebt man noch die alte Beschaulichkeit, wenn aber die Touristenmassen in Bussen und sonstwie von Angkors Anlagen zuruckkehren, dann geht in den Strassen des Ortes die Sonne unter und der Punk ab. Khaosan Road und Mallorca sind wohl fur die Gegend um den Nachtmarkt an der Pub-Street Pate gestanden. Glitzerlicht, Menschenmassen, Alkohol und Partystimmung.
Wir sind von einem gnadenlosen Minivan-Driver, der an seiner blechernen Karre nur 2 Dinge schatzt, das Gaspedal und die Hupe, in einer einem Amoklauf ahnelnden siebenstundigen Fahrt dennoch wohlbehalten am Busbahnhof abgeliefert worden. Dort empfing uns sehr freundlich Sokra, der Tuk-Tuk-Freund von Ben aus Kratie, und brachte uns in "Mom's Gh" im Zentrum von Siem Reap. Das Gh liegt mit 25 USD mit Fruhstuck und allem Komfort an der Obergrenze unseres Budgets, wird uns aber sicher die Tage hier angenehm werden lassen, zudem es neben TV und Kuhlschrank sogar einen Pool im Garten besitzt.
Die meisten Besucher, die Kambodscha besuchen, kommen in erster Linie, um das Weltkulturerbe Angkor Wat und die anderen Tempelruinen zu sehen. Das Reich der Khmer, gestutzt auf ausreichende Wasservorrate aus dem Tonle Sap, dem grossten Binnensee Asiens, und den vielen kunstlich angelegten Barays, riesige Wasserreservoirs im ganzen Gebiet und fruchtbarem Ackerland mit 3 Reisernten pro Jahr, konnte eine grosse Bevolkerung ernahren.
Und so bauten die Khmer-Konige seit dem Jahr 802 mit dem Aufbruch Jayavarmans II. nach Phnom Kulen eine Vielzahl von Tempeln in der Hauptstadt des Reiches. Nach dem Tode Jayavarmans VII. , dem grossten aller Tempelbauer, endete 1249 die Blutezeit der Khmer und ihr Niedergang begann, bis im Jahre 1431 die Siamesen Angkor Thom plunderten und das Reich unterging. In den etwas mehr als 400 Jahren wurden in dem 300 qkm grossen Gebiet zwischen Tonle Sap und den Kulen Bergen grossartige Tempelstatten gebaut, die spater im Dschungel unterzugehen drohten und erst im 19. Jahrhundert wieder neu entdeckt und 100 Jahre danach den Menschen zuganglich gemacht wurden.
Gemeinsam mit Horst und Gabi, die heute Abend im Gh ankommen sollen, wollen wir diese faszinierenden Kulturstatten in mehreren Anlaufen erkunden.
03.03.2013 (Herzliche Gluckwunsche zum Geburtstag, lieber Fiffi!!!) - Angkor Wat
Tuk-Tuk-Fahrer. Seither sind wir namlich auch mit Horst&Gabi zusammen, die neulich am Abend tatsachlich und wie selbstverstandlich aus einem Minivan kletterten.

Gemeinsam haben wir jetzt in drei Tagen Angkor erkundet.
Das Dumme war nur, dass mit uns auch noch ein paar wenige ahnliche Ideen hatten. An
Spitzentagen drangeln sich inzwischen 100 000 – 170 000 Menschen in den Tempeln, treten sich mit einem Sorry in vielen Sprachen (vor allem chinesisch) auf die Fusse oder stehen sich demonstrativ im Fotomotiv, in tausenden Bussen und Minibusssen, in Kolonnen von Tuk-Tuks nach Angkor Wat oder dem Bayon herangekarrt.
Aber: Nur wenige Orte auf der Erde können es mit der Faszination und Schönheit
von Angkor aufnehmen – dem Herz des großen Khmer-Reiches, das sich vom 9. bis
13. Jahrhundert in Indochina ausdehnte.
Die Könige der Khmer nutzten die Natur der Ebene um den Tonle Sap und ließen ein gewaltiges Netz aus Becken, Kanälen und Reisfeldern schaffen. Diese Anlagen sicherten
nicht nur das Überleben des millionenstarken eigenen Volkes, sondern lieferte auch genügend Überschüsse, um die zahlreichen Bauten zu finanzieren.
Sie waren kenntnisreiche Kriegsherren, die sich auf das indische Königsrecht, aber auch
auf den lokalen Ahnen- und Geisterkult beriefen.
Ihre monumentalen, pyramidenförmigen Tempel sind Abbilder des hinduistischen Berges
Meru, umgeben von großen Wasserbecken, die symbolisch den Urozean repräsentierten.
Unser Lieblingstempel der riesigen Tempelwelt rund um Angkor Wat ist zweifellos
Ta Phrom. Bei ihm kann man sich gut vorstellen, wie die meisten Tempel wohl
ausgesehen haben, als sie der französische Forscher Henri Mouhot in den 60iger
Jahres des 19. Jahrhunderts „entdeckte“. Mächtige Wurzeln von Urwaldbäumen,
Kapokbäume und Würgefeigen, überwuchern die Ruinen der Tempel.
Dann stehen wir vor Angkor Wat.
Die Tempelanlage ist allein wegen ihrer Größe von 1500 mal 1300 Metern beeindruckend. Der die Anlage umfassende Wassergraben ist 250 Meter breit, der zentrale Turm fast 60 Meter hoch.
Aber nicht das Monumentale, sondern die filigrane Ausführung und die Detailverliebtheit, die das riesige Gebäude nie klobig oder plump erscheinen lassen und der Anlage eine
luftige Leichtigkeit geben. Hier symbolisieren die Prang genannten Türme den Weltenberg Meru und gleichzeitig auch die hinduistische Dreieinigkeit Vishnu, Shiva und Brahma.
Die Hitze aber ist zu gross, die Kleidung nach kurzester Zeit schweissnass, so
dass wir mehr im Schatten sitzend die Gruppen chinesischer, koreanischer und
japanischer Reisegruppen beobachten und studieren und nur noch wenige Blicke
fur die grandiosen Steinmetzarbeiten der Reliefs haben, die wie ein in Stein
geschlagenes Geschichtsbuch auf uns wirken.
Aufgrund der Lichtverhältnisse gilt der frühe Vormittag als die beste Zeit für den Besuch
der nach Süden ausgerichteten Palastanlage von Angkor Thom, in der seit dem zehnten Jahrhundert 14 Khmer-Könige herrschten. Als wir uns dem Südtor nähern, sehen wir zuerst ein Gesicht, das in fünf Meter Höhe an der Spitze eines Laterittores in der Morgensonne glänzt. Das erste in Stein erstarrte Lächeln der Khmer.
Darunter blitzte jedoch eine gigantische Blechlawine weisser Busse und
Minibusse, die sich gegenseitig den Weg und die Sicht versperren – und und
schlagartig die Lust auf weiteren Genuss dieser Art raubten.
So begnugten wir uns mit den Anlagen der einstigen Grossstadt – Bophoun, der Staatstempel, die Elefantenterrasse und die Galerie des Leprakonigs, was aber ebenso
beeindruckend war.
Das quirlige Leben der ehemaligen Metropole wird eindrucksvoll in den Steinreliefs des Bayon dargestellt, die wir heute in aller Fruhe anschauen wollten. Die Tage zuvor waren die Menschenmassen zu gross und die Hitze unertraglich und zwang uns zu grossen Pausen oder auch zum Abbruch der Kultour. Daher wollten wir den Bayon um 6 Uhr in der Fruhe geniessen. Die Gotter aber haben einen seltsamen Humor.
Genau in dem Moment, als wir den Staatstempel erreichten, - die Dammerung war noch nicht abgeschlossen und zu unserer Freude hatten mit uns nur wenige den Weg hierher
gefunden – begann es zu regnen. Ein einstundiger Tropenregen ging auf den Tempel des Lachelns nieder, schaffte eine gespenstische Stimmung und ertrankte das steinerne Lacheln. Im Gegensatz zu den sonstigen trockenen und heissen Zeiten, demonstrierten die Regengusse jedoch sehr schon, welcher Gefahr die Tempel und die kostbaren Reliefarbeiten in der Regenzeit ausgesetzt sind.
An den quadratisch angeordneten Einfassungsmauern des Tempels Bayon mit seinen über 200 Gesichtern des in Stein gehauenen Lächeln der Khmer finden sich auf mehreren hundert Metern in Stein geschlagene Flachreliefs zum Leben der Khmer und ihrer Religion. Dargestellt werden die Schlachten mit den verfeindeten Cham, überschwängliche Siegesfeiern, Jagdszenen, Bilder vom hinduistischen Berg Meru und dem „Kirnen des
Milchozeans“, Szenen aus dem Alltag der Khmer, Legenden des Leprakönigs und vieles mehr.
All dies ist den Anfeindungen des Klimas in der Regenzeit schutzlos ausgeliefert und man benotigt nicht sehr viel Phantasie, um sich vorzustellen, was in wenigen Jahren mit dem Weltkulturerbe geschehen wird.
Eigentlich wollten wir morgen uber den Tonle Sap bis nach Phnom Penh fahren. Leider verkehren die Boote in der Trockenzeit nur sehr sporadisch und im Moment hat der See nur noch wenig Wasser, weshalb wir auf die interressante Fahrt vorbei an den Schwimmenden Dorfern mit den notdurftig gezimmerten Hutten aus Bambus und Holz und Blech verzichten mussen.
Neben dem Mekong ist der Tonle Sap in der Regenzeit und in den ersten drei Monaten der Trockenzeit der wichtigste Wasserweg Kambodschas und die Lebensader des Landes.
Jedes Jahr zur Hochwasserzeit im Juni ändert der etwa 200 Kilometer lange Fluss aufgrund der vom Mekong nachdrängenden Wassermassen seine Fließrichtung und bringt dringend benötigtes Wasser in die nach der Trockenzeit ausgedörrte weite Ebene zwischen Phnom Penh und Siem Reap. Die Fläche des von ihm gespeisten, gleichnamigen Binnensees wächst von 3000 auf 10 000 Quadratkilometer, der Wasserspiegel steigt um bis zu sieben Meter. Für die Region bringt die alljährliche Flut nicht nur Wasser zur Bewässerung der Reisfelder, sondern auch einen Fischreichtum, der in Asien seines Gleichen sucht.
Also werden wir die Hauptstadt am Tonle Sap und Mekong mit dem Bus ansteuern.
Phnom Penh, die kambodschanische Hauptstadt, hat sich in den letzten Jahren die Fassade einer glitzernden Metropole angelegt. Zumindest am Ufer des Tonle Sap mit der neuen und schmucken Uferpromenade bis hinunter zum goldglanzenden Konigspalast, der aussieht, als hatte das Land im Lotto gewonnen. Dort gegenuber liegt auch das Hotel, in dem wir vier uns sehr zentral einquartiert haben. Zeitweilig erinnert die Flaniermeile am Fluss mit den teuren und edlen Restaurants und Boutique-Hotels an die Stadte der Cote d'Azur. Aber nur wenige Schritte weiter schimmert noch das alte Phnom Penh, der verruchte Moloch hervor. Gerne wird er verdeckt von der Neonwerbung westlicher Produkte.
Schnitt:
Am 17. April 1975 rückte die Guerilla der "Khmer rouge"in die Hauptstadt des Landes vor. Die Sieger wollten einen neuen Himmel auf Erden schaffen und als Vorgeschmack darauf wurde die gesamte Bevölkerung aus der Stadt gejagt und Phnom Penh vollkommen geräumt. Nur 40 000 Auserwählte durften bleiben. Die Nationalbank wurde in die Luft gesprengt, das Geld, Millionen von Banknoten, den Ratten überlassen, die Tempel geplündert und geschlossen, die Mönche vor die Tür gejagt oder ermordet. Die Theorie dieses Raketenstarts zurück in die Steinzeit war von einer Clique lebensferner Intellektueller ersonnen worden. Mehrere von ihnen, wie Pol Pot, Khieu Samphan und Ieng Sary, hatten in Paris studiert. Ihre Ideen waren rigoros und radikal und obwohl keiner von ihnen jemals auf einem Reisfeld geschuftet hatte, wurden die Massen auf die Felder beordert, um Reis anzupflanzen. Seit Jahrhunderten nämlich war der Reisanbau die Grundlage für die stolze Zivilisation der Khmer gewesen. Doch nun sollte das Volk sämtliche Grenzen sprengen und den Ertrag vervielfachen. Von Sonnenaufgang bis – untergang arbeitete die Bevölkerung in Kollektiven bei erbärmlicher Verpflegung. Denn der Großteil der Ernte wurde an China geliefert. Währenddessen verendeten die Kambodschaner wie die Fliegen. Überarbeitung, Hunger, Erschöpfung, Krankheit und Tod – fünf Stichwörter in der richtigen Reihenfolge. Dazu kamen die Hinrichtungen. Viele Intellektuellen starben, weil sie Brillen trugen.
Wieder zuruck in der Gegenwart: Vor uns liegt Tuol Sleng, in der paranoiden Geheimsprache der Roten Khmer auch S 21 genannt. S stand für Sala oder Saal, während die 21 die Kodenummer für Santebal war, die Geheimpolizei des Regimes. Santebal war eine gefürchtete Organisation, die an dieser Stelle, hinter den hohen Mauern, ihr Hauptquartier hatte.
Hier wurden tausende gefoltert und mit bestialischen Methoden ermordet. Der grosste Teil aber der Insassen, etwa 80 % kamen aus den eigenen Reihen und so frass auch hier die Revolution ihre Kinder. Unter der Folter erzwungene Gestandnisse brachten neue "Verrater"oder "Spione" ans Messer. Und weil dieses Gefangnis geheim gehalten werden musste, wurden alle Gestandigen umgebracht.
Seltsamerweise sind Diktatoren oft sehr gewissenhaft, wenn es darum geht, die eigenen Verbrechen zu dokumentieren. Pol Pot war in dieser Beziehung keine Ausnahme. Jeder Gefangene des S-21 wurde fotografiert. Die angstvollen Blicke der Männer, Frauen und Kinder kann man heute im Museum betrachten. Die Fotos ähneln fatal denen von Ausschwitz-Birkenau.
Der Prozess gegen "Duch", den Direktor des Gefangnisses, brachte eine Charaktere mit einer eigenartigen Mischung aus Idealismus, Gerechtigkeitsgefuhl, Disziplin und Gehorsam "Angkars" gegenuber ans Tageslicht, die ohne Nachdenken, vielleicht mit inneren Skrupeln, die schrecklichsten Morde befahl.
Es ist unfassbar. Etwas mehr als 30 Jahre nach dem riesigen Blutbad befinden sich einige der Mörder noch auf freiem Fuß und erfreuen sich angenehmster Lebensumstände. Manche wohnen in vornehmen Villen, umrahmt von Palmen und Bougainvillea. Es ist leider eine Tatsache, dass viele, die in Kambodscha heute noch das Sagen haben, einst Mitglieder der Roten Khmer waren. Der aktuelle Ministerpräsident Hun Sen ist nur ein Beispiel.
Nuon Chea, einer von Pol Pots Handlangern, oder Khieu Samphan, der allzeit lächelnde Staatspräsident des Terrorregimes, genossen beide den Lebensabend in der Kleinstadt Pailin an der Grenze zu Thailand, Ieng Sary, der frühere Außenminister, hielt sich abwechselnd in seinen beiden Prunkvillen in Phnom Penh und Bangkok auf, bevor ihnen 2010 der Prozess gemacht wurde. Und die „zivilisierte „ Welt schweigt zu dieser schreienden Ungerechtigkeit. Warum bloß?
Am letzten Morgen lassen wir uns durch die boomende Innenstadt hinaus durch die staubigen und schnmutzigen Vorstadte mit einem Tuk-Tuk chauffieren, etwa 15 km sudwestlich nach Choeng Ek. Dort liegen die legendaren "Killing Fields", in denen Zigtausende von den Roten Khmer drangsaliert und ermordet wurden. Ein beangstigender Ort. Dem Besucher wird mit einer Audiotour sehr eindringlich die brutale Vorgehensweise solcher Volker- und Massenmorde nahegebracht. Man steht ohnmachtig vor dem Grauen, das der Mensch dem Menschen antun kann, wenn seine Macht unkontrolliert ist. Die Reihe solcher Orte ist leider viel zu lang. Fur die Geschichte Kambodschas ist dieser Ort die Dokumentation eines Traumas. Wenngleich an manchen Stellen des Geschichtsganges die zumindest fragwurdige Rolle des Westens in diesem Drama elegant ausgeklammert wurde.
So die Frage, weshalb die USA, Thailand, Grossbritannien, Frankreich und Deutschland u.a. die nach der Besetzung Kambodschas durch Vietnam gebildete Regierung unter Hun Sen nicht anerkannen wollte und stattdessen der Oppositionsregierung im Exil unter Sihanouk und den Roten Khmer (die im Dschungel an der Grenze zu Thailand untergekrochen war) zu einem Sitz bei den Vereinten Nationen verhalfen? Oder warum die USA, Thailand und Grossbritannien die Soldaten der Roten Khmer auf thailandischem Gebiet ausbildeten und mit Waffen und sonstigem versorgten?
Obwohl wir asiatischen Verkehr aus Sri Lanka, Indien, Laos und Thailand gewohnt sind, erschrecken wir dann doch, wenn uns ein Auto, ein Motorrad oder ein Cyclo, die lokale Version einer Fahrradrikscha, mit der jeweiligen Höchstgeschwindigkeit direkt entgegen rast. Besonders zur Verwirrung tragen die unzähligen Motos bei, jene laut knatternden Motorroller, die wie aus dem Nichts auftauchen und sich durch ihren Fahrstil in unsere Erinnerung einbrennen. Auf einem der Roller, der uns beinahe eine Breitseite verpasst, sitzen vier Personen und ein großer weißer Hund lehnt herrisch über der Lenkstange.
Am Abend ist die Uferpromenade bevolkert mit flanierenden Menschen, Joggern, Liebesparchen und zu scheppernder, lauter Musik aus dem Riesenlautsprecher verrenken hunderte von Hausfrauen ihre Glieder bei der Gymnastik.
Frauen mit Reisigbesen, dem obligaten Mundschutz und dem Strohhut rucken dem Strassenstaub systematisch und in Reihe auf den Pelz. Eine Kuche auf Radern fahrt knirschend vorbei. Ein rollendes Wunderwerk, ausgestattet mit Topfen und Pfannen, Blechbehaltern und sogar mit Holzkohlegrill. Auf diesem liegen knusprig gebratene Fische in einer langen Reihe, ein Obdachloser wickelt sich murrisch aus seiner schmutzstarren Decke. Arbeit ist in dieser Stadt nicht so leicht zu finden. Also ist jetzt wieder die Zeit zum Betteln, wenn die Touristen zur Happy Hour sich lassig in ihren Korbsesseln rakeln und ihre Cocktails oder Biere einnehmen. Fur die Armsten der Armen ist Betteln eine Notwendigkeit.

Und der Verkehrsfluss der Hauptstadt ist, um es positiv auszudrücken, sehr kreativ. Kein Verkehrsteilnehmer hält sich an Regeln, an Kreuzungen wird nicht angehalten, man setzt sich durch und bremst nur im allerhöchsten Notfall kurz ab, um sofort wieder durch neues Gasgeben Lücken auszunutzen und das Schlachtfeld als stolzer Sieger verlassen zu können.
WEITER GEHT ES IM KAPITEL "VIETNAM"